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Donnerstag, 24.07.2014

Tag 15 - Laufen wie John Wayne

Areu → Coll de Tudela → Boldis Sobira → Travascan → Lleret → Collada del Jou → Estaon
Blick nach Boldis Sobira
(image by Alain Collet)

Mann, war das heute ein riessen Hatsch und das hat auch noch ewig gedauert, bis ich angekommen bin. Jetzt habe ich eine fette Blase an der Spitze meines Zehers und lief die letzten 2 Stunden wie John Wayne. Ob sich das rentiert hat?

Irgendwann am Morgen klingelte mein Handywecker. Da gibt's auch wirklich schoenere Toene als diese wohlbekannte Melodie. Nichts da mit Aufstehen. Weiterschlafen! Aber kurz vor sieben stand ich dann doch auf und machte mich daran, das Zelt zusammenzupackeln und den Rest in den Rucksack zu stopfen. Mit dabei war auch wieder eine Dose Bier fuer den heutigen Uebergang. Dieses mal verlief das Packen auch sehr schnell, sodass ich um halb 8 losstartete nachdem ich mir noch die noetige Dosis Zucker in Form von einer Dose Cola verabreichte. Leider hatte ich gestern vergessen, noch Sprudelwasser und O-Saft einzukaufen, sodass der heutige Aufstieg ohne diesem gut gehen muss.
Boldis Sobira
(image by Alain Collet)

Die gelb-rot markierte Abzweigung hatte ich schon gestern gesehen und lief die paar Meter zu dieser, um dann wieder den GR11 weiterzuwandern. Es standen mir jetzt 1000 HM bevor, ohne Erbarmen. So lief ich in gemuetlichem Morgenhatsch nach oben, immer wieder die rot-weissen Markierungen suchend. Anfangs waren diese naemlich eher sehr selten gesetzt, sodass ich teilweise die verschiedenen Wegmoeglichkeiten sternfoermig ablaufen musste, bis ich den Richtigen mit einer weiteren Markierung oder einem Steinmaennchen fand. Das war kein schoener Start in den Wandertag. Das hatte aber bald ein Ende, als ich weiter hoch gelangte und der Wanderweg klar vor mir lag. Tja, 1000 HM laufen sich nicht von alleine. Ich war froh darueber, dass ich mir unten noch eine Cola reingeschuettet habe. Das half auf jeden Fall, die ersten paar HM zu bewaeltigen. Ein Fruehstueck waere mir auch lieber gewesen aber das sparte ich mir, da ich ca. bei der Haelfte des Aufstieges fruehstuecken wollte. Der Aufstieg lief im Schutz vor der Sonne einerseits durch einen Berg, hinter dem die Sonne erst mal an Hoehe gewinnen musste und andererseits durch einen Wald durch den der Weg teils sehr steil, teils serpentinenartig, mein Favorit, nach oben stieg. Beim Zwischenziel angekommen, einer Almgegend, bei der alle Haeuser wieder mal im Verfallen waren, dachte ich mir, dass der Aufstieg bisher ja so gut gelaufen ist, sodass ich einfach weiterlaufen werde. Leider verlor ich auch dieses mal wieder den Wanderweg, als ich ueber die Wiesen laufen musste, fand ihn aber wieder, als ich in weiter Ferne ein Wegschild erspaehen konnte. Ab dort verlief der Weg wieder weiter ueber den Wald und die Sonne versuchte, ihre ersten Strahlen auf mich zu werfen, doch der Wald tat alles dagegen.

