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Montag, 08.09.2014

Tag 17 - Minenaustellung

Fos → Melles → Col d'Aueran → Refuge de l'Etang d'Araing → Eylie

Der heutige Hatsch war kurz gesagt relativ gemuetlich. Die ersten 1600 HM bin ich non-stopp hochgezogen und die restlichen 200 sowie der Abstieg waren dann auch schon geschenkt. Das heutige "Highlight" war eine alte Mine mit allem drum und dran.
Die Gite d'etape in Fos

Nach dem hervorragenden Abendessen gestern Abend verzischte ich auch noch die restlichen 2 Bier. Das andere Bier welches mir von den anderen angeboten wurde, liess ich dann doch im Kuehlschrank neben meinem Letzten stehen. Man muss es ja nicht uebertreiben. In der Nacht wachte ich mal wieder auf und durfte das Wummern in meinen Fuessen spueren. Die haben aber auch wirklich kein Erbarmen was mir aber ehrlich gesagt auch egal ist. Die sollen laufen und haben ansonsten die Klappe zu halten... zumindest theoretisch. Ich legte dann beide Fuesse etwas hoeher auf die Latte die das Nachbarbett abgrenzte. So ging's wieder einigermassen und ich schlief ein.
Autobahnhatsch durch Melles

Irgendwann hoerte ich dann Gepolter vom Nachbarzimmer. Allerdings wollten diese doch erst um 7:30 Uhr aufstehen. Was ist denn da los? Da es ueberall polterte und ich dann auch die Stimmen von unten durch den Holzboden hoerte, beschloss ich eben auch gleich aufzustehen. Es war erst kurz nach 6:30 und draussen war es noch richtig dunkel. Unten angekommen fand ich die 3 anderen schon im vollen Fruehstueckseifer. Ich selbst goennte mir erst mal eine warme Milch mit Choco-irgendwas-Cornflakes. Hier durfte man sich auch so oft bedienen wie man wollte. So trank ich sicherlich auch einen halben Liter Blutorangen- und Orangensaft. Dazu gab es noch 3 kleine Stuecke von getoastetem Baguette mit einer wirklich guten Marmelade. Das war mal wieder ein gutes Fruehstueck. Gut gestaerkt packelte ich dann alles zusammen inklusive 3,5 Liter normalem Trinkwasser, wollte mich noch verabschieden aber die anderen hatten sich schon wieder in ihr Zimmer verzogen und dann startete [ich] mit den ersten Sonnenstrahlen in die heutige Tagesetappe.
Schon wieder ist ein Teil der Strasse abgerissen

Da schon in meinem Fuehrer stand, dass es die ersten km ueber eine Teerstrasse gehen wird, lief ich auch gleich mit meinen Sandalen statt den Wanderschuhen los. Die GR10 Markierungen verliefen irgendwie durch das Dorf und irgendwann verlor ich auch die Markierungen und gelangte so wieder zur Strasse herunter, welcher ich dann auch weiter durch das Dorf Fos folgte. Am Ende des Dorfes fuehrte der GR10 dann wieder zu meinem Weg und verlief weiter ueber die Teerstrasse leicht aufsteigend nach oben. Das war schon einige Zeit her, dass ich auf einem GR eine Fahrstrasse benutzen musste, aber diese hier war wenigstens wenig befahren. Einige steile Kehren gab es, aber ansonsten war die Teerstrasse eigentlich gut zu laufen. Ich war auch wieder mal heilfroh ueber die Sandalen. In der Ferne konnte ich schon diese und jene Berge sehen, allerdings war davon keiner dabei, bei dessen Uebergang daneben ich heute druebersteigen werde. Wieder mal hoerte ich auf meinem Handy Musik um mir etwas mehr Motivation zu geben. Heute gab's zuerst Mastodon und 2 Stunden danach Sybreed.
Der Wanderweg das letzte Stueck zur Wiese hoch

