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Dienstag, 12.08.2014

Tag 34 - Unterwegs auf einem Pilgerweg

Hiriberri → Orbara → Latxaga → Burguette → Mendiaundi → Sorogain

Ob man den heutigen Weg nun als gemuetlich beschreiben kann oder nicht weiss ich nicht, da ich wg. dem bisherigen Weg schon zu gut durchtraeniert bin. Die paar hundert Hoehenmeter jeden Tag spuere ich fast nicht mehr und heute lief ich den zweiten Teil sogar ganz mit Sandalen.
Weg nach Orbara
(image by Alain Collet)

Das Aufstehen verlaeuft immer schleppender. Mein Koerper scheint jetzt nach den Strapazen der letzten Wochen alles zurueckholen zu wollen. Nach einer viertel Stunde verlaengertem Schlaf standen wir dann viertel nach 7 Uhr auf um dann gleich zum Fruehstueck zu gehen. Nicht nur, dass alle Getraenke aus dem Kuehlschrank gestern im Preis inklusive waren, auch das Fruehstueck war sehr umfangreich und aeusserst lecker. Fuer die Cornflakes machte ich mir eine Milch heiss und gab auch noch etwas Kakao dazu. Dann noch getoastete Brote, die mit Butter und Marmelade verdammt lecker schmeckten. Sogar unlimitierten Multivitaminsaft gab es sowie Cola und ein Bier. Allerdings nahm ich mir das Bier fuer unterwegs mit. Dafuer war es jetzt wirklich noch zu frueh. Nach dem weiteren Zusammenpackeln waren wir dann kurz vor 8 Uhr fertig zum Abmarsch und starteten sogleich in die erste der heutigen Etappe.
Orbara
(image by Alain Collet)

Der Weg verlief zuerst einmal ueber die Strasse weiter in Richtung Orbara, dem Dorf, welches ich schon gestern aus ferner Distanz sehen konnte. Von der Strasse zweigte bald auch schon ein Wanderweg ab, welcher uns durch etwas Dornen und Gestruepp nach unten laufen liess. Nach diesen etwa 100 HM verlief der Weg dann wieder ueber eine Schotterstrasse hoch in das Dorf wo wir erst mal den Wanderweg verloren hatten. Das kostete uns sogleich 5 Minuten, weil wir nicht durch's Dorfzentrum gelaufen sind, sondern strikt den sichtbaren Markierungen gefolgt sind. So mussten wir eben wieder den kurzen Weg zuruecklaufen um dann wieder auf Alain zu treffen, den wir kurz vorher erst ueberholt hatten. Danach begann der einzige Aufstieg dieser Etappe, der in vielen Kehren durch ein Waldgebiet nach oben fuehrte. Allerdings waren das nur 300 HM, welche mittlerweile eine wahre Laecherlichkeit darstellten. In Windeseile liefen wir das hoch, immer vorsichtig auf die Markierungen schauend und sobald wir ein paar Minuten keine Markierungen mehr gesehen hatten, suchten wir noch intensiver oder fragten uns ob das auch der richtige Weg ist. So etwas wie gestern wollten wir nicht mehr erleben. Der zuerst waldige Weg zweigte dann auf viele Lichtungen und Feldwege ab, verlief gut markiert etwas unterhalb der Bergruecken und bot uns so wunderschoene Ausblicke auf die umgebende Huegellandschaft. Ja, nur eine Huegellandschaft, da es hier keine wirklichen Berge mehr gab.
Schoene Wege entlang von Wiesen
(image by Alain Collet)

Viele Abzweigungen gab es und ich haette keine Ahnung, wie ich das ohne die Wegmarkierungen finden sollte. Aber dafuer sind diese ja schliesslich da. Bald begegneten uns auch schon ein paar GR11 Gaenger, welche aber nicht bis ganz an's Ende laufen wollten sondern nur bis Katalana, also kurz vor dem Meer, dafuer aber ein paar Gipfel mitnehmen wollten. Fuer mehr war bei denen keine Zeit mehr. Andere Wanderer wollten hingegen nur eine kurze Strecke hinter sich bringen. Dann gab's auch noch einen ganz seltsamen Kerl, der alles laufen wollte aber alles andere als dafuer geeignet aussah. Kleiner Rucksack bei dem ich nicht einmal abschaetzen koennte, ob er eine Regenjacke mit dabei hat. Aber der wird's auch schon irgendwie schaffen oder eben nicht. Wie durch ein Labyrinth fuehrte der Weg durch das Wegwirrwarr, kreuzte auch immer wieder mal andere GRs und da er vermeintlich laenger auf einer Schotterstrasse lief, stieg ich auch schon heute relativ frueh auf meine Sandalen um. Leider taeuschte ich mich mit der Schotterstrasse, beliess es aber dabei, meine Sandalen weiterhin anzulassen. Der Weg wurde immer matschiger und es wurde schwieriger, entsprechend trockene Pfade zu finden aber es gelang mir immer. Vllt. wurden meine Socken etwas dreckig aber das ist mir auch egal. So liefen wir weiter und hoerten auch schon in weiter Ferne Autos, was signalisierte, dass wir schon bald am Ziel von der ersten Etappe waren. Ich freute mich schon darauf, dass ich mich ueber die Pilger lustig machen konnte, aber leider verlief der Weg nicht mehr auf dem Pilgerweg sondern kreuzte diesen nur ganz kurz, sodass mir dieser Spass verwehrt blieb.
Der lange Waldwanderweg (oder Strasse?) der nicht enden wollte
(image by Alain Collet)

