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Freitag, 08.08.2014

Tag 30 - Kurzer, erholsamer Tag. Werde ich krank?

Irgendwo bei la Mina → Collado de Petraficha → Cab. de Taxeras → Zuriza

Mit nur 4 Stunden Gehzeit war das heute wohl der kuerzeste Wandertag, den ich bisher auf dem ganzen GR11 gemacht habe. Aber das ist vllt. auch ganz gut, da ich mich irgendwie beschissen fuehle. Irgendetwas stimmt mit mir nicht.
Morgenstund hat Schlaf im Auge
(image by Alain Collet)

Nach einiger (unnoetiger!!!) Diskussion gestern Abend einigten wir uns darauf (Tobi und ich enthielten uns einfach der Stimme), dass wir erst um 7 Uhr aufstehen. Damit war die Nacht auch sehr erholsam. Nachdem Julie ihr Zeug im Zelt zusammengepackelt und das Zelt verlassen hat, war auch fuer mich grossen Baer genug Platz um mein Graffl zusammenzupacken und zu meinem Zelt zu bringen, das seit einigen Tagen nur noch als Materiallager fuer unsere Rucksaecke dient. Meinem Zelt waren sehr viele Ameisenfliegen zum Opfer gefallen. Ca. 50 Stueck tummelten sich auf der Oberflaeche der Zeltaussenseite und alle schienen jaemmerlich in dem darauf angesammelten Wasser ersoffen zu sein. Und wie bekomme ich diese Viecher nun wieder weg? Ein paar Minuten verbrachte ich damit, gegen die Innenseite des Zeltes zu schnippen, wobei die toten Ameisen daraufhin wegsprangen. Letztendlich half dann ein wildes Herumschuetteln des Zeltes dabei, auch noch die restlichen Ameisen sehr schnell loszubekommen.
(image by Alain Collet)

Das Fruehstueck war dieses mal eher nur mittelmaessig. Niemand wollte einen O-Saft mitschleppen, allerdings gab's mal wieder Wurst, Kaese und gutes Brot. Dazu noch ein bisschen Obst in Form von Pfirsich. Leider gab's wieder mal keine heisse Schokolade, da ich seit Tagen nicht imstande war, eine entsprechende heisse Schokolade zu finden bei der man keine Milch benoetigt sondern bei der das Milchpulver bereits mit dabei ist. Auf so etwas sind die kleinen Minisupermaerkte in Campingplaetzen einfach nicht eingestellt. Nach dem Fruehstueck putzte ich mir dann wie die anderen auch meine Zaehne mit dem Wasser aus dem Fluss in den die Kuehe reinscheissen. Allerdings spuelte ich mir den Wund nachher auch noch mit dem sauberen Wasser aus der Quelle aus. Die 2 Bier von gestern Abend kuehlte der Fluss auch nicht mehr wirklich gut herunter, da das Wasser ueber die lange Strecke und das darueberliegende Sumpfgebiet sehr stark aufgewaermt wurde. Da halfen auch die ganzen Nebenzulaeufe nichts. Jetzt in der Frueh war es aber deutlich kaelter geworden. Vllt. haette ich mir das Bier bis in die Frueh aufheben sollen ;-).
Blick zurueck, aber nicht in's Tal wo der Weg gestern herunterfuehrte
(image by Alain Collet)

Zwar waren wir heute schneller als gestern mit dem Zusammenpackeln und Fruehstuecken, allerdings dauerte es auch heute noch ca. 1 Stunde und 15 Minuten, bis alles fertig eingepackelt war. Dann ging's in die heutige Etappe los. Schon zum Start fuehlte ich mich nicht wirklich gut. Irgendwie hatte ich von Anfang an das Gefuehl, dass meine Batterieen leer waren. Meine Fuesse fuehlten sich seltsam an, in meinem Magen hatte ich ein seltsames Gefuehl und mir war's etwas schwindelig. Also alles andere als ein guter Start in den Wandertag. Heute stand aber nicht viel an. Lediglich 700 HM muessen heute geschafft werden und in der Distanz auch nur ein paar km, was also kein Problem sein sollte. Nur die Wegmarkierungen machten uns Probleme. Schon bei der ersten Abzweigung stellte sich die Frage, ob wir nun den Weg nehmen sollten, der gerade aus weiter verlief oder den Weg, in dessen Richtung ein Wegweiser mit unbekannten Namen darauf zeigte. Also hiess es wieder die 1:50k skalierte Karte zu nehmen, an der Kompassnadel auszurichten und zu hoffen, dass die Details der Karte ausreichen. Damit schlugen wir den ausgeschilderten Weg zu irgendwelchen "Dolmen" ein, der sich in Zick-Zack foermig nach oben ueber eine Wiese schlaengelte. Auch auf diesem Pfad war der tatsaechliche Weg eher nur zu erraten. Dann sahen wir erleichtert auch eine halb verblasste Markierung und mehr als solche halbverblassten Markierungen gab es fuer den Rest des heutigen Tages auch nicht mehr, vermutlich auch nicht mehr fuer die naechsten Etappen. Dieser Bereich hier ist naemlich dafuer bekannt, dass man auf die Markierungen nicht allzuviel Wert legt. Die Sonne war auch schon laengst aufgegangen und da wir uns hier auf nur vllt. 1400 HM befanden, war es auch schon richtig warm was die Situation fuer mich nicht besser machte. Aber es hilft ja nix. Einfach einen Fuss vor den anderen setzen und das fuer ca. 1,5 Stunden, dann sollte das geschafft sein. Alain (den schreibt man naemlich mit i) lief ca. 30 Minuten vor uns los und bei einer Kreuzung holten wir ihn auch schon bald ein. Er ist anscheinend den "geradeaus" Weg bei der Kreuzung gelaufen und musste dann den Hang direkt ohne Wanderweg aufsteigen.
Wieder einmal wunderschoene Felsformationen
(image by Alain Collet)