Der Weg schlaengelte sich links das Tal entlang hoeher und liess den Fluss darunter immer weiter weg. In Melles angekommen hatte ich auch schon die ersten 200 HM ueberwunden. Stueck fuer Stueck wird es so heute weiter nach oben gehen. Melles hatte wohl wg. seiner hohen Lage keine so grossen Probleme bei der grossen Schneeschmelze wie Fos. Durch Melles hindruch, an sich einem kleinen idyllischem Dorf, verlief der Weg dann weiter. Viel gibt's hier wirklich nicht zu berichten. Es war halt ein Autobahnhatsch in aller Frueh. Nach weiteren 3 km war aber bald die Teerstrasse keine richtige Teerstrasse mehr sondern wurde zu einer Art Schotterstrasse bzw. Mischung zwischen Teer- und Schotterstrasse. Auf dem ganzen Weg sah ich vllt. 3 Autos, was damit auch ganz OK war. Immer wieder mal gab es vereinzelte Haeuser, teils bewohnt, teils halb verfallen. Nach einem Warnschild durfte ich mir mal wieder einen Hangabgang ansehen, der einen Teil der Strasse mitgenommen hat. Tja, die Natur gibt's und die Natur nimmt's auch wieder. Dann hatte der Autobahnhatsch irgendwann ein Ende und an diesem Ende war ein Gite d'etape. Aber hier wird wohl niemand wirklich herkommen, da es hier lediglich einen einzigen Wanderweg gibt, naemlich den GR10.
Blick zurueck in's Tal richtung Fos

Kurz nachdem ich auf dem richtigen Wanderweg angekommen bin, wechselte ich wieder mein Schuhwerk auf Wanderschuhe und los ging's mit dem tatsaechlichen Aufstieg. Die ersten vllt. 600 HM habe ich ueber die Autobahn geschafft, die restlichen 1000 laufe ich jetzt ueber einen Wanderweg hoch. Nachdem dieser zuerst mal auf fast gleicher Hoehe sich den Berg entlang schlaengelte, immer schoen durch einen Wald, verlief der Weg auch schon bald sehr steil nach oben ansteigend. War das einmal eine alte Eselsroute zu einer hoeher gelegenen Alm? Die Breite haette jedenfalls passen koennen. Ein etwas schmalerer Weg zweigte dann auch ab und verlief weiter aufsteigend durch den Wald. Dann ueberquerte ich noch den Fluss und stieg in dessen Naehe bleibend weiter bergauf. Alsbald kam ich auch aus dem Wald heraus und nun stieg der Weg ueber eine sehr steile, teils felsige Wiese hoch. Einige Kehren waren noetig, um dann auf den darueberliegenden Grashuegeln weiter hoch zu gelangen. Hier gab es teilweise auch Hilfestellungen in Form von zusammengenagelten Brettern auf dem Boden um nicht im Matsch zu versinken.
Ausblick kurz vor dem Abstieg zum Refugio de l'Etang d'Araing

So lief ich auch an der ersten Nothuette vorbei, der d'Uls, bei der es sich schon ein paar Wanderer gemuetlich gemacht hatten. Ich lief aber gleich weiter. Es waren "nur" noch 200 weitere HM zu schaffen. Diese waren aber alles andere als einfach zu laufen. Mittlerweile schwaechelte ich ein bisschen. Immerhin habe ich den ganzen Aufstieg bisher auf einmal durchgezogen, ohne eine einzige Pause einzulegen. Aber die Huette war nicht mehr weit. Das Schwaecheln aeusserte sich darin, dass man das Gefuehl hat, dass auf einmal nichts mehr weiter geht. Wenn man dann langsamer geht, hat man das gleiche Gefuehl. Aber irgendwie kann ich das mehr und mehr einfach ausschalten, so auch heute. Ein weiterer Aufstieg ueber viele Grashuegel brachte mich auf die Hoehe vom Uebergang, allerdings musste ich noch einen weiteren Berg auf gleicher Hoehe entlang laufen bis ich den Stausee und ein paar Schritte weiter auch die Huette sehen konnte. So, damit war der Aufstieg endlich geschafft. Meine Fuesse schmerzten mittlerweile schon wieder sehr, obwohl es nicht einmal 12 Uhr war. Trotzdem musste ich meine Schuhe fester binden um die Zehen zu schuetzen. Der Abstieg ueber relativ viel Steine verlief aber sehr schnell.
Abstieg zum Refugio de l'Etang d'Araing