Teilweise ging es wieder ueber durch Wasser versumpfte Wege, teilweise musste ich etwas krabbeln um unter einem dicken Baum drunter durchzukommen, teilweise ein paar Umwege gehen. So richtig gewartet wird dieser Weg ja auch nicht, aber passt schon. Hauptsache, die Wegmarkierungen sind gut sichtbar. Ich versuchte die aktuelle Hoehe immer anhand der Berge am gegenueberliegenden Rand zu schaetzen. Ungefaehr klappte das auch, machte meine Stimmung aber nicht gerade besser. Ab 700 HM fingen meine Beine an zu schwaecheln. Ich spuerte, dass das stetige Aufsteigen wie bei den ersten 700 HM einfach nicht mehr so gut vonstatten gehen wollte. Eine Esspause um Energie zu bekommen, wollte ich aber auch nicht machen. Die letzten 300 HM schaffe ich jetzt auch noch so. Jeden Moment erwartete ich immer die letzten Rechtskehre, nach der es sehr gemutlich nach oben zum Uebergang gehen sollte, doch so recht wollte die einfach nicht kommen. Dann aber stellte ich fest, dass nach einigen hundert Metern kein Abbiegen mehr nach links erfolgte und die Baeume links vor mir immer mehr vom blauen Himmel durchscheinen liessen. Prima, das heisst, dass der Uebergang nicht mehr weit sein kann und ich gab wieder mehr Gas und erreichte relativ gemuetlich den Uebergang und konnte auf die Berge der naechsten Etappe sehen.
Bruecke in Travascan
(image by Alain Collet)

Dort oben waren auch Hirten, die gerade ihre Schafe zusammengepfercht hatten um mit denen irgendetwas anzustellen. Oben machte ich es mir dann gemuetlich, packelte mein Baguette aus und suchte in meiner Fresstuete irgendetwas gut essbares und entschied mich dann fuer das vermeintlich schwerste: Den Salat, bei dem eben auch Fluessigkeit mit enthalten isst. Dabei bemerkte ich dann auch, dass bei dem Salat eine Gabel mit dabei war. Prima, denn mein Gabel-Loeffel-in-eins Teil habe ich ja vor ein paar Tagen kaputt gemacht und man konnte das nur noch bedingt verwenden. Der Salat war schon sehr schnell verputzt und dann musste ich mir die Frage stellen, ob ich jetzt schon vor 12 Uhr mit dem Biertrinken anfangen sollte. Klaro! Das habe ich mir nach den 1000 HM Aufstieg definitiv verdient. Dazu gab's als Beigabe noch eine der Ibuprofen welche ich mit einem Schluck Bier herunterspuelte. Eine war noch uebrig. Mein Schatz! Hoffentlich wird das mit dem Fuss bald besser. Ich befuerchte bald schon einen Uebermuedungsbruch oder -riss von irgendetwas in dem Haxen. Kurz nachdem ich mit dem Essen fertig war, verstreuten die Hirten noch etwas, das vermutlich Salz war, auf den herumliegenden Steinen und liessen dann die Schafe genau in meine Richtung frei. Sofort packelte ich schnell zusammen und hoffte, dass die vor mir stehen blieben. Zu meinem Erfreuen waren die aber wirklich nur an dem Salz interessiert und hielten sich von mir sehr distanziert. Das war auch schoen, inmitten von einer Schafherde zu sitzen und denen beim Schlemmern zuzuschauen. Alles pausieren hilft aber nix, wenn es darum geht, weiter zu kommen und so startete ich zum Abstieg, der laenger dauerte als erwartet.

Gemaess Wegschild - mittlerweile habe ich das Gefuehl, dass man sich auf die Wegschilder hier mehr verlassen kann als auf die von den ersten paar Tagen - ging der Weg erst mal schraeg am Hang herunter. Dort angekommen, fuehrte mich dann eine Markierung oder ein Steinmaennchen in ein waldiges Gebiet, bei dem ich aber keinen weiteren Weg mehr erkennen konnte und ich suchte wieder ein paar Minuten nach einem moeglichen weiterfuehrenden Wanderweg. Dann erkannte ich aber eine Strasse ein paar Meter unter mir. Ein Blick in die Karte verriet mir dann, dass ich dieser folgen sollte und schon ging's weiter mit einem wahren Autobahn Hatsch. Um mir gute Laute zu bereiten, sang ich diverseste Melodien. Mein Favorit ist immer noch die unschlagbare Super Mario Melodie. Hm... Scooter kommt beim naechsten Autobahnhatsch dran. Diese Strasse fuehrte mich tatsaechlich gute 500 HM nach unten. Im Nachhinein haette ich das wirklich nicht erwartet.
Herrlicher Ausblick auf dem Col
(image by Alain Collet)