In Burguette angekommen machten wir uns dann gleich auf die Suche nach einer Baeckerei die auch noch Wurst verkaufte. So konnte mit zwei frischen Baguettes unser Lunch starten und wurde mit Entenwurst, Bier, Obst und Schokolade wieder mal zum reinsten Genuss. Dann noch eine halbe Stunde Siesta, ein weiteres, dieses mal grosses Bier da es nicht viel zu laufen gab und auf ging's in die zweite Etappe die nur 3 Stunden dauern sollte. Vorher verfutterte ich noch den Blauschimmelkaese welcher mittlerweile voll mit Wasser stand an einen Hund, der vllt. 3 Meter neben mir angekettet wurde. Der schlabberte den Kaese weg, den ich nicht mehr angefasst haette. Wohl bekomm's!
Der Zaun welcher zugleich die Grenze darstellte
(image by Alain Collet)

Durch's Dorf und gleich weg von dem Pilgerweg (ich habe auch die Idee, nach dem GR11 einfach mal Pilgern zu gehen) verlief der Weg dann ueber ein paar Abzweigungen ein Tal entlang in dem wir einem Fluss zu seiner Rechten folgten. Seltsamerweise verlief dieser Weg allerdings nach Norden statt nach Westen wie ich es erwartet haette. Das war schon wirklich seltsam, irritierte mich aber nicht weiter, da die rot-weissen Markierungen ja vorhanden waren und wir uns definitiv auf dem GR11 aufhielten. Auf die Wegweiser hier war naemlich Verlass. Nach etwas Autobahnhatsch fuehrte die Strasse dann weiter bergauf. Meine Sandalen liess ich fuer diese Strecke gleich an und hatte auch vor, diese bis zum Ende des heutigen Wandertages nicht mehr auszuziehen. Dann zog sich der Weg auf einmal nach oben einen Hang entlang und ehe man sich versah, waren auch schon die ersten 200 HM gemacht und wir hatten einen wunderschoenen Ueberblick ueber eine huegelige Landschaft, ein paar Fernblicke auf die tatsaechlichen Pyrenaeen mit dem "Hochgebirge", naja - eigentlich eher auf deren Umrisse und leider immer noch nicht auf den Atlantik. Das wird wohl noch 2 Tage dauern...
Stehende und schlafende (?) Pferdal
(image by Alain Collet)

Von dort oben aus kreuzte der Weg wieder den GR12 und wir liefen weiter einen Hang hinauf, auf dem es keine Strasse mehr gab und meine Sandalen eben auf dem Grashang herhalten mussten. Nach dem Ueberqueren von einem Stacheldrahtzaun von denen es hier scheinbar unzaehlige gab lief der Weg den Hang bis zu dessen Gipfel weiter hoch. Allerdings konnten wir die Gipfelmarkierung nicht erreichen, da diese 2 Meter hinter einem Stacheldrahtzaun lag. Das ist ja wirklich gemein, aber Gipfel zu machen, bzw. Brunshuegel wie diesen hier, lag ja nicht im Ziel des GR11 und auch nicht von meinem Wanderweg. Dann folgten wir den Markern entlang eines Stacheldrahtzauns wieder weiter bergab ueber den Huegel. Allmaehlich fragte ich mich auch, ob ich nicht dauerhaft auf Sandalen umsteigen sollte. Die sind an sich sehr bequem, nur wuerde ich ein paar Festere benoetigen die mir etwas mehr Halt geben. Beim Abstieg spuerte ich allerdings auch wieder mein rechtes Knie ein bisschen, welches sich nach dem Hammerabstieg von dem letzten 2000er immer wieder bemerkbar machte. Aber ich nehme trotzdem keine Stoecken her. Jetzt soll mein Koerper mal wieder lernen, ohne Stecken zu laufen, da ich die dabei entstehende Balance tatsaechlich verlernt hatte! Weiter stieg der Weg bergab um sogleich wieder aufzusteigen. Es war heute ein wahres Auf und Ab von den Huegeln ueber die wir ruebergejagt wurden und nun ging es gleich wieder bergauf und zur Abwechslung mal ueber einen wahren Matschweg, den es mit meinen Sandalen geschickt zu durchschreiten gab. Nach einem relativ trockenen Weg gab's dann nochmal eine Wiese, nochmal einen Stacheldrahtzaun, nochmal das Suchen nach Markierungen, nochmal eine Wiesenueberquerung und dann konnten wir endlich unten schon die Unterkunft finden, die uns heute eine Herberge bieten wuerde. Der Wanderweg bergab war auch schnell geschafft, wobei das mit meinen Sandalen etwas laenger gedauert hat.
Fast am Ziel und eine der spaerlichen Markierungen war auch zu sehen
(image by Alain Collet)

Bei der Unterkunft die nicht in der Karte eingezeichnet war und die auch nicht immer offen hat, gab's dann erst mal viel zu trinken, dann duschen, Waesche waschen und Abendessen, halt das Uebliche. Ich finde es seltsam, dass sich meine Fuesse nicht mehr richtig erholen. So etwas habe ich bisher nicht miterlebt. Die Sehnen an der Unterseite meines rechten Fusses scheinen sich nicht mehr richtig zu regenerieren, der Ansatz der Archillessehne von meinem linken Fuss schmerzt seit Tagen und mein linker Fuss tut ja seit Wochen sowieso generell etwas weh, aber was soll's. Irgendwie komme ich auch so noch zum Atlantik und mehr zaehlt mittlerweile auch nicht mehr. Die kommenden Wandertage sind mit jeweils mind. 8 Stunden ausgeschrieben. Das werden jetzt nochmal drei sehr anstrengende Tage, bei denen hoffentlich noch alles gut geht. Ein Hoch auf's ohne Stecken laufen!