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Montag, 14.07.2014

Tag 5 - Endlich Wanderwege

Macanet de Cabrenys → La Trilla → Sant Feliu de Carbonils → Albanya
(image by Julie Baudouin)

Ja, endlich Wanderwege. Nach diesem Motto verlief zumindest die Haelfte des heutigen Wanderweges was mich wieder etwas beruhigte. Wenn das so weiter gegangen waere mit den Autobahnen, haette ich mir sogar ueberlegen muessen, dass ich die Tour abbreche. Fuer's Autobahn laufen bin ich naemlich nicht hier.

Die Blasen liess ich gestern ungeoeffnet, da ich eine neue Theorie hatte. Evtl. lag es an einer bestimmten Naht bei den Sandalen, dass ich an sehr ungewohnter Stelle Blasen bekomme. Im uebrigen war das gestern ein wunderbares Fussballspiel. Schland, oh Schland. Zwar war ein bisschen Glueck mit dabei, aber was soll's. Vor 8 Uhr bin ich bereits aufgestanden, um erst mal meine Blasen am Fussballen zu vertapen. So ganz einfach war das nicht, da sich die Blase mittlerweile auch zwischen grossem Zeher und dem daneben erstreckte. Also einfach mal quer bei dem Fussballen drueber um der Blase etwas mehr Stabilitaet zu geben. Wenn das wirklich die Sandalen sind, muss ich zukuenftig doch wieder mehr mit den Wanderschuhen oder meinen neuen ultraleicht Schuhen laufen, bei denen ich aber jeden Stein durch spuere. Dieses mal ging's trotzdem mit den Sandalen los, da der erste Weg wieder mal ein Autobahnhatsch war. Vorher gab's aber noch Fruehstueck, bei denen ich mir wie ueblich eine heisse Schokolade wuenschte. Zum Essen gab's dann noch ein paar getoastete Brotscheiben zusammen mit bisschen Marmelade. Passt. Mehr bekomme ich momentan sowieso nicht zum Fruehstueck rein und das alles hat zusammen weniger als 5 EUR gekostet.
(image by Julie Baudouin)

Leicht gestaerkt startete ich vor 9 Uhr in den Tag. Den Himmel betrachtete ich heute sehr oft, da es gestern Nacht spontan zu regnen angefangen hatte. Zwar nur ganz kurz, aber trotzdem fuer mein Verstaendnis sehr unerwartet, da ich den Himmel an diesem Tag nicht so eingeschaetzt haette. Ueber eine Schotterstrasse wanderte ich dann bald in Richtung des heutigen Etappenziels. Schon bald zweigte nach rechts ein Weg ab, der bald von einem etwas breiteren Wanderweg ueber eine Kette hinweg in einen noch kleineren Weg und anschliessend in einen richtig kleinen Wanderweg mit steinigem Abstieg ueberging. Das war genau der Zeitpunkt, als ich von den Sandalen wieder auf die Wanderschuhe wechselte. Der Himmel war immer noch etwas bewoelkt und die Sonne hatte keine Chance, ihre Kraft auf mich wirken zu lassen. So konnte ich getrost herumhuepfen ohne zu ueberhitzen. Schon bald kam ich nach dem kurzen Abstieg in Moli de'n Robert an, bei dem es sogar einen Swimmingpool gab! Ja, das waere gestern schoen gewesen, aber ich kann ja nicht alles haben. Leider gibt es hier aber keine Uebernachtungsmoeglichkeit, sonst waere ich wohl noch gestern hier heruntergelaufen. Bei dem Restaurant bestellte ich mir dann eine Flasche spritziges Wasser das sogleich in meinem Magen verschwand. Zwar haette ich den 3/4 Liter beinahe wieder ausgschpiem weil das auf einmal zu viel war, aber es ist gerade nochmal gut gegangen.
(image by Julie Baudouin)

Mit mehr Wasser im Magen ging's dann zum Aufstieg ueber. Lediglich ca. 700 HM erwarteten mich heute, aber die zogen sich wieder eine Ewigkeit hin, teilweise mit einem staendigen bergauf und -ab. Zum Aufstieg gab's dieses mal die Band Mastodon auf meinem Handy von denen ich wohl jedes der 2 neuen Alben 2x anhoerte. Nach einer halben Ewigkeit brachte mich der Weg zur ersten Kreuzung, von der der Weg auf fast gleicher Hoehe bleibend eigentlich weiterfuehren sollte und hier wurde es ganz interessant. Ein richtig schoener Wanderweg zweigte ploetzlich nach links ab (rot-weiss markiert) und fuehrte mich steil bergab, wobei ich mir dachte, dass ich wohl unten bald wieder bei der Strasse herauskommen werde. Tja, falsch gedacht. So wunderschoen der Weg war, so seltsam war auch das Gefuehl, das ich mit dem Weg hatte. Unten kam ich naemlich bei einem auch wunderschoenen, huebschen kleinen Fluss heraus, den ich von nun an nach Flussaufwaerts nach rechts weiterwanderte, und zwar bergauf. Ja mist, ich will nicht wieder nur rauf und runter sondern schnell zum Ziel! Als der durchaus schoene Wanderweg (und ja, das war immerhin ein Wanderweg, wie ich ihn mir vorstellte) nach links abbog, zog er sich in unerbitterlichen Zick-Zack Bewegungen steil den Berg rauf, sodass ich hier und dort mal eine kleine Pause brauchte. Nach jeden neuen paar geschafften HM wunderte ich mich auch, wann denn endlich die bloede Strasse kommen wuerde. In der Karte war der Weg naemlich der Strasse folgend eingezeichnet. Allerdings haette ich auch auf der Strasse ein paar HM erst runter und dann wieder rauf muessen.
Sant Feliu de Carbonils
(image by Julie Baudouin)