Dann kam ich endlich in dem Dorf Boldis Sobira an, bei dem ich sehnsuechtig ein Restaurant oder einen Dorfladen erwartete, aber bitter enttaeuscht wurde. Ich haette so gerne wieder 1,5 Liter Minteralwasser in 5 Minuten verschwinden lassen wollen, aber diesen Trick muss ich nun wo anders vorfuehren. Mein Wasserhaushalt haelt sich mittlerweile auch etwas in Grenzen, sodass ich von Ortschaft zu Ortschaft mit ungefaehr 2 Liter Wasser im Durchschnitt auskomme. Vllt. liegt das auch daran, dass es hier momentan nicht mehr so heiss ist. Der Weg verlief dann weiter auf einem richtigen Wanderweg, aber zuerst etwas nach oben und dann wieder runter, dann wieder nach oben, etc. Naja, das kenne ich ja schon. In der 1:25k Karte konnte ich das auch schon in etwa erahnen. Was ich wie schon ein paar Etappen davor faszinierend fand war, dass es immer wieder ein paar kleine Baeche gibt, bei denen der sonst ausgetrocknete, staubige Wanderweg zu einer kleinen Oase wird. Dort ist es schattig und kuehl und ich konnte meinen Wanderschlapphut wieder mit kaltem Wasser traenken und mein Gesicht mit kuehlem Wasser benetzen. Dann verlief der Weg wieder weiter in der trockenen Landschaft auf steinigen Wegen. Hier und dort gab's sogar mal ein Stahlseil zum festhalten. Das war aber eher dazu gedacht benutzt zu werden, wenn es mal regnet oder falls hier noch Schnee liegen sollte. Immer wieder mal schluepfte ich aus den Schlaufen von meinen Wanderstecken um, falls ich stolpern wuerde oder der Weg unter mir wegbricht, ich mich irgendwo festhalten koennte. Teilweise ging es naemlich ganz schoen steil bergab und der Weg war nicht immer einfach zu gehen sondern bedurfte sichere, gezielte Schritte. Als der Weg mal wieder eben weiterverlief, machte ich mal wieder Bekanntschaft mit einer alten Bekannten: Einer Kreuzotter. Ja dieses haessliche Etwas. Diese verzog sich aber auch sehr schnell von dem Weg, sodass ich diese nur noch aus der Ferne fotografieren konnte. Das ist nun die zweite Schlange, die sich mir in den Weg gestellt hat. Nummer 3 werde ich mit einem riesigen Feldbrocken bewerfen. Diese widerlichen Mistviecher haben sich nicht auf dem Weg zu sonnen. Der Weg selbst war teilweise wieder mit gestapelten Steinen angenehmer zu gehen gemacht worden. Ansonsten waeren einige Stellen doch zu einer Kraxelei geworden. Daraus schlussfolgere ich immer, dass dieser Wanderweg eine wichtige Verbindung zwischen den Doerfern an dessen Ende war, als es noch keine Autos und Fahrtstrasse gab.

Allmaehlich kam ich immer naeher an Travascan heran und schon begann der gnadenlose Abstieg ueber sehr, sehr steile Wege. Einmal bin ich sogar in's Rutschen gekommen und war wieder mal froh, dass ich beim Aufkommen vom Fuss diesen nicht verknackst habe. Aber dafuer sind diese Bergstiefel wirklich gut geeignet. Da kann fast nichts passieren. Mit den vor der Tour abgegangenen Naegeln an den beiden grossen Zehern konnte mir auch so nicht viel passieren dachte ich mir. Diese Zehernaegel sind noch so kurz dass die gar nicht vorne beim Schuh anschlagen koennen. Desoefteren haute ich mir heute naemlich die Fussspitze abwechselnd bei beiden Schuhen immer wieder an irgendwelchen Steinen an, die mir jemand absichtlich in den Weg gelegt hat. Dass ich mich darin irre, dass das nichts ausmachen kann, musste ich spaeter noch mit einer bitteren Erkenntnis eingestehen. Diesen Weg wollte ich ganz sicher nicht in die andere Richtung zuruecklaufen. Das waere doch sehr, sehr anstrengend.

