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Dienstag, 09.09.2014

Tag 18 - Unerwartete Endposition

Eylie → Col de l'Arech → Clot du Lac → Col de l'Artigue → Pla Lalau → Aouen → Cabanna d'Eliet

Der heutige Tag brachte mal wieder ein paar Ueberraschungen hervor. Aber ich moechte nicht alles vorwegnehmen. Auf jeden Fall bin ich weiter als erwartet und das wird wohl oder uebel morgen Probleme bereiten.
Blick vom Gite nach Eylie

Zum Abendessen mussten wir ein bisschen durch das Dorf laufen. Das Essen an sich war gestern auch ganz gut. Erst gab es Salat mit Pilzen, danach reichlich Fleisch mit Kartoffelzeug und zum Abschluss einen Rhabarberkuchen fuer mich. Die 4 anderen bekamen warum auch immer etwas anderes. Der Kuchen schmeckte irgendwie so, wie wenn ihn jemand im Kuehlschrank neben einen Stinkerkaese gestellt haette. Aber sonst war's ganz gut. Dazu holte ich mir fuer 5 EUR einen Liter wohl selbstgepressten Apfelsaft, der gar wunderbar schmeckte. Danach holte ich mir gleich noch einen Liter, ja, ich hatte tatsaechlich kein Bier, und dann musste ich doch schnell auf die Toilette rennen, da das Zeug meinen Darm durchraeumte. Das hatte ich zwar schon bei der Bestellung der zweiten Flasche befuerchtet, aber das Zeug war einfach sau lecker. Dann schmiss ich eben 2 Pillen Immodium rein. Der Apfelsaft war ja nichts schlechtes fuer meinen Koerper sondern nur etwas Ungewohntes. Beim Essen nahmen auch noch 3 Spanier oder Italiener teil. Woher die kommen, konnte ich nicht genau feststellen und ich wollte es auch nicht. So eine ungehobelte Bande habe ich ja schon seit langem nicht mehr erlebt. Keine Begruessung und zum Abendessen setzten die sich an's andere Tischende und schoben auch das Tischgeschirr zum anderen Ende. Dann plaerrten die wieder mal lautstark los wie ich es eben von Italienern und Spaniern gewohnt bin. Gegen 10 Uhr gingen der Englaender und ich dann in's untere Lager. Die anderen 3 wurden oben einquartiert.
Die Sonne kommt heraus

In der Frueh klingelte kurz vor 7 Uhr der Wecker und wir standen auf. Ich hatte sogleich alles hergerichtet und ging wieder zu dem Essensraum durch das Dorf hoch, wo es Fruehstueck gab. Selbstgemachte Marmelade ist ja mal wirklich etwas Neues und sehr leckeres. Dazu gutes Brot. Eine Thermoskanne voll mit heisser Milch und daneben Schokopulver zauberte mir auch ein paar Tassen heisse Schokolade auf den Tisch. Dann ging's wieder zurueck zu der Unterkunft wo schon wieder die anderen 3 herumplaerrten. Zusammengepackelt war relativ schnell, da ich wie ueblich schon das meiste am Abend zuvor vorbereitet hatte und so startete ich in die heutige Etappe.
Eine weitere Minenanlage

