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Sonntag, 24.08.2014

Tag 2 - Geroell und anstrengender Abstieg

Zeltplatz → Ainhoa → Col de Troi-Croix → Esteben (Col de Veaux) → Col de Mehatche → Arouchia → Bidarray
Frueher Start auf steinigem Weg

Wieder mal bin ich etwas vor dem Wecker aufgewacht. Der Morgentau hat auch mein Zelt von innen befeuchtet. Wobei es nicht der Morgentau alleine war, sondern auch der Nebel der sich draussen angestaut hatte. Nachdem der Wecker klingelte und es immer noch stockdunkel war, machte ich mich mit der Stirnlampe an's zusammenpackeln. Das noch leicht feuchte Zelt entwaesserte ich wieder mal mit meinem Handtuch und packelte dann alles zusammen. Ein Fruehstueck gab es heute nicht, da ich gestern kein Brot und keine Wurst am Zielort einkaufen konnte. Dieser Campingplatz ist einer der wenigen, die keinen kleinen Einkaufsladen haben. Noch in der Dunkelheit brachte ich mein Zeug etwas hoeher zu den Waschraeumen und nach dem Zaehneputzen wollte ich dann die Toiletten benutzen, musste aber feststellen, dass dieser Zeltplatz wieder mal kein Klopapier hatte. Das kann doch nicht wahr sein. Meinen letzten Vorrat an Klopapier wollte ich aber nicht dafuer verwenden und beschloss dann einfach so auf gut Glueck loszumarschieren. Leider war auch meine Wanderhose noch nass. Diese waschte ich ja gestern noch, da diese mittlerweile sehr stark miefte. Da diese aber noch pitsch-nass war, haengte ich diese zusammen mit den anderen Sachen an meinen Rucksack.
Die Sonne kam heraus und blendete mich

So startete ich die heutige Etappe als einen "pants Day", den ich schon beim GR11 zusammen mit Julie wg. einer trockenen Hose machen musste. Der Nebel verschwand auch schon ein paar Minuten nachdem ich die heutige Etappe startete. Der GR10 war nach ein paar Minuten wieder erreicht und die Teerstrasse aenderte sich dann bald in einen Schotterweg, bei dem rechts davon ein etwas hoehergelegter Gehsteig gelegen war. Als der Weg dann nach rechts abbog, war nur noch der Gehsteig vorhanden, der leider aus Steinen gebaut wurde und jeder Schritt relativ unangenehm war. Ich hatte naemlich wieder mal beschlossen, den Tag in meinen Sandalen zu starten. Abwechselnd fuehrte der Weg ueber Teerstrasse, mal ueber eine vielbefahrene Strasse, ueber Schotterwege, dann kurze Wanderwege weiter. Alle paar hundert Meter zweigte der Weg ab und mir blieb ja auch nichts anderes uebrig, als den Markierungen zu vertrauen. Die Sonne stellt in der Tat ein Problem dar, da ich jetzt in der Richtung vom Atlantik zum Mittelmeer von dieser im Morgen immer geblendet wurde. Gerade jetzt, wo ich die kommenden 3 Stunden wirklich noch im Flachland laufe, schien mir die Sonne direkt in's Gesicht. Und das habe ich jetzt jeden Morgen... Schon von Anfang an hoerte ich mit meinem Handy Musik. Das hilft tatsaechlich irgendwie, allerdings vergeht die Zeit dann etwas langsamer. Meine Schaetzungen des bisher gelaufenen Weges waren deutlich zu gering, als ich meinte kurz vor dem Ende zu sein, aber erst die Haelfte des Weges gelaufen bin. Nach sehr vielen Abzweigungen verlief der Weg dann entlang eines huebschen kleinen Flusses. Anhand der Spuren im Matsch stellte ich aber bald fest, dass diese Strecke kein Wanderweg sondern eine Motocrossstrecke war, bei der ueber Vertiefungen sogar Sprungschanzen gebaut wurden. Das darf doch wohl wirklich nicht wahr sein! Dann verlief der Weg weiter entlang eines groesseren Flusses um schlussendlich ueber eine Teerstrasse nach Ainhoa zu fuehren. Mir fiel es schon gar nicht mehr auf, dass ich keine Wanderhose trug und stapfte so nach Ainhoa, ohne mir dabei etwas zu denken. Vllt. schauten die Leute aber auch aus anderen Gruenden doof drein. Der Supermarkt hatte heute geschlossen und so kaufte ich bei einem doofen Touristenmarkt eine Flasche spritziges Wasser sowie ein halbes, mit Schinken und Kaese belegtes Baguette. Das verputzte ich dann auf einer Erhoehung in der Naehe von dem Laden und goennte mir eine halbe Stunde Pause. Die bisherige Strecke bin ich in 2,5 statt 3 Stunden gelaufen und jetzt standen mir noch weitere 6 Stunden bevor.
Der Nebel hielt sich noch laenger im Tal