Nach einem laengeren Abstieg und insgesamt auch laengerer Wanderzeit als geplant kam ich dann in Travascan an. Dieser letzte Hatsch mit dem Auf und Ab verschluckte doch sehr viel Zeit und war auch kraefteraubend. Travascan stellte sich dann als ein Touristenloch heraus, bei dem eine Strasse voll mit Restaurants war. Bei einem fragte ich nach dem Supermarkt (die werden nur so bezeichnet, in Wirklichkeit sind das Dorflaeden oder die guten alten Tante Emma Laeden) und als ich diesen aufgefunden hatte, musste ich bedauerlicherweise feststellen, dass dieser schon zu hatte mit irgendeinem Schild an der Tuer an dem "Si Esta" stand. Zurueck beim Restaurant mit der freundlichen Dame, die kein Wort Englisch sprach und mir den Weg zum Supermarkt zeigte, bestellte ich mir gleich ein grosses spritziges Wasser und eine Cola. Das Wasser verschwand fast auf der Stelle und die Cola gab's noch fuer den Geschmack dazu. Es war kurz vor 2 und lt. Fuehrer sollte die Tour bis Ende von der naechsten Etappe 5 Stunden dauern. D.h. ich waere um 19 Uhr dort. Dafuer brauchte ich aber noch Energie. So bestellte ich mir noch ein Sandwich sowie eine weitere Cola. Bei der Frage nach den Zutaten zum Sandwich waehlte ich irgendeine der aufgezaehlten Zutaten randomisiert aus und schon bekam ich zwei Sandwichscheiben mit einer Wurst oben drauf. Naja, das ist ja auch mal etwas Unerwartetes. Da ich mir mittlerweile wieder ein bisschen die Haut zwischen meinen Beinen und "Sack und Anus" (Zitat aus "Sinnlos von Muenchen nach Monaco") wundgerieben hatte, versuchte ich nun Alles, um das Weitergehen so angenehm wie moeglich zu machen. In dem Restaurant zog ich dann z. B. die Wanderhose aus und haengte diese ueber meinen Rucksack. Ist ja egal, ob ich da mit Unterhose herumsitze oder nicht. Die Wirtin jedenfalls beschwerte sich nicht.
Verfallene Haeuser vor Estaon
(image by Alain Collet)

Gegen halb 3 startete ich dann wieder mit meiner Wanderhose bekleidet in die naechste Etappe. Das war an sich viel zu spaet, wie ich spaeter noch feststellen sollte. Wenn ich mich jetzt nochmal entscheiden sollen muesste, wuerde ich in Travascan uebernachten. Aber ich musste ja unbedingt noch weiter. Vllt. um's mir selbst mal wieder so dreckig zu geben, oder um wieder mal meine Grenzen auszuloten, oder weil ich einfach nicht um 2 Uhr an irgendeinem Ort bleiben moechte. Da mache ich ja den halben Tag gar nichts, wenn ich stattdessen doch wandern kann. Einen sehr guten Grund hatte ich doch zum Weiterwandern: Wenn ich hier gezeltet haette, haette ich noch 5 weitere km zum Campingplatz hoch laufen muessen, die ich morgen wieder haette zurueck laufen muessen. Wie auch immer hatschte ich also los und der Weg bis nach Aineto war ja noch ganz gemuetlich zu laufen und wurde wohl auch fuer die Bergtouristen hergerichtet. Doch dann ging es wieder zu einem richtigen Wanderweg ueber, der von mir erst mal 200 HM Aufstieg auf ziemlich naturbelassenen Wanderwegen abverlangte. Mein Fuehrer ist bezueglich solcher Informationen was die Schwierigkeit des Wanderweges anbelangt, ziemlich nutzlos. Die Sonne schien nun auch auf mich herunter und ich war wieder mal ueber jeden Schatten froh unter den ich mich zum Trinken stellen konnte. Dann passierte etwas, was fuer mich absolut spitze war: Es zogen sehr schnell Wolken auf, die die Sonne fast fuer den Rest des heutigen Tages hinter Wolken verschwinden lies. Prima, nun war's zwar nicht so angenehm kuehl wie am Morgen an dem ich die 1000 HM am Stueck abriss, aber immerhin deutlich kuehler als wie wenn mir die Sonne auf die Birne brennen wuerde. Nach dem 200 HM Aufstieg schaute ich immer mal wieder ueber das Tal hinweg auf die andere Bergseite. Dort bin ich noch vor ein paar Stunden gelaufen. Doch wo war das denn? Der Wanderweg war kaum zu erkennen sondern oft nur zu erahnen, wenn man die erkennbaren Wanderwegstuecke miteinander verband. Dann gelangte ich endlich knapp ueber dem Dorf Lleret heraus und von nun an hiess es, einer etwas zugewucherten Schotterstrasse hoch zum Collada del Jou zu folgen. Lt. Karte waren das noch 450 HM, die zu schaffen waren. Dank dem Strassenhatsch rieb's auch sehr bald wieder zwischen meinen Beinen. So einen Mist kann ich wirklich nicht gebrauchen! Tja, was macht man da? Vllt. liegt's ja an der Unterwaesche, da die Naehte an der Haut reiben koennten. Diese Unterhose ist irgendwie so geschaffen, dass man sie wie die Socken wohl besser links herum anziehen sollte. Ja, das sollte ich demnaechst einmal ausprobieren. Dann sind die Naehte naemlich aussen. Genauso wie bei den Strumpfsocken macht das irgendwie viel mehr Sinn. Die Unterhose stopfte ich dann in die rechte Seite meiner Handykammertasche und lief wieder weiter. Ein bisschen was half das schon meinte ich, es war nur die Frage, ob das half, weil es einfach etwas anderes war oder ob das alsbald schon wieder anfangen wuerde, irgendwo herumzureiben. Eieieiei ist das ekelhaft. Schon ab diesem Zeitpunkt wurde mein Schritt immer mehr zu einem John Wayne Showdown. Kurve um Kurve zog sich diese Fahrtstrasse nach oben und wieder versuchte ich die Hoehe anhand der gegenueberliegenden markanten Berge zu bestimmen, was mir dieses mal auch gelang. Von Baeumen war dann schon bald nichts mehr zu sehen. Hier scheint die 2000 HM Baumgrenze noch zu gelten, obwohl der Uebergang auf nur 1838 HM liegt.