Der Weg fuehrte erst mal auf gleicher Hoehe weiter den Hang entlang. Der Englaender gab mir noch den Tipp, dass ich den als nicht-GR10 Weg markierten Weg folgen sollte, da der andere Weg nur eine Umleitung wg. einer baufaelligen Bruecke darstellte. Ein paar Minuten spaeter ging ich auch ueber diese baufaellige Bruecke und kam zur Abzweigung von vielen rot-weiss Markierungen. Der zu dem naechsten Col folgend gelangte ich sogleich zu einer weiteren und schon bog der Weg nach links auf einen Wanderpfad ab und dieser hatte es wirklich in sich. Sehr, sehr steil stieg dieser Weg an und ich hatte Probleme, mit meinen Schuhen Halt zu finden, da die Sohle an der Spitze ja schon abgerissen war und von Profil vorne auch nicht mehr die Rede sein kann. Durch den Regen gestern Abend war auch dieser Weg wieder sehr matschig, was die Sache nicht besser machte. Dann beruhigte sich die Steigung des Wanderweges aber wieder und lief "angenehm" aufsteigend weiter nach oben. Interessanterweise sind die ersten Schritte am Morgen, die am strapazierendsten sind. Erstens ist es verdammt anstrengend in der Frueh Sport zu betreiben und bei einem solch steilen Aufstieg spuehrt man jede Faser in seiner Wade. So, nun ist es wieder Zeit fuer eine Fussmassage... Fertig. Die Sonne versteckte sich wie ueblich noch hinter dem Berg, weshalb ich lediglich von dem Tempo in's Schwitzen kam. Mein Hut baumelt uebrigens an einer Oese an meinem Rucksack. Wenn ich diesen nicht als Sonnenschutz benutze, verwende ich diesen als Schweisswischtuch. Das fuehrt natuerlich dazu, dass er jeden Abend grauenhaft nach Schweiss stinkt, aber ansonsten wuerde mir der Schweiss in die Augen laufen, was sicher schlimmer ist. Viele Kehren zogen sich hier nach oben ueber die Farnfelder. Auf der Karte war wie ueblich nicht ganz so viel davon zu sehen und gestern raetselten wir auch schon, wo denn der Weg hochsteigen und ueber den Berg fuehren wuerde. Es gab hier und dort mal Abzweigungen, von denen ich wusste, was denn die genaue Hoehe war. Diese gaben mir auch den gewissen Ansporn, sehr schnell hochzulaufen. Weiter oben fand ich auch wieder eine interessante alte Anlage der Minenarbeiter vor welche zum Transport von Material verwendet wurde.
Oben angekommen wollte ich diesen Wanderweg weiter entlanglaufen um dann nach rechts abzubiegen, wenn ich nicht den anderen Wanderer getroffen haette...

Am Col de l'Arech angekommen lief ich diesem weiter entlang, da dies mir eine abbiegende Markierung so anzeigte. Auf der anderen Seite des Tales konnte man auch schon auf etwa gleicher Hoehe den anderen Uebergang sehen, ueber den ich heute auch noch rueber musste. Das waren zweimal ca. 600 bis 800 HM, die zu schaffen waren. Dann kam mir ein seltsam aussehender Franzose entgegen. Als ich ihn dann fragte, ob er zum Atlantik geht, meinte er nein, sondern zum Mittelmeer. Er uebernachtete bei der Huette hier oben am Col und kam deshalb wohl aus der "falschen" Richtung. Mein Argument, dass dort hinten wohl der GR10 runtergehe, sah er aber nicht ein und war fest davon ueberzeugt, dass der GR10 genau dort wo ich hergekommen bin absteigen wuerde. Ich fragte noch, ob er hinten irgendwelche Markierungen gesehen haette aber er meinte, dass es dort keine gaebe. OK, wenn er keine gesehen hat und dort auch noch uebernachtet hat, dann wird das wohl auch so stimmen. So stiegen wir erst mal direkt in dem Bereich ab, wo ich hochgekommen war, statt den Grat weiter entlang zu laufen, so wie es auch in der Karte war. Nach ein bis zwei Minuten roch ich auch, dass er gestern wohl auch Feuer in der Huette gemacht hatte. Sein ganzer Rucksack und wohl auch er stanken heftigst nach Rauch. So ganz ist das Kaminfeuer wohl nicht gut gegangen. Vllt. war einfach zuviel Wind. In den Nothuetten sind die Kamine uebrigens offene Feuer, d.h. ohne Ofen der den Rauch etwas zurueckhaelt.
Der Abstieg