So startete ich nach einer halben Stunde Pause weiter und stiess sogleich auf eine oeffentliche Toilette. Nur gab's dort auch kein Klopapier. Das darf doch nicht wahr sein! So ging's eben gleich weiter um alsbald ueber eine Schotterstrasse mit sehr vielen Kehren weiter hochzusteigen. Die Sonne brannte mittlerweile von oben auf mich herab und auf der Schotterstrasse gab es nur bedingt Schatten. Diese zog sich Kehre um Kehre nach oben und es war auf jeden Fall gerechtfertigt, dass das ein Kreuzweg ist. Die 250 HM fuehlten sich aber schon sehr kraftraubend an. Das hat wohl damit zu tun, dass ich kein richtiges Fruehstueck hatte. Das Baguette hinterlies bei mir auch keinen guten Eindruck. In der Naehe der Kapelle sah ich dann auch schon die 3 Kreuze, an denen Jesus und die 2 anderen herumhingen. Das macht wirklich mal was her, da hier kein Baum den Blick darauf versperrte. Auf gleicher Hoehe fuehrte der Wanderweg dann weiter um wieder leicht absteigend auf einer Schotterstrasse bergab zu fuehren. Allerdings musste ich jeden HM wieder zum naechsten Uebergang hoch. Auf dieser Schotterstrasse fuhren auch wieder sehr viele Mountainbiker, die ich aus Prinzip nicht gruesse. Die machen fuer mich die Langsamkeit des Berges zunichte. Das einzige was sich im Berg schnell bewegt sind rollende Steine und Lawinen. Beides ist gefaehrlich und so auch die Mountainbiker wenn diese herunterrasen.
Die Motocrossstrecke

Beim Uebergang bin ich dann auch schon bald herausgekommen und machte es mir dort oben gemuetlich, legte meine nassen Sachen in die Sonne und verputzte meine Orange von der ich nicht mehr weiss, wo ich diese mitgenommen hatte. Diese war von irgendeinem Fruehstueck an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Hier oben sonnte sich auch eine andere Wanderin die sich dann an den Abstieg in die entgegengesetzte Richtung machte. Es koennte durchaus sein, dass sie den ganzen GR10 gelaufen ist und in 2 Tagen am Atlantik ankommt. Das ist schon ein seltsames Gefuehl, wenn man selbst noch laenger unterwegs sein wird, jedenfalls wenn ich den GR10 ganz durchlaufe was immer noch in den Sternen steht. Bei diesem Uebergang sah ich dann vom Gipfel nebenan, wie Motocrossfahrer ihre Maschinen einen ganz kleinen, steinigen Wanderweg herunterschoben. Das darf doch nicht sein, dass diese Grattler jetzt auch noch in den Bergen auf den Wanderwegen Motocrossfahren! War aber so. Immerhin schoben diese jetzt das Motorrad herunter, da man diesen Weg nur sehr beschwerlich abfahren koennte. Als der Aeltere von den beiden unten war, schob der Juengere das Drecksteil weiter und ich freute mich herrlich darueber, dass das Motorrad irgendwann auf ihn stuerzte und er nur noch sehr beschwerlich aufstehen und das Motorrad hochhiefen konnte. Mit Hilfe des Aelteren wurde aber auch dieses Motorrad weiter heruntergeschafft und schon konnten die beiden mit einem wahren Laerm weiter herunterfahren. Das ist etwas, was in den Bergen wirklich nichts mehr verloren hat.
Rundumblick