Ab dem Zeitpunkt, als ich Pferderl vor mir sah, fuehrte der Wanderweg auf einen durch Wasser tief eingegrabenen und teilweise verdornten Weg hoch zum Uebergang. Dort setzte ich mich dann auch erst mal hin und zog Hose und Unterhose aus. Zwischen meinen Beinen fing es mittlerweile zu brennen an. Gut kann das nicht sein. Evtl. hilft da gute Luft. Morgen sollte ich vllt. wieder eine Strumpfhose anziehen aber der morgige Weg scheint fast immer nur auf einem Wanderweg zu verlaufen. Dann wollte ich auch noch die Wandersocken ausziehen. Beim linken, schlimmen Fuss zog ich dann an der Spitze und musste feststellen, dass da doch irgendwie mehr mitgezogen wird, als mir lieb ist. Nach ein paar weiteren Versuchen, zog ich den Socken am Bund ziehend aus und stellte das fest, was ich befuerchtet hatte: Die Blase an dem grossen Zeher ist zerrissen und ich zog vorhin an einem der Hautlappen. Ja nein ist das bescheiden. Ich haette mir nie gedacht, dass das so einmal enden wuerde. Leider hatte ich wg. dem geschwollenen Fuss den Schuh deutlich leichter geschnuert, weshalb der Zeh wohl immer wieder vorne angeschlagen ist und eben diese Blase zerrisssen ist. Aber wenn ich bisher dadurch keinen Schmerz hatte, werde ich auch beim Abstieg diesbezueglich keinen Schmerz haben und so zog ich den Socken spaeter einfach wieder drueber. Habe ich schon erwaehnt, dass sogar ein bisschen Blut mit im Spiel war? :-)
Weg nach Estaon
(image by Alain Collet)