Als wir so den seltsamen bisher unmarkierten Wanderpfad weiter liefen rutschte ich dann auch mal wieder aus und es haute mich seitlich hin. So ein Mist. Aber die Schuhe werden noch totgelaufen :-). Nach einer weiteren Minute sagte ich dann zu ihm, dass ich mir sicher bin, dass dies nicht der richtige Weg ist und das sah er dann auch ein. Naechstes mal sollte ich lieber wieder auf mich selbst hoeren als anderen zu glauben, dass hier oder dort der Weg sei und sie keine Markierungen gesehen haetten. Der Kerl sah aber auch seltsam aus. Ein absolut verdreckter Rucksack und so ein seltsamer Strohhut, der ihm beim geringsten Windstoss einfach davonfliegen wuerde. Er wollte uebrigens auch zum Mittelmeer laufen, war bisher aber 28 Tage unterwegs, da er angeblich auch noch hier und dort einen Gipfel mitnimmt. Er sagte mir auch, dass der September die beste Zeit fuer den GR10 sei, da es in diesem Monat am wenigsten regnet. Dem kann ich in der Tat nicht widersprechen, da ich bisher mit dem Regen absolutes Glueck hatte. Ich beschloss dann, querfeldein zu der anderen Cabane (das sind uebrigens Schaeferhuetten, die auch als Nothuette genutzt werden koennen) querfeldein abzusteigen und er tat's mir dann gleich. Dann liefen wir noch ein bisschen die Schotterstrasse entlang bis der GR10 gleich nach rechts abzweigte. Der Kerl war einfach seltsam und ich wollte ehrlich gesagt nicht wirklich etwas mit ihm zu tun haben.
Der Farnwiesenabstieg

Der Weg verlief mal wieder ueber eine Farnwiese bergab und machte wieder gar unzaehlige Kehren. Es gab sogar manche, bei denen der Wanderweg wieder nach oben stieg. Sowas erwarte ich vllt. in der Hoelle, aber nicht auf einem Weitwanderweg. Deshalb beschloss ich irgendwann, den direkten Abstieg zu waehlen und gelangte so sehr, sehr schnell bergab. Nach ein paar Minuten Abstieg verlor ich den Franzosen auch fuer immer aus den Augen was sicherlich gut war. Der Weg ging dann in ein Waldstueck ueber und schlaengelte sich bei diesem bergab. Die Berge in diesem Gebiet sind wirklich relativ steil. Die 700 oder 800 HM Abstieg waren aber relativ schnell geschafft und kurz nachdem ich an der Abzweigung zur Grauilles Huette vorbei kam, fuehrte mich der Weg aus dem Waldstueck heraus auf eine Wiese mit weidenden Pferden. Dort begegnete ich auch 3 Pferdeliebhabern, die diese zusammenriefen. Warum weiss ich nicht, weil ich gleich weiter bin. Der Himmel war immer noch etwas bewoelkt und ich war mir wg. dem Wetter nicht ganz sicher. Ich wollte nur ungerne im Regen wandern. Der darauf folgende Weg durch den Wald war wohl teilweise mehr Matsch als Weg. Einmal bin ich mal wieder knoecheltief mit beiden Schuhen versunken, konnte meine Schuhe aber gleich in einem Bach etwas sauberwaschen. Der weitere Anstieg verlief zuerst wieder ueber einen Wald in vielen Kehren nach oben, bis ich wieder auf einer Wiese weiter aufsteigend alsbald bei der Cabane Besset ankam. Dort war auch schon ein Wanderer der Pause machte und ich selbst hatte auch vor, dort zu Pausieren. So kamen wir etwas in's Gespraech und er meinte, dass er gestern in der Grauilles Huette dort unten uebernachtet haette und es dort eine Maus gegeben haette. Ja, das ist ganz sicher nichts angenehmes so eine Maus... Davon kann ich aus der Rauchhuette vom GR11 Geschichten erzaehlen :-).
Die Huette bei der ich noch eine Pause machte