Alle Pause hilft nichts, da ich noch weiter musste, naemlich erst mal zu dem Uebergang gegenueber der anderen Talseite. Der Weg verlief auf dieser Bergseite sehr leicht absteigend den Hang entlang von Farnen beidseitig besaeumt und endete dann auch schon bald bei Esteben, einer bewirtschafteten Alm. Die urspruengliche Bestellung von einer grossen Flasche spritzigem Wasser endete in Gestikulierem und dem Verschwinden der Bedienung ohne nochmal zu erscheinen. Na prima. Als ich dann den Namen des spritzigen Wassers sagte, den ich am Nachbartisch lesen konnte, klappte es dann mit der Bestellung. So kam ich auch noch schnell in den Genuss von 2 Dosen Sprudelwasser. Ja, auch hier holte ich mir kein wohlverdientes Bier oder Cola! Mal schaun, wie lange ich diese Entwoehnung durchhalte. Der Weg verlief dann noch etwas bergab, um dann die erste Haelfte ueber einen Wanderweg, dann ueber eine Teerstrasse zum naechsten Uebergang hochzufuehren. Dort oben standen auch schon sehr viele Autos herum, was nichts Gutes heissen kann. Irgendein Schild gab es hier auch noch, das ich aber nicht lesen konnte, da alles nur auf franzoesisch geschrieben war. Das Schild machte auf mich aber keinen wichtigen Eindruck, weshalb ich es einfach mal ignorierte. Der weitere Weg verlief erst mal leicht absteigend ueber Wiesen. Die Markierungen hier wurden schon sehr spaerlich und ich war froh, dass hier oben kein Nebel war.
Ausblick nach Ainhoa

Dann bog der Weg auf einmal nach rechts ab und der lustige Abstieg begann. Zwar hatte ich mittlerweile auch schon Steilere erlebt, allerdings ueberraschte mich ein solcher Abstieg doch schon sehr, da es erst der zweite Tag auf dem GR10 war, wenn auch die dritte Etappe. Ueber eine sehr felsige Bergseite verlief der Weg herunter, teils ueber ein bisschen Geroell, teils ueber sehr grosse Felsen. So etwas haette ich wirklich nicht erwartet. Mein linker Fuss mit dem kaputten Zehernagel freute sich auch ganz toll darueber. Das erste Stueck des steilen Abstieges war nach ein paar Minuten geschafft, dann vereinte sich der Weg mit einem anderen Weg der sehr leicht zu gehen aussah und den Berg weiter hochfuehrte. Deshalb war ich in der Erwartung, dass der nun weiter absteigende Weg auch deutlich einfacher zu gehen sei. Denkste! Zwar war der Weg nicht schwieriger wie der bisherige, aber dennoch gab es viele hohen Stufen zu schaffen und an irgendeiner Stelle ist dann auch noch der Hang auf vllt. 4 Metern Breite abgebrochen und der Alternativweg war alles andere als sicher und wurde nur von ein paar kleinen Baeumchen noch gehalten. An dieser Stelle sei jetzt schon mal an das Schild von vorhin erinnert... Der Rest des Abstieges war dann eigentlich relativ einfach zu gehen und ich gelangte zu einer Teerstrasse. Na das ist aber wirklich nicht fein. Dieser musste ich naemlich noch ueber ein paar weitere Serpentinen weiter bergab folgen und danach lief diese eine halbe Ewigkeit entlang des Flusses der sich hier im Tal entlangschlaengelte. In diesem Fluss badeten auch viele aber fuer heute ersparte ich mir das. Ich wollte lediglich am Zielort ankommen und den ueber 30km Hatsch beenden und mir einer Unterkunft sowie einer Dusche sicher sein.
Bereits so frueh gab es schon so hohe Berge. Rechts von dem felsigen Teil verlief der Weg dann herunter.