Nach etwa 15 Minuten Pause stellte ich alsbald fest, dass es ja schon 17 Uhr war. Ich hatte tatsaechlich um die 2,5 Stunden fuer den Hatsch hier hoch gebraucht und damit deutlich laenger als erwartet. Mist! Also auf zum Abstieg. Diesen meisterte ich dann wirklich die meiste Zeit im John Wayne Schritt, was gar nicht mal so einfach war, da der Wanderweg vllt. so breit wie meine Schultern war. An Markierungen wurde auch hier gespart, aber die gute 1:25k Karte brachte hier einen guten Ersatz und es gab auch viele Orientierungspunkte. So lange dauerte der Abstieg aber auch gar nicht. Lediglich 300 HM waren im Vergleich zu den anderen heutigen Abstiegen relativ einfach zu schaffen und unten angekommen verlief der Weg vorbei an einem alten Dorf und entlang eines huebschen Flusses. Das waere sicher schoen, wenn ich nicht so breitbeinig herumlaufen muesste. Ich dachte eigentlich an nichts anderes mehr als an den Schmerz zwischen meinen Beinen. So beschloss ich, die oben wieder angezogene Unterhose wieder mal auszuziehen, was wieder ein bisschen Erleichterung schaffte. Dann wechselte ich auch noch auf die Sandalen, da ich mich nicht daran erinnern konnte, dass der Weg bis zum Ziel noch zu einem Wanderweg wieder zurueckfuehren wuerde. Zwar fuehrte der Weg einmal von der Strasse weg, aber das ignorierte ich, da der Weg bald wieder zurueck fuehren wuerde. Nach dem Schotterweg-Hatsch war dann doch noch auf einmal ein Schild angebracht, dass ich hier nach rechts abbiegen muesste um nach Estaon zu gelangen. Mist, jetzt hatte ich schon meine Sandalen an. Aus reiner Faulheit und weil es ja nur noch ein paar Minuten zu gehen waren, liess ich dann die Sandalen an und lief damit noch die restlichen paar hundert Meter und vllt. 50 HM ueber ein paar Steine nach Estaon im mittlerweile ueblichen John Wayne Schritt.

Beim Refugio angekommen war ich dann hoechst erfreut, dass noch ein Platz fuer mich frei war. Als Fazit des heutigen Tages kann man dann noch dazu sagen, dass beim Sockenwaschen sich das Wasser rot gefaerbt hat, dass ich einen weiteren blauen kleinen Zehernagel habe, weiss der Teufel, woher, und dass es heute lt. GPS Log ueber 30 km waren, die ich abgehatscht bin. Also deutlich mehr, als vermutet. Oh. Ich sehe in meinem Fuehrer gerade, dass dort insgesamt 29.5 km stehen. Tja, das haette ich wohl vorher mal durchrechnen sollen :-). Desweiteren stoert es mich, dass aus irgendeinem Grund mein Fingernagelbett einreisst. Vllt. fehlt mir irgendein Vitamin dafuer. Meinen Ibuprofen Mangel konnte ich jetzt endgueltig beheben. Die Gastgeber hatten noch irgendwo eine Packung Ibu 400mg liegen, die zwar seit einem halben Jahr abgelaufen ist, aber das spielt bei dem Trockenzeug ja sowieso keine Rolle. Ab sofort kann ich mir das Zeug also richtig schoen reinhauen. Hoffentlich geht's dann auch meinem Fuss wieder besser.
Estaon
(image by Alain Collet)

Das Abendessen war absolute spitze. Zuerst gab es einen Auflauf, u.a. mit Rosenkohl, sodass morgen wieder die Trompetenkaefer unterwegs sein werden. Danach gab's ein sehr leckeres Burgerfleisch mit angebratenen Zwiebeln und Paprika und zur Nachspeise einen Teil einer Honigmelone. Sehr, sehr lecker. Leider musste ich per SMS noch erfahren, dass Geraldine heftig schmerzende Blasen bekommen hat und die beiden in Travascan sind. Leider konnte ich die Blase nicht selbst verarzten, sonst wuerde es ihr natuerlich gleich wieder viel besser gehen. Stattdessen schickte ich eine 3 SMS lange Anleitung zum guten Versorgen von Blasen. Sie wird morgen wohl den Bus nach la Guingueta nehmen, dem Dorf bei dem ich entweder als Zwischenstopp ankomme oder bei dem ich auch uebernachten werde. Ich bin ja gespannt, wie es morgen Julie ergeht, da sie morgen auch nach la Guingueta laufen moechte, aber den Hatsch von Travascan nach Areu noch vor sich hat. So, das war's dann. Ich bin schon wieder sau muede, es ist kurz vor 12 Uhr, ich muss die Tour fuer morgen noch anschauen und ich bekomme schon wieder nur weniger als 6 Stunden Schlaf.