Wie auch immer war er hier im Urlaub und machte ein paar Tage den GR10 als Selbstversorger. Ihm schien auch das Essen auszugehen und so konnte ich ihm sagen, dass es im naechsten Tal hinter dem Buckel wo wir hinlaufen werden eine neue Huette gibt, bei der er sicher auch Brot und anderes Zeug einkaufen koennte. Irgendwann brach er auf, er ist uebrigens Belgier, und wir verabschiedeten uns mit den Worten, dass wir uns spaeter wiedersehen. Der machte einen ganz anderen Eindruck als der seltsame Franzose von vorhin... Naja, wie auch immer genoss ich noch ein bisschen die Sonne, welche hier ab und zu zwischen den Wolken herauslugte, belegte mir ein Baguette mit der leckeren Raeucherwurst die ich vor ein paar Tagen einkaufte und verputzte das dann auch gleich, holte mir nochmal frisches Quellwasser, da es hier eine frische Quelle gibt, und machte mich an die restlichen 200 HM Aufstieg die fuer heute geplant waren. Ueber die Farnwiesen weiter hochsteigend gelangte ich dann zu einer Herde Schafe, die am Uebergang weideten und vorbei an der Cabanne beim Clot du Lac, die von innen im Vergleich zu den anderen heute betrachteten sogar einen ganz guten Eindruck machte, stieg der Weg dann mit einer Markierung angezeigt erst mal steil ueber einen felsigen Weg ab. Die andere Bergseite schaute ich mir erst gar nicht genau an, da diese ja erst morgen drankommt und ich auf meiner Karte diese auch nicht sichtbar hatte, da ich die Karte seit ca. 2 Wochen in der Umhaengeklarsichtfolie trage bei der die Karte super geschuetzt ist. Allerdings muesste ich diese zum Umblaettern erst umstaendlich aus der Folie nehmen.
Schlafendes Schaf

Der Abstieg verlief erst mal rechts den Berghang entlang und ging mal kurz zu einem Aufstieg ueber, verlief dann aber doch ueber Graswiesen in sehr grossen Kehren herunter. Ein paar von diesen Kehren kuerzte ich auch ab. Das ist zwar nicht gerne gesehen, angeblich wegen Erosionsproblemen und wg. der Zerstoerung der Natur aber ich sehe ehrlich gesagt nicht, warum ich als eine der wenigen Personen die hier heute laufen mehr kaputt machen sollte als die zig Schafe, die hier wohl den Sommer ueber weiden und alles zuscheissen. Wie auch immer gelangte ich so relativ schnell bergab und lief in einiger Distanz auch an einer sehr kleinen huebschen Huette vorbei, welche diejenige haette sein koennen, welche fuer die gerade laufende Etappe als Endziel vorgeschlagen wurde oder es war die weiter unten, welche gleich 2 Raeume besass. Allerdings machte diese nicht einen so gemuetlichen Eindruck. Ich habe aber keinen Blick in die kleinere weiter oben geworfen. Nachdem mich die weiteren Markierungen an Holzpfaehlen wieder mal ueber eine Wiese links in einen Wald geleitet haben, zog sich dieser Weg ueber sehr feuchten Boden wieder mal mit vielen Kehren nach unten und schon war ich auch unten im Tal angekommen. Das war das geplante Ende meiner heutigen Wanderung, da es hier ein Gite d'Etape gibt. Dort traf ich auch den Belgier wieder den ich fragte, warum er denn nicht zum Gite gegangen ist und er meinte, dass es hier keines gaebe. Doch! Dort hinten meinte ich und verwies auf ein Schild, auf welchem Restaurant stand. Waehrend er noch seine Sachen zusammenpackelte, lief ich gleich weiter da ich so schnell wie moeglich aus meinen Schuhen herauswollte.
Ob das wohl die empfohlene Nothuette war? ...

