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Mittwoch, 30.07.2014

Tag 21 - Zweiter Zehernaglos Adios

Campsite Aneto → Refugio de Estos → Puento de Gistain → Refugio de Viados → Bier → Refugio de Viados → Campingplatz Forcallo.

Das war heute mal wieder ein relativ angenehmer Hatsch. Zwar musste man sehr frueh aufstehen, allerdings hat es sich wg. dem Wetter auch gelohnt und auch am Abend wurden wir von irgendwelchen Suedtirolern mehr oder weniger abgefuellt bevor wir weiter zum Campingplatz kamen. Dann trennte ich mich auch noch von vllt. 2 Gramm meines Koerpers.
Weg zum Refugio de Viados
(image by Alain Collet)

Gestern Abend verlief eigentlich alles wie geplant. Ich ging zeitig in's Bett, naemlich kurz nach 23 Uhr, und wurde dann leider vom Wind um 3 Uhr wieder geweckt. Dieser Wind hat tatsaechlich diesen Klaeranlagengeruch andauernd zu mir in's Zelt geweht. Da gibt es wirklich angenehmeres. Das Zelt wurde auch ordentlich hin - und hergeweht. Das passt aber noch soweit, da ich irgendwann spaeter wieder einschlafen konnte. Nur der Wecker, der schon um 6 Uhr frueh klingelte, war nicht sehr erfreulich, aber es hilft ja nix. Mit der Stirnlampe packelte ich alles zusammen, schmiss alles, was noch nicht in den Rucksack sollte vor das Zelt und dann begaben wir uns zum Barbeque Platz zum Fruehstuecken. In dem Klaeranlagengestank wollte niemand etwas Essen. Dort gab's dann die Croissants, die ich gestern im 10-er Pack eingekauft hatte, dazu Marmelade, O-Saft und Sprudelwasser. Tobi brauchte noch ein kleines bisschen laenger um sein Zelt zusammenzupackeln, aber das ist nur eine kurze Gewoehnungssache bis man weiss, wie man alles schnell und gezielt in seinen Rucksack stopfen kann. Erst um 7:30 Uhr starteten wir dann in die heutige Etappe, was relativ spaet war, dafuer, dass ich schon um 6 Uhr aufgestanden war, aber das passt schon. Uns erwartet heute ja "nur" 1300 HM Aufstieg und ein bisschen weniger Abstieg.
Blauche Orchideen mit dem Refugio de Viados im Hintergrund
(image by Alain Collet)

Vom Campingplatz aus zeigte ein Schild auf den GR11 Wanderweg, welcher in ein paar kurzen Serpentinen auf einem Wanderweg etwas hoeher fuehrte und dann oben bei einer Strasse herauskam. Damit waren wir schon wieder auf dem richtigen GR11 Wanderweg, der nun leider weiter auf einer Schotterstrasse mit etwas groesseren Steinen verlief. Das machte allerdings nichts, da der Weg zuerst durch eine schoene Schlucht fuehrte, bei der links von uns das Wasser in einem Fluss herunterschoss. Die Schlucht weitete sich bald und wurde zu einem breiten Tal mit gruenen Wiesen und Baeumen, durch das der Fluss floss. Wir hielten uns soweit immer rechts des Flusses auf und konnten noch in der guten Morgenkuehle wandern. Bis zur Huette erwartete uns auch nur 750 HM, dann war auch schon der erste Teil erledigt. Allerdings zog sich der Weg doch sehr stark dahin, sodass ich einmal mehr deutlich laenger als erwartet wandern musste. Immerhin erstreckte sich der Weg bis zur Huette fast ueber die Haelfte der Wanderkarte. In der Ferne konnte man schon erahnen, was uns heute noch erwartete: Schroffer Fels, etwas Schnee und viele weitere Hoehenmeter. Doch das alles sollte nicht ganz so schlimm werden wie erwartet. Mein Magen grummelte heute ganz schoen. Ich war mir nicht sicher, ob das an irgendeinem Essen oder an der Mischung aus Ibu und Voltarentabletten bestand. Jedenfalls war ich nicht mehr so gut drauf wie gestern, gab aber trotzdem ein gutes Tempo vor. Mit Hilfe einer Bruecke gelangten wir auch ueber einen Teil des Flusses und kamen schon bald aus dem Wald heraus. Nach vielen weitere HM und Kilometern in die Ferne wandelte sich dann die Fahrtstrasse in einen Wanderweg um sich dann noch mit ein paar weiteren Schlingern und Hoehenmetern endlich zur Huette hochzubegeben. Damit war auch schon der erste Teil geschafft und wir pausierten erst mal. Julie bekam ihren Kaffee, ich meine heisse Schokolade und Tobi tat's mir auch nach. Bei der Huette verbrachten wir dann locker eine halbe Stunde. Die Sonne schien auf uns herunter, ein paar Woelkchen trauten sich heraus und ein paar Wolken hielten sich hartnaeckig bei bestimmten Bergen in dessen Wipfeln ohne sich auch nur ein Stueck zu bewegen. Die Huette selbst war fuer eine sehr grosse Zahl an Gaesten ausgelegt, was mich nicht gerade begeisterte. Mich wunderte es vor allem, wie es hier so viele hochschaffen konnten, da es doch einige HM Aufstieg bedarf um hier hochzukommen, auch wenn es die meiste Zeit die Strasse hoch geht.
Anfangs verlief der Aufstieg noch ueber gruene Wiesen
(image by Alain Collet)