So lief ich den Weg weiter und weiter, wunderte mich, warum dieser so lange war. Wunderte mich dann doch nicht mehr, weil ich ja nur eine 1:50k Karte hatte, auf der einem jeder Weg ewig lange vorkommt und endlich kam die Abzweigung rechts den Hang hoch. Es waren naemlich immer noch ein paar Meter hoch zu schaffen bis an's Etappenziel. Dieser Weg verlief steinig den Wald hinauf um dann auf gleicher Hoehe bleibend nach links abzubiegen. So gelangte ich weiter zur naechsten Teerstrasse, vorbei an einem Gite d'etape, welche nicht genutzt aussah und so an den Zielort Bidarray.
Wenn das mal kein schoener Wanderweg war

"So, geschafft" dachte ich mir, aber mit der Unterkunft war das ja immer so eine Glueckssache. Einen Campingplatz gab es hier naemlich nicht. Bei dem einzigen Gite d'etape erfolgte die Anfrage mit der Antwort, dass alles ausgebucht sei. In einer Halle im Ort fand ich dann offene Waschraeume, was mir schon mal eine Dusche bei einem moeglichen Wildcampen garantiert haette. Bei einer Bar, die selbst keine Unterkunft mehr hatte, wurde mir dann eine weitere Unterkunft empfohlen. Vorbei am teuren Hotel und vorbei an der Post gelangte ich so zu der jetzigen Unterkunft, bei dem eine Wanderin vor der Tuer sass und die Tuere offen war. Jedoch fand sich niemand darin. Das war mir aber jetzt auch egal, weil das hier ganz gemuetlich aussah und ich auf mein Glueck hoffte. Spaeter kamen auch noch zwei weitere Wanderer, von denen die Frau sehr lange wg. irgendetwas telefonierte, als sie in die Unterkunft gegangen sind. Evtl. weiss die, was an der Eingangstuere steht? Dort haengt naemlich ein Zettel mit 3 Telefonnummern. Kurzum rief diese nette Frau fuer mich dort an und machte fuer mich die Uebernachtung klar. Da ein Bett ueber 10 EUR teurer gewesen waere als im Garten das Zelt aufzuschlagen, beschloss ich wieder zu zelten. So kostet mich die Uebernachtung lediglich 5 EUR mit Dusche und WC gleich nebenan. Besser geht's wohl kaum. Dieser netten Frau bot ich dann auch etwas von der sau guten Schokolade an, die ich mir gestern auf einer der Ventas gekauft hatte und sie war hoechst erfreut darueber. Mir scheinen irgendwie alle Frauen der Welt geil auf Schokolade zu sein. Vllt. sollte ich immer eine Tafel mit mir fuehren ;-). Von dieser Frau bekam ich auch gesagt, was denn das Schild zu bedeuten hatte. Hier stand naemlich, dass der GR10 aus Sicherheitsgruenden umgeleitet wurde, allerdings ohne Markierungen. Der Grund hierfuer war wohl der Hangabgang. Tja, jetzt ist es auch zu spaet und soooo gefaehrlich war das nun auch nicht.
Der abgerissene Bergweg, weshalb der Wanderweg eigentlich gesperrt war

Das Abendprogramm war dann wie ueblich: Zelt aufbauen, dann duschen. Allerdings ging ich nicht in die Duschen draussen die ich als Zelter nutzen sollte sondern in die guten in der Unterkunft selbst. Das interessiert ja keinen, da noch niemand von den Vermietern da ist. Dann noch Waesche waschen und fertig war das Programm. Auf einer der sehr bequemen Couches machte ich es mir dann gemuetlich und streckte meine Beine hoch.
Baden im Fluss? Fuer mich dieses mal nicht.

Zum Abendessen bin ich in das lokale Restaurant gegangen und freute mich wieder ueber ein franzoesisches 3-Gaenge Menu. Erster Gang war ein Salat mit Toast und Ziegenkaese. Danach irgendeine Art Fleisch-Gemuese-Mix mit gebackenen Kartoffeln und danach einen hausgemachten Pudding. Leider muss ich sagen, dass das im Vergleich zu dem gestrigen Wahnsinnsessen leider nicht so gut abgeschnitten hat und ueber 20 EUR gekostet hat. Naja, was soll's. So habe ich jetzt endlich die 32 km hinter mir die heute zu laufen waren. Morgen muss ich also nicht mehr so frueh aufstehen. Insbesondere macht der Supermarkt erst halb nach 7 auf, weshalb ich meinen Wecker auf kurz vor 7 stelle.