Wieder mal durchwanderten wir viele Haenge, die voll mit den huebschen blauen Orchideen waren. Vllt. sollte man die Pyrenaeen auch die Berge der blauen Orchideen nennen. Waehrend Julie wie immer mal den Roadrunner spielte und irgendwo vor mir beim Aufstieg herumhuepfte, stapfte ich dieses mal einfach Tobi nach. Dabei fiel mir auch auf, dass Tobi viel kleinere Schritte als ich machte und damit ungefaehr doppelt soviele Schritte hinterlegte wie ich. Das probierte ich dann auch einmal aus, allerdings half das nicht allzuviel. Ich werde diese kleineren Schritte aber auch die kommenden Tage etwas ausprobieren um festzustellen ob diese nicht vllt. kraeftesparender sind als grosse Schritte. Apropos kleinere Schritte. Vor ein paar Wochen habe ich ja auch mal probiert, die Unterhose anders herum anzuziehen. Dabei konnte ich aber keinen grossen Unterschied feststellen. Also wird die Unterhose wieder normal angezogen. Bald wurde der Weg dann auch deutlich steiniger, bis er letztendlich nur noch ueber Steine weiter nach oben verlief. Als ich unten noch den Kompass an die Karte legte, war es mir schon relativ klar, dass es oben bei dem spitz nach oben steigenden Gipfel rechts vorbei ging. Damit konnte ich auch die verbleibenden HM gut einschaetzen und mir so die letzten 150 HM angenehmer machen, da es ja die letzten fuer den heutigen Tag waren.
Der Abstieg war erst mal etwas steiniger...
(image by Alain Collet)

Der Uebergang oben war dann sehr unspektakulaer und bestand eigentlich aus einem flachen, unspektakulaerem Nichts. OK, also noch ein Blick zurueck und dann runter in's Tal. Bisher hatten wir weniger als 2 Stunden benoetigt und wir waren jetzt schon an dem Abstieg der zuerst wieder mal sehr steinig war und in ein paar Schlingern herabfuehrte. Dann kam uns schon eine Gruppe an Spaniern entgegen, die sich nach dem Rest der Etappe erkundigten. Denen erklaerte ich auch, wo die naechste Frischwasserquelle ist, an der wir uns gestern den Wasservorrat holten. Eine andere Grattlergruppe kam uns auch entgegen. Achja, da faellt mir ja noch etwas anderes ein: Gestern Abend lief ich noch ein bisschen in der Naehe von unserem Schlafplatz umher um qualitativ hochwertigeres Wasser als das Quellwasser an dem Fluss zu finden. Dabei bin ich auch auf eine grosse Wandergruppe gestossen, die am Parkplatz auf irgendetwas warteten. Anscheinend wurden die von einem Bus abgeholt um heute morgen wieder zurueckgebracht zu werden um den Weg weiter zu wandern. Diese konnte ich naemlich im Abstand von vllt. 30 Minuten weiter unten sehen als ich beim Aufstieg war.
... und wurde dann immer gruener
(image by Alain Collet)