Nach ca. 20 Minuten war ich dann bei der Huette, zog meine Schuhe aus und sass erst mal 5 Minuten einfach so da. Die eine Wirtin fragte mich dann, ob alles OK ist und ich meinte "Ja, aber ich brauche noch ein paar Minuten". Meine Fuesse schmerzten wirklich fuerchterlich. Die kurze Nacht tat auch nicht gerade ihr Bestes daran, meinen Fuessen Erholung zu geben. So massierte ich die Haxen erst mal etwas und dann holte ich mir meine Cola+Bier Mischung. Da ich in Frankreich schon mal von einem Omlette so positiv ueberrascht wurde und es um 12 Uhr war, bestellte ich mir eben auch ein Omlette mit Zwiebeln und Schinken. Das war auch ganz prima und lecker. Dann gab's auch noch eine Cola zum Nachspuelen. Ich plante, bis 12:30 hier zu bleiben und als ich auf die Uhr schaute, war's bereits 12:31 Uhr. Tja, viel Zeit habe ich hier also nicht gehabt zum Ausruhen. Der Himmel war auch schon wieder bewoelkt und hier oben war es relativ frisch. Die Huette selbst befand sich auf etwas unter 2000 HM und der ganz leichte Wind tat sein uebriges. Dann beschloss ich eben weiterzulaufen. Die zweite Etappe war ja nicht gerade anspruchsvoll, dafuer gab es aber interessantes zu sehen. Ich zahlte und verabschiedete mich.
Prima Essen nach dem Anstieg

Dann ging's in die zweite Etappe von heute. Zuerst wartete auf mich ein kurzer Abstieg zum Staudamm hinunter. Der war anscheinend sehr, sehr alt und wurde aus vielen kleinen Steinen zusammengebaut. Vllt. ist er aber auch nur einfach verklinkert. Dann gingen die 200 HM Anstieg fuer die zweite Etappe los. Die meiste Zeit verlief dieser Anstieg ueber Grashuegel und kurzum: Ich war sehr, sehr schnell oben am Uebergang angekommen, warf nochmal einen Blick zurueck auf die Huette und dann ging's bergab. Der GR10 fuehrte ueber weitere Grashuegel hinunter, hin zu einer alten Minenanlage von der ich deren Haeuser schon von weiter Ferne sehen konnte. Das war wirklich etwas interessantes. Kurz vor den Haeusern verlief der Wanderweg neben einem Minenschacht vorbei und man konnte noch all das alte Graffl sehen. Die Schienen, die Seilwinden und allgemein sehr viel altes Metall. Teilweise ueber alte Gleise stieg ich dann zu den Haeusern weiter bergab. Das Ganze erinnerte mich an einen alten Western oder an das Computerspiel Final Fantasy VII. Vllt. haben sich deren Macher auch von einer Szenerie wie von dieser beeinflussen lassen. Wie auch immer fand ich das Ganze hoechst interessant und spannend, diese alten Anlagen zu sehen. Nach der Ansammlung an Haeusern verlief der Weg dann den Berg entlang auf gleicher Hoehe bleibend. Dort gab es auch 2 Stollen, welche allerdings mit einer Metalltuere verschlossen waren.
Ein alter Mineneingang