Das Gite d'etape war kein Gite sondern wie es der Englaender von gestern gesagt hatte, ein sehr modernes Haus und das Gegenteil von dem Gite wo ich heute uebernachtet habe. Es war gerade erst um 14 Uhr, vllt. auch 14:30 Uhr, als ich dort ankam, also viel zu frueh. Dort setzte ich mich erst mal draussen hin, zog die Schuhe aus und ueberlegte mir, was ich jetzt noch machen koennte. Hier bleiben waere zwar OK, aber ich wuerde unnoetig Zeit verplempern und was soll ich hier auch so lange tun? Der Belgier kam bald auch zu dem Tisch und wir quatschten dann noch ein bisschen. Er meinte auch, dass es zu frueh sei um schon zu stoppen und wollte auch weitergehen. Ich meinte, dass die naechste Cabane die Aouen in 600 weiteren HM und ich mir nicht sicher bin, ob ich das heute noch mache, da ich schon meine 1500 HM auf dem Buckel habe und ich auch nicht weiss, ob die Cabane geoeffnet ist. Er meinte dann, dass er auch zelten wuerde aber meine Warnung, dass es dort vllt. keinen Zeltplatz geben wuerde, ignorierte er und stiefelte dann los. Ich selbst chillte noch etwas und genoss das Cola+Bier Mixgetraenk, das ich mir mischte. Als ich dann die Karten an der Wand in der Huette bzw. dem Palast anschaute, fragte mich eine aeltere Dame, ob ich irgendwelche Informationen benoetigen wuerde. Ja! Ist denn die Cabane Besset geoeffnet? Sie meinte dann, dass dem so ist, dass es aber vllt. kein Wasser gaebe. Aber der Fluss nebenan fuehrt doch Wasser? Das konnte sie mir auch bestaetigen und fragte mich noch, ob ich Reinigungsmittel dabei hatte, womit sie wohl das Micropur meinte. Klar! Und so beschloss auch ich, mich an den weiteren Aufstieg zu machen. So spare ich mir morgen immerhin 600 HM Aufstieg.
... oder die?

Allerdings musste ich die Uebernachtung auf der Cabane noch vorbereiten! Das Essen schleppte ich ja schon seit Tagen mit mir herum und ich war froh ueber diese Entscheidung auf einer Cabane zu uebernachten, da das auf dem GR10 vor 10 Jahren auch noetig gewesen waere, da es diesen Palast hier nicht gegeben hat. Auf eines wollte ich aber nicht verzichten: Bier. So kaufte ich 2 Dosen Bier ein, fuellte meine 2 Getraenkeflaschen um sauberes Wasser ohne Micropur zu benutzen mit dabei zu haben und machte mich an den Aufstieg. Nach der Ueberquerung von dem Fluss verlief dieser den Fluss weiter entlang aufsteigend, zog sich dann etwas den Hang weiter oben und verlief dann weiter in guter Distanz zu dem Fluss das Tal weiter entlang den Berg hoch. Bisher war der Wandertag ja relativ unspektakulaer, aber dann kam ich in einen seltsamen Bereich, in dem es sehr viele abgerundete Steine gab durch die ein Weg wohl haendisch mit langen Brecheisen geschaffen worden war. Der Weg fuehrte durch diesen Bereich serpentinenartig nach oben und die ganzen Steine waren auch mit Moos bedeckt. Rechts von dem Serpentinenaufstieg rauschte auch ein Bach herunter, der wohl irgendetwas besonderes sein soll. Was, ist mir nicht ganz klar. Vllt. habe ich bisher aber auch zu viele Fluesse gesehen um noch von einem weiteren mit Wasserfall beeindruckt zu sein.
Seitenansicht von dem Palast