Letztendlich gelangte ich erst auf einen Forstweg und dann wieder auf die Schotterstrasse zurueck, wobei der Wanderweg ein paar Meter spaeter gleich wieder abbog um mich die naechste Stunde auf einem sau coolen Wanderweg laufen zu lassen. Dieser fuehrte naemlich leicht auf- und absteigend erst an einem verlassenen Hof vorbei um anschliessend auf in etwa gleicher Hoehe viele Haenge entlang zu fuehren, wobei ich immer von Baeumen vor der Sonne geschuetzt war. Zeitlich lag ich auch endlich mal im Rahmen von dem, was im Fuehrer angegeben war. Vllt. lag das daran, dass es heute nicht so brutal warm wurde, wie in den letzten Tagen. Bald traf ich auch die beiden Franzosen wieder, die ich schon am Vortrag auf der Strasse hoch nach La Vajol getroffen hatte und dann wieder beim Restaurant im gleichnamigen Ort. Die lassen sich zurecht auch ein bisschen mehr Zeit. Eilig hat es heute denke ich niemand. Hm.. mal so nebenbei bemerkt schaue ich gerade an dem Zeltplatz an dem ich mich gerade beim Schreiben befinde einem deutschen Paerchen zu, welches zu zweit ungefaehr doppelt solange braucht um ihr Zelt aufzubauen wie ich meines, wenn nicht sogar dreimal so lange. Und ich habe kein Wurfzelt! So, zurueck zum huebschen Wanderweg. Ich bin heilfroh, dass ich endlich mehr auf Wanderwegen unterwegs bin, fernab von Strassen. Die Wegmarkierungen liessen allerdings sehr zu wuenschen uebrig. Vllt. gab's mal alle paar hundert Meter eine stark verblasste Markierung zu sehen. Allerdings war ich guter Dinge, dass das der richtige Weg ist, da er relativ gut belaufen zu sein scheint. In der Ferne konnte ich dann auch noch den See Panta de Boadella sehen, zumindest einen Teil davon, einem blauen hueschen Ding in weiter Ferne.
Albanya
(image by Julie Baudouin)

Alles Gute hat auch mal ein Ende und so kam ich bei la Trilla heraus. Die Sonne hat sich mittlerweile auch wieder zwischen den Wolken herausgetraut und der Wanderweg verlief weiter auf einer Schotterstrasse. Hm... das war's dann wohl dachte ich mir nach einem Blick auf die Karte. Ca. eine halbe Stunde spaeter war ich dann auch schon bei der Kapelle Sant Feliu de Carbonils, von der ich mir sehr viel erhoffte, da diese im Fuehrer extra erwaehnt war. Direkt geoeffnet war diese allerdings nicht. Ich musste zuerst 2 Schieber oben und unten vor einer schwerten Doppeleisentuere entfernen um dann in die dunkle Kapelle eintreten zu koennen. Hm... und es stank hier drin eigentlich auch ganz schoen. Also nix wie raus um draussen vor der Tuer eine Pause zu machen bis ich mir dachte, dass ich trotz schmerzender Fuesse ja einfach weiterlaufen koennte. So ging's nach einer viertel Stunde Pause gleich weiter die Schotterstrasse entlang. Mittlerweile gab es wieder keine Baeume mehr, die ihr Dach ueber die Strasse ausbreiteten. So musste ich in einer gefuehlten Sauna weiter nach unten absteigen und beim Abstieg wurde es immer waermer. Immerhin musste ich den Weg nicht anders herum laufen, aber ich bin mir sicher, dass es noch eine Etappe geben wird, bei der mind. der doppelte Aufstieg ohne Sonnenschutz zu bewaeltigen ist.
(image by Julie Baudouin)

Etwas ueberrascht war ich dann, als nach links der Weg von der Schotterstrasse abzweigte und in einem sehr, sehr steilem Steig nach unten verlief. Immer wieder suchte ich nach Wegmarkierungen, da ich mir nicht sicher war, ob das der richtige Weg ist. Die Wanderkarte ist hierfuer wirklich totaler Muell und ueberhaupt nicht zu gebrauchen. In der Ferne sah ich schon ein paar Wohnhaeuser und verliess mich darauf, dass der Weg der Richtige ist. Nach dem sackrisch steilen kurzen Abstieg kam ich dann fast direkt bei Albanya heraus, meinem heutigen Zielort. So, das war's dachte ich mir wie schon so oft, nur sollte ich dieses mal Recht behalten. Zuerst machte ich mich noch auf die Suche nach einem Restaurant um kaltes Wasser zu kaufen, kehrte nach ein bisschen Herumgeirre dann in einer Bar ein, da das Dorf selbst wohl kein Restaurant hat.

Im Fuehrer fand ich dann die Information, dass ein paar Minuten weiter ein Campingplatz mit allem drum und dran ist. Die Alternative waere gewesen, noch heute ein paar hundert HM zu einer Notunterkunft aufzusteigen um der morgigen Etappe etwas entgegenzuwirken, da ich 2 zusammenlegen will. Aber zum Guten fuer meine Fuesse habe ich mich dann doch entschlossen, mich beim Campingplatz niederzulassen, mein Zelt aufzubauen, 2 wohlverdiente Gerstensaefte zu trinken und den Nachmittag sehr entspannt anzugehen um dann morgen richtig durchzustarten. Hoffentlich klappt's. Ansonsten muss ich wieder wild campieren. Ich habe mittlerweile schon ein paar andere GR11 Gaenger getroffen. So gefaellt's mir am Besten: Nicht ueberfuellt und nicht zu wenig Wanderer.