Der Weg zweigte dann bald nach rechts ab und ich freute mich schon auf einen sehr, sehr steilen Abstieg den ich schon aus der Ferne sehen konnte. Ueber eine relativ trockene Landschaft bei dem der Boden mit seltsamen Gestruepp bedeckt war verlief dieser Weg sehr steil bergab. Allerdings nicht einfach nur bergab, sondern zu einer anderen Attraktion. Wofuer das Gebaeude genau war, wusste ich nicht. Allerdings hatte es eine Art Schredderanlage mit dabei. Aber das muss auch schon Jahrzehnte lang nicht mehr genutzt worden sein. Steil ging's dann weiter bergab. Ich war richtig froh darum, dass es steil war. Gestern war das die reinste Qual, Serpentine um Serpentine zu laufen, ohne wirklich HM zu machen. Dieser Weg war aber das genaue Gegenteil davon. Jede Serpentine war in einem Steilheitsgrad, dass es ein bisschen steiler sehr schwer zum Absteigen gewesen waere. Teilweise waren auch Drahtseile gespannt um nicht den steilen Abhang daneben versehentlich herunterzufallen. Ich stelle mir die Frage, woher die vor mind. 50 Jahren gewusst haben, wo man hier denn in den Berg bohren muss. Es muss sehr viel Muehe und natuerlich Geld gekostet haben, die Anlagen hier oben heranzuschaffen. Einfach auf gut Glueck wurde das wohl nicht gemacht.
Die alte Minenstadt

Dieses Stueck trockene Landschaft verliess ich bald und gelangte in einen Wald und war wieder froh, dass der Weg aehnlich steil bergab fuehrte. Bei der Ueberquerung von einem Fluss passierte es dann das zweite mal auf der GR10 Tour und ich rutschte auf irgendeinem Stein aus. Mit dem fast nicht mehr vorhandenen Profil meiner Wanderschuhe wundert mich das aber auch ueberhaupt nicht. Aber diese Teile laufe ich herunter bis zum geht-nicht-mehr und weit ist es ja nicht mehr. Nur noch etwas mehr als 2 Wochen trennen mich vom Mittelmeer und davon, meinen stinkenden Rucksack nicht mehr herumtragen zu muessen. Ja, der stinkt wirklich gewaltig... Im Wald verlief der Weg ueber einen schoenen Waldboden weiter bergab, vorbei an Steinmauern und so hatte ich dann auf sehr kurze Zeit die 1200 HM Abstieg geschafft. Tja, und es war gerade erst mal um 3 Uhr Nachmittags. Weiter komme ich aber nicht mehr, oder ich muesste 2x auf Nothuetten uebernachten und dafuer habe ich kein Essen. Meine Fuesse werden mir's aber danken, wenn ich nach dem Kombinieren von 2 Etappen nicht weiter laufen werde.
Wieder eine bizarre Wanderlandschaft

So bin ich nun in dem Gite d'Etape in Eylie, habe einen Lagerplatz bekommen und warte bis 19:30 Uhr, denn dann gibt es Essen. Mein rechter Zehernagel ist mittlerweile darunter hohl. Allerdings will er auf dem rechten Nagelbett noch nicht so recht abgehen, weshalb ich ihn einfach noch ein bisschen dran lasse. Gerade regnet es draussen auch schon wieder und ich bin froh, dass ich schon bei der Unterkunft im Trockenen sitze.
Die vier Haeuser, welche zum Gite gehoeren

Wie ich auf einer Wanderkarte herausfinden konnte, gibt es mittlerweile zwischen den kommenden Etappen eine Gite d'Etape. D.h., dass ich die Nudeln mit Tomatensauce jetzt doch umsonst mitgeschleppt habe und bis zur Gite d'Etape weiterlaufen kann um dort etwas zu Essen zu bekommen. Das verharmlost auch die naechsten 2 Etappen die ich wieder zusammenlegen wollte. Naja, wie auch immer: Mittelmeer, ich komme!