Zwischendrin machten wir noch eine kurze Schokoladenpause bei dem der Wind doch relativ stark um die Ohren pfiff. Der Weg verlief dann erstaunlicherweise nicht direkt entlang des Flusses wie ich es aus der 1:50k Karte erwartet haette sondern immer wieder kurz aufsteigend deutlich hoeher rechts entlang des momentan ausgetrockneten Flussbettes. Ein bisschen steiniger wurde es dann auch noch, wobei das eine gute Grundlage fuer die Steinmaennchen lieferte, denen wir folgten. Nach einer kurzen Strecke durch den Wald kamen wir auch bei der Cab. de Taxeras an, einer alten Steinhuette welche auch schon am Verfallen war. Eine Ecke davon war davon schon eingestuerzt. Wirklich schade, dass so etwas nicht erhalten wird. Hier tummelten sich auch schon viele Leute die meinten, dass es nach Zuriza lediglich 20 Minuten waeren, was nicht sein konnte. Wenn ich auf die Karte schaute, sind das eher 30 bis 40 Minuten. Das erstaunliche war aber auch, dass es noch weit vor 12 Uhr war und wir damit alle Zeit der Welt hatten, da Zuriza unser Zielort ist. Eine Pause zum Lunch rentiert sich hier nicht und so liefen wir weiter nach Zuriza, zuerst den Wanderweg absteigend und dann noch die Schotterstrasse folgend, bei der ich aber nicht zu den Sandalen wechselte da mir noch nicht die Fuesse weh taten.
Ausblick mit Huette
(image by Alain Collet)

Zuriza selbst besteht eigentlich nur aus einem Refugio und einem angelehnten Campingplatz. Beim Supermarkt deckten wir uns mit Getraenken und Nachspeise fuer das Mittagessen ein und legten alsbald auch schon los, unser heute nur halbverdientes Essen zu uns zu nehmen. Damit sind auch fast alle meine Vorraete zu Ende und wir muessen uns Abends, wenn der Supermarkt wieder aufmacht, mit neuen Vorraeten eindecken.
Die Huette kurz vor dem Verfall
(image by Alain Collet)

Der Nachmittag ist relativ relaxt. Jeder schreibt an seinem Tagebuch, ich lade meine Batterieen und Julie hat gutes Pale Ale, naemlich "Pirineos Bier" ausfindig gemacht. Mjam! Die Dusche war ganz OK, allerdings musste ich beim Duschen feststellen, dass es draussen das Regnen angefangen hat. Zum Glueck ist aber schon alles in's Zelt geschaffen, was nass werden koennte. Aber damit war's noch nicht vorbei. Nicht nur, dass es regnete, es fing auch noch das Hageln an und unsere Zelte standen draussen. Der Hagel hielt nur ein paar Minuten an, dann kam jemand mit Schirm zu den Duschen und ich gestikulierte, ob ich denn den Schirm kurz haben koennte. So machte ich mich schnell zu den Zelten auf um zu schauen, ob diese irgendwie beschaedigt waren aber alles war OK. Dann wollte ich in unser Materiallager meine trockenen Sachen werfen und sah ploetzlich ein paar Fuesse die herausragten. Oh. Da sitzt ja Julie drin! Die hatte es sich im Hagelschauer in ihrem Zelt gemuetlich gemacht, wollte aber noch mehr Zeit in ihrem Zelt verbringen. Nur ein paar Heringe habe ich noch tiefer in die Erde getrieben und da Tobi seine Waesche noch draussen gelassen hat, brachte ich ihm diese zur Huette, bei der er im Trockenen sass. Den Regenschirm musste ich aber wieder zurueckbringen. Deshalb ging's wieder zurueck zu den Duschen um nach der Rueckgabe vom Regenschirm weiter zu warten. Dann fing's doch tatsaechlich wieder ein bisschen das Hageln an. Die vllt. 1 cm grossen Teile taten auch verdammt weh, als ich beim ersten Hagelschauer meine Hand unter dem Dach herausstreckte. Da es nicht mehr aufhoerte zu regnen, beschloss ich meine frisch gewaschenen Klamotten als eine Art Regenschirm zu verwenden und mich im stroemenden Regen die vllt. 40 Sekunden auf den Weg zur Huette zu begeben. Die Schotterstrassen waren alle ueberschwemmt und ich eilte zur Huette um dann kurz vor dem Dach gegen einen verfluchten Scheissdrecksstein zu stossen, und das mit den Sandalen. Allerdings erwischte es einen Zeher, bei dem sowieso schon der Zehernagel abgegangen ist, sonst waere der naechste dran.
Eines der leckeren Biersorten durch die ich mich durchprobieren musste
(image by Tobias Neckel)

Nun sitzen wir alle in der Huette und hoffen, dass der Regen zumindest die Nacht ueber aufhoert und warten auf das Abendessen. Wir vertreiben uns hier auch noch die Zeit damit, im Supermarkt fuer morgen einzukaufen und die diversen Biersorten von der Marke Pirineos durchzuprobieren.