Nachdem ich diese Steinlandschaft ueberwunden hatte, zuengelte sich der Weg ueber weitere Farn- und Gestrueppwiesen weiter hoch und schon bald konnte ich auch die einsame Cabane sehen, die in der Mitte vom Nirgendwo steht. Warum nur gibt es hier eine Cabane frage ich mich. Das ergibt doch ueberhaupt keinen Sinn. Hier koennen nicht einmal Tiere grasen. Noch vllt. 150 HM trennten mich von der Cabane und ich gab nochmal richtig Gas. Dann konnte ich auch schon den Belgier sehen, der vllt. 2 Minuten vor mir bei der Cabane ankam. Diese wurde auf irgendeiner Anhoehe gebaut, welche aus meiner Sicht nicht einmal lawinengeschuetzt war. Aber das ist ja auch nicht mein Problem. Als ich die Cabane inspizierte, hatte ich gar kein gutes Gefuehl. Es gab 2 Raeume. In dem einen Raum war eine alte Matratze auf einem Holzgestell auf dem vllt. 2 Personen Platz hatten und in dem anderen Raum gab es ein Federbett mit einer verranzten Matratze auf der keiner von uns beiden schlafen wollte und noch ein kaputtes Holzgestell. Na Mahlzeit. Einen Kamin gab es auch nicht und ich haette doch so gerne ein offenes Feuer! Das ist wohl eine der ungemuetlichsten Plaetze die ich bisher gesehen hatte. Auch die Quelle hier fuehrte kein Wasser mehr, was aber wg. dem Micropur und dem Fluss kein Problem gewesen waere. Dann schaute ich zum Himmel. Es zogen hier und dort ein paar Wolken auf, aber es gab keinen starken Wind und was ganz wichtig war: Es schien heute die Sonne nicht so stark, als dass es eine richtige Warmfront geben koennte, welche auf eine Kaltfront stossen koennte. So beschloss ich eben, jetzt doch noch die zweite Etappe fertig zu laufen. Lt. meinem Fuehrer waren das noch in etwa 3,5 Stunden zu laufen und ich erwartete, dass ich das in 2 bis 2,5 Stunden schaffen koennte wenn ich mich wirklich beeile.
War das der schoene Wasserfall?

Die Wolken befanden sich momentan ca. 400 HM ueber mir und zogen mehr und mehr so. Da werde ich wohl auch noch ein bisschen in den Wolken laufen muessen, aber ich erwarte einfach, dass die "Standardunterkunft" die im Fuehrer empfohlen wurde, einfach deutlich besser ist als diese Cabane. Zumindest hoffte ich das. Insbesondere, da diese nicht auf einem solch exponierten Platz war. So verabschiedete ich mich von dem Belgier und stuerzte mich in die naechste Etappe. Erst mal gab es weitere 300 HM zu schaffen und ich dachte die ganze Zeit nur daran, dass das insgesamt weit ueber 2000 HM waren, die ich heute wieder mal bergauf laufen werde und ich wohl bald keine Energie mehr haben werde, meine Beine bald schwaecheln werden, ich also wirklich Probleme bekommen koennte. Das eine Snickers aus meiner Kameratasche hatte ich schon beim Aufstieg zu dieser Cabane verdrueckt und allmaehlich bekam ich auch Hunger. Aber mein Koerper hatte die Fresse zu halten. Kann ja nicht sein, dass mein Bauch grummelt, wenn ich noch mind. 2 Stunden wandern muss. So stieg ich wieder weiter und weiter hoch, wobei der Aufstieg relativ angenehm ueber viele Kehren erfolgte. Versehentlich nahm ich anfangs den steilen Aufstieg, der die Kehren querte, was mir aber ein paar Minuten einsparte. Dann hoerte ich auf einmal ein Donnergrollen. Nein, das kann jetzt wirklich nicht sein! Noch nicht! So legte ich eben noch einen Zahn mehr zu. Sollte das Wetter schlimmer werden, koennte ich nach den 200 HM Anstieg immer noch in die nicht-GR Richtung abbiegen, bei der es in vllt. 5 Minuten Entfernung noch eine andere Cabane geben wuerde die ich als Notunterkunft verwenden koennte. Allerdings fuehrte diese lt. meinem Plan kein Wasser. Gedanklich spielte ich beim Aufstieg schon alle Szenarien durch und kam dann letztendlich auch oben bei der Abzweigung an.
Der vermooste Weg

Bisher hatte es nur einmal ein Donnergrollen gegeben und da das Wetter immer noch relativ stabil erschien, auch wenn ich vllt. 50 HM unter den Wolken war, entschloss ich mich, gleich zur naechsten GR10 Cabane weiterzuwandern. Ein Wegweiser zeigte mir auch an, dass der See vor der Huette 1 Stunde und 45 Minuten entfernt sei und das konnte ich doch deutlich schneller schaffen. Dort unten, nach einigen HM Abstieg, waere ich relativ gut vor Blitzen geschuetzt, solange ich mich von dem See fernhalten wuerde. Eilig lief ich den Wanderweg weiter, der nun erst einmal auf gleicher Hoehe weiterverlief. Als ich dann um die erste Bergausbuchtung herumkam, wurde die Situation deutlich besser: Es gab dort keine Wolken mehr und ich konnte "leider" auch das Flachland deutlich sehen. Aber immerhin keine Wolken auf meiner Hoehe oder auch ein paar hundert Meter darueber! Das ist wirklich prima. Gut gelaunt lief ich so weiter. Der Weg fuehrte mal wieder ein paar HM, vllt. 50, bergab und dann wieder bergauf, um die naechste Bergausbuchtung herum und dann war ich auch schon am Col de Lazies, wonach noch weitere 150 HM weiter drueber auf mich wartete.
Die Nothuette Aouen in der ich nicht bleiben wollte