Nach einem kleinen Sonnenbad packten wir uns dann fuer den weiteren Aufstieg zusammen. Vorher trank ich aber noch eine Cola, in der Hoffnung, dass diese meinen Magen etwas aufraeumt. Langsam zog sich der Weg weiter in die Talschneise hinein. Hier wachsen wunderschoene Blumen, vermutlich Orchideen, die mit ihrem blauen Schimmer ganze Haenge zum Leuchten brachten. Waehrend der Weg anfangs eher sehr langsam anstieg, zog er sich nun mit grosser Steigung weiter nach oben. Auch die Vegetation nahm stetig ab, bis diese letztendlich ganz den Steinen wich. Den einen Uebergang konnte man schon seit laengerer Zeit sehen, allerdings wusste ich auch, dass dieser noch lange nicht das Ende sein sollte. Es waren naemlich nochmals ueber 700 HM zu schaffen, bevor wir in's naechste Tal absteigen koennen. Das Gestein hier oben schien auch wieder mal aus den vielschichtigen, leicht zerbroeckelndem Gestein zu bestehen bei dem ich noch nie verstanden habe, wie das entstehen kann. Es gab dem Berg aber wieder den besonderen Touch, da man eben nicht auf einem Standardgestein sondern auf einem broeckligen Etwas nach oben lief. Kurz vor dem Uebergang hatte ich dann die Qual der Wahl, ob ich lieber ueber ein kurzes Stueck Schneefeld oder doch ueber einen kleinen Umweg weitergehen moechte. Natuerlich nahm ich das tolle Schneefeld, auch wenn ich beim Ausrutschen wohl sehr zerschunden herausgekommen waere. Oben angekommen war dann aber immer noch nicht Schluss. Der Weg verlief noch auf gleicher Hoehe weiter bis zu einem wieder mit Gras bewachsenen Bereich, ab dem der Weg dann wieder nach unten fuehrte.
Blick zurueck

Genau dort machten wir es uns dann sehr gemuetlich, packten unsere Brotzeit aus, tranken unsere Saefte und ich mein Bier, liessen uns die Berge mit gutem Schinken und Kaese schmecken, abgerundet mit Schokolade und einem herrlichen Ausblick auf die uns umgebenden Berge. Statt gleich weiterzulaufen, hat es sich irgendwie ergeben, dass jeder sich ein Plaetzchen suchte, um sich fuer vllt. 45 Minuten hinzulegen und vor sich herzuschlummern. Das ist schon wirklich purer Luxus: Wandern, Sonne, gutes Essen, in der Sonne herumliegen. Ich machte es mir auf ein paar flachen Steinen gemuetlich, die anfangs zwar noch warm waren, dann aber doch sehr schnell abkuehlten. Irgendwann bemerkte ich dann auch, dass Tobi und Julie wieder weiterwollten und so musste ich mich auch wieder an den Abstieg machen.
Ueberquerung des Flusses beim Abstieg
(image by Alain Collet)

Der Abstieg war fuer mich alles andere als schoen. Meinem Magen ging's jetzt zwar besser, dafuer war aber etwas anderes nicht mehr OK. Zwar war der Weg prima zu gehen und es waren auch nur 800 HM zu schaffen, allerdings tat mir der blaue kleine Zehernagel sehr, sehr weh. Den wollte ich schon gestern abziehen, allerdings hing der noch zu fest im Nagelbett. Nun durfte ich den Abstieg also mit diesem zwar gestutztem, dafuer aber immer noch schmerzenden Nagel durchfuehren. Viel Gehuepfe war da nicht mehr drin, allerdings konnte ich den Abstieg trotzdem relativ schnell meistern und hinkte den anderen beiden nur ein bisschen hinterher. Weiter unten mussten wir einen Fluss ueberqueren um anschliessend zu dessen rechter Seite weiter in's Tal abzusteigen. Der Fluss wurde zu einer reissenden Stroemung, die sich ueber Jahrtausende in den Felsen gebohrt hatte. Wenn man dort unten reinfaellt, war's das wohl mit einem. Mit gutem Abstand verlief der Weg immer weiter bergab, um letztendlich ueber Wiesen zum Refugi de Viados zu fuehren, wo wir erst mal auf ein Bier einkehrten. Ein Bier... dachten wir...
Refugio Viados in der Ferne
(image by Alain Collet)

Neben uns sassen naemlich ein paar aeltere Herren, die mit suedtirolerischem Akzent sprachen. Als ich mir mein zweites und sicher letztes Bier holen wollte, fragte ich diese, ob sie denn ihre Berge daheim nicht mehr moegen. Das hat dann ein Gespraech mit Tobi ausgeloest, bei dem herauskam, dass die ein Teilstueck des GR11 laufen und noch zwei Karten benoetigen. Na kein Problem. Da kann ich gut aushelfen. So bekamen die Suedtiroler 2 Karten von mir, naemlich die heutige und die gestrige, die sie mir dann wieder per Post zuschicken wuerden. Die haben sich so darueber gefreut, dass die uns gleich noch ein paar Bier ausgegeben haben. Nicht nur eins, nicht nur zwei sondern gleich drei fuer jeden. So war ich dann selbst ziemlich angesoffen, als wir uns endlich zum weiteren Abstieg aufmachten. Da ich meine Wanderschuhe nicht mehr anziehen wollte, beschloss ich eben, die letzten vllt. 150 HM mit den Sandalen abzusteigen. Der Weg verlief zwar ueber einen steinigen Wanderweg, aber das war mir jetzt auch egal. Die Sandalen hielten das durch und beim Campingplatz angekommen hiess es mal wieder das Standardprogramm zu starten: Zelt aufbauen, duschen, waschen, essen. Das Essen bestand aus 3 Gaengen: Suppe mit etwas wenig Nudeln, Gemuese und ein Ruehrei-Irgendwas Gebaeck mit Kartoffeln. Als Nachspeise gab's dann noch eine Banane. Alkohol am Abend? Nein, das gab's nach den vielen Bier nicht!