Zuerst wurde ich aber erst mal von einem weissen Schaeferhund angebellt, den am Ruecken wohl eine Kuh angeschissen hat. Dort war naemlich eine richtig grosse Dreckspur zu sehen, wobei ich keine Ahnung habe, wie man nur am Ruecken dreckig werden koennte, ausser mit Hilfe einer Kuh... Den Hund umging ich einfach und er liess mich dann auch schon bald in Ruhe. Das letzte Col das ich fuer heute vermeintlich zu erklimmen hatte, sah ich auch schon in der Ferne und sah auch eine Schafherde die dort rueber spazierte. Na das kann ja ein Spass werden, dachte ich mir. So lief ich noch ein bisschen weiter bergab, bis mich der Weg eben hoch zu dem Col fuehrte und ich dann vor den Schafen stand. Sie wollten runter und ich wollte rauf. Zuerst trat ich etwas zur Seite, vllt. 5 Meter und war der Hoffnung, dass das weit genug sei, sodass die an mir vorbeilaufen wuerden aber nachdem ich 2 Minuten gewartet habe, tat sich nichts. Gut, dann ist es mir auch egal. Ich lief den GR10 weiter entlang und trieb damit die Schafe vor mir her. Und wenn ich die zurueck ueber das Col treibe, ist mir das nun auch egal. Die Schafe aber bogen dann auch endlich mal rechts ab und so konnte ich an diesen vorbeilaufen, hoch zum Col das keinen Namen hatte. Nach wenigen weiteren Schritten konnte ich dann auch den See sehen und war mir nun sicher, dass wg. dem Wetter nicht mehr viel passieren koenne.
Die Wolken hingen schon relativ tief

In der Ferne konnte ich aber etwas unerwartetes sehen, naemlich einen weiteren Aufstieg von vllt. 50 HM, mit dem ich auch nicht gerechnet habe. Die 1:50k Karten sind dafuer einfach zu ungenau, als das beim Ueberfliegen erkennen zu koennen. Beim genauen Hinschauen und mit der Szenerie vor Augen, war mir das dann aber auch klar. Der See selbst war glasklar und tiefblau mit einem Gruenstich. Als ich herunter stieg, gab es hier auch 2 Angler, die hier gerade ankamen und wohl ihr Glueck versuchten. Ob das hier erlaubt ist? Nach den vllt. 200 HM Abstieg ueberquerte ich einen Auslaeufer des Sees ueber eine Steinkette und schon began der letzte Aufstieg von den 50 HM. Meine Fuesse schmerzten mittlerweile natuerlich schon wieder. Es waren ja nicht sooo viele km zu laufen. Vllt. waren es 25 an der Zahl, aber die ganzen HM hauten schon ganz schoen rein.
Beim Abstieg zum See herunter. In der Ferne sieht man den Weg der zur Huette hinter dem Uebergang hochfuehrte

Als ich bei dem Col d'Auedole ankam und auf den Wegweiser schaute, war ich erst einmal ueberrascht: Der GR10 geht nun rechts weg, statt links zur Cabane zu laufen. Die Cabane liegt nun auf einer Variante. Spaeter am Abend fand ich dann heraus, dass der GR10 nun direkt ueber das Col de la Core statt ueber einen Umweg mit ein bisschen Strassenhatsch verlaeuft. Das taugt mir fuer morgen ganz gut.
Die Huette Cabanna d'Eliet

Es waren nur noch ein paar Schritte bis zur Cabane d'Eliet und von der Ferne machte diese auch einen guten Eindruck. Ich freute mich schon richtig darauf. Ich konnte einen Kamin sehen und das Gebaeude sah von aussen auch ganz gut aus. Doch dann traf es mich mit einem Schlag: Die eine Fensterscheibe scheint zu fehlen. Mist. Das wird wohl nix mit einer schoenen Huette. Wenn schon die Fensterscheibe fehlt, wird es drinnen wohl nicht besser aussehen. Als ich die Huette dann aber betrat war ich hoch erfreut. Sie war wohl das genaue Gegenteil von der Huette, bei der der Belgier abgestiegen ist: Es gab unten einen Tisch und Baenke. Dann gab es auch noch einen offenen Kamin mit etwas vorbereitetem Feuerholz. Im Obergeschoss welches man mit einer Leiter erreichen konnte, gab's dann eine Matratze und ansonsten einen Holzboden auf dem ich wohl schlafen werde aus Angst vor Bettwanzen was hier nicht ganz unueblich sein soll. Es gibt hier auch einen Sauftrog, der frisches Quellwasser liefert, allerdings laeuft das Wasser direkt auf Hoehe des Wassers von dem Sauftrog. So musste ich diesen Betontrog hin und her bewegen und das Wasser in Bewegung zum Ueberschwappen bringen bis ich an frisches Wasser kam. Alternativ gibt es auch noch ein Loch in der Leitung direkt neben der Huette. Das ist aber nicht einfach zu zapfen.
Abendstimmung bei der Cabanna d'Eliet

Als Abendprogramm kochte ich erst mal einen Topf voll Tee. Danach kochte ich mir 200 g Nudeln wobei ich feststellen musste, dass ich wohl Eiernudeln eingekauft hatte. Das macht aber nichts. Die geben sicher noch mehr Kraft fuer morgen. Als Sauce gab es die kleine Packung Tomatensauce, die ich auch seit Tagen mit herumschleppe. Sozusagen waren das Ketchupnudeln, aber mit etwas Salz eigentlich ganz gut. Diese verputzte ich auch draussen und schaute mir den Sonnenuntergang an. Leider war das aber auf der sonnenabgewandten Bergseite. Ich machte den Kamin auch schon um halb 8 Uhr an und so sitze ich nun hier in der Huette vor einem herrlichen Kaminfeuer und geniese die Waerme und das Licht in der Huette. Leider wird es aber keine Moeglichkeit geben, dass ich das ganze verbrauchte Feuerholz nachlegen kann, da wohl irgendjemand eine Tanne gefaellt hat, um das Feuerholz zu machen. Aber ich habe schon so oft auf irgendeiner Huette mehr getan, z. B. die Huette sauberer oder mit mehr Feuerholz hinterlassen, sodass ich das jetzt auch mal OK finde. Aber ein gutes Gefuehl ist das nicht... Auf jeden Fall ist noch mehr Holz fuer 2 weitere Abende vorhanden.
Das herrliche Kaminfeuer in der Huette

Die offene Fensterscheibe ist nun auch repariert, indem ich die Plexiglasscheibe dort wieder angebracht und mit einem Stein befestigt habe. Achja, meine Wurst wollte ich auch noch in das Nudeltomatengericht schnippeln. Nach einem Bissen von dieser entschloss ich mich aber, diese lieber wegzuschmeissen. Mittlerweile hat diese ein bisschen seltsam geschmeckt. Das Abendrot selbst war bezaubernd anzuschauen. Auch der Vollmond ist rot erleuchtet erschienen. Ich bin gerade so nahe am Flachland, dass ich sogar die Beleuchtungen in den Staedten sehen kann. Und im uebrigen war es eine prima Idee, die 2 Bier mitzunehmen :-). So, dann gute Nacht. Es ist schon kurz nach 11 Uhr und ich habe morgen eine sehr, sehr lange Etappe vor mir, wenn ich das so durchziehe wie geplant. Anders wuerde es keinen Sinn ergeben und ich waere schon vor 12 Uhr fertig.