Tagebuch zum GR11:
0  1  2  3  4  5  6  7  8  9  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  35  36  37 
Tagebuch zum GR10:
0  1  2  3  4  5  6  7  8  9  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30 
 

Dienstag, 15.07.2014

Tag 6 - Wunderbare Aussichten & schoene Wanderwege

Albanya → Bassegoda → Coll de Bassegoda → Sant Aniol d'Aguja → Coll de Talaixa → Collada dels Muls → Beget
Die kleine "Schlucht" im Tal
(image by Julie Baudouin)

Gestern Abend nahm ich noch bei den anderen 2 Deutschen am Essenstisch Platz und wir bestellten uns das Menu. Es gab ueberhaupt keine Vorspeise mit Fleisch. Als geringstes Uebel entschied ich mich dann fuer eine Pilz Lasagne, welche eigentlich ganz gut schmeckte. Als Hauptgericht gab's dann Schweinebacken mit Kartoffeln, welche nicht nur halb kalt waren, sondern auch nicht wirklich gut schmeckten. Die Nachspeise mit Zitronensorbet schloss das Menu wenigstens noch gut ab. Einen halben Liter Wein gab's auch noch dazu, wobei ich davon etwas abgab. Hm... So versoffen ueber die Alpen zu gehen wie ich es mit Valentin (irgendwie) geschafft habe, wird's wohl nie mehr in meinem Leben geben. Vor und nach dem Essen flickte ich dann endlich den Reissverschluss an meiner Wanderhose, der mir am ersten oder zweiten Tag ausgerissen war, sodass sich die Karte immer wieder mal darin verfing, wenn ich diese herausziehen wollte. Meine Blasen gedenkte ich ja schon einen Tag zuvor zu oeffnen, was ich dann nur teilweise machte, indem ich das kleine Loch, dass sich sowieso schon an jeder der beiden Blasen gebildet hat, noch etwas vergroesserte, sodass die Suppe rauslaufen konnte. So seltsame Blasen die sich vom Ballen bis zwischen grossen Zeher und dem daneben erstreckten.hatte ich ja wirklich noch nie! Tapen kann man da auch nicht mehr viel, sonst waere der ganze vordere Fuss zugepappt. Ich glaube, dass ich ca. um 23 Uhr in's Zelt gegangen bin. Einschlafen konnte ich aber leider nicht wirklich und so drehte ich mich wieder und wieder um, bis ich letztendlich doch irgendwann eingeschlafen war.
Refugio Bassegoda
(image by Julie Baudouin)

Kurz bevor der Wecker um 6:30 Uhr bimmelte, wachte ich dann von selbst auf. Die Umstellung auf das Fruehaufstehen funktioniert wirklich prima. Sogar die Zigaretten vermisse ich trotz Konsum von einem Bier, welches dem Deutschen sehr nahe kommt, nicht. In La Pertus gab's auch einen Zigarettenstand und ich habe wie schon auf der Via Alpina nach Monaco nicht das geringste Beduerfnis zu rauchen. Das Zusammenpackeln inkl. Fruehstueck dauerte dann doch etwas laenger als erwartet. Zum Fruehstueck machte ich mir die Haelfte von dem Baguette, welches ich mir gestern kaufte, halbierte dieses um mir fuer spaeter auch noch etwas aufzuheben und futterte das eine Viertel sogleich. Erst um 7:40 startete ich dann los, was 40 Minuten spaeter war als erwartet.
Schoener Ausblick
(image by Julie Baudouin)

Der Weg fuehrte mich wie bereits angekuendigt der Strasse entlang nach oben. Die Sonne versteckte sich zuerst hinter dem Berg, und tauchte dann hinter Wolken versteckt hinter dem Berg auf. So konnte ich den Aufstieg ueber die Strasse doch ganz gemuetlich aushalten, dachte ich mir zumindest. Nach den ersten 50 HM hatte ich dann in meinen Wanderschuhen das Gefuehl, dass mir die Zehen einschlafen, obwohl ich die Schuhe nur so leicht wie moeglich schnuerte und auch nur bis zur vorletzten Oese, schliefen mir die Fuesse ein. Hm. Was soll das denn? So blieb mir fast nichts anderes uebrig, als auf die Sandalen umzusteigen - woran auch immer das liegen mochte. Mit den Sandalen lief es dann deutlich besser und ich spuerte meine Zehen wieder. Ein weiteres Problem stellte sich aber auch bald ein: Bei meiner Huefte drueckte es auch wieder heftig und ich spuerte so ein Bitzeln wie wenn die Nerven etwas gedrueckt werden. So was kam mir doch bekannt vor. Das hatte ich schon einmal bei der letzten Tour, als ich die Steigeisen falsch in das unterste Fach in meinen Rucksack tat. So entschloss ich mich eben, beim naechsten Halt etwas umzulagern. Schritt fuer Schritt ging's somit hoeher, einmal konnte ich den Strassenhatsch ueber eine Wanderwegabkuerzung beschleunigen und hatte dann noch einen wunderschoenen Blick zurueck zu dem Campingplatz und auch den Bergen, aus denen ich hergekommen bin. Die Strasse fuehrte irgendwann auf gleicher Hoehe den Berg entlang und ist nun doch weiter oben als von mir urspruenglich erwartet wurde. Dann wandelte sich die Teer/Betonstrasse in eine Schotterstrasse, um vorbei an Can Nou, einem Haus, an dem es angeblich etwas zu Trinken geben sollte, alsbald auch beim Refugi Bassegoda Can Galan anzukommen, welches aber verschlossen war.
Haengebruecke so Sant Aniol
(image by Julie Baudouin)

Bei dieser verschlossenen Huette gab es die erste Pause, wo ich auch die Regenhose von dem unteren Fach in meinen Rucksack in's Hauptfach umlegte und ca. 15 Minuten entspannte. Ich nahm auch die 1,5 Liter Wasserflasche als extra Wasser mit um auf Nummer sicher zu gehen, genug Trinkfluessigkeit mit mir zu nehmen. In diese Flasche fuellte ich ca. 1/4 Liter Orangensaft und fuellte den Rest mit Sprudelwasser auf. Damit schmeckte das Wasser noch besser, nur musste ich es die ganze Zeit in den Haenden tragen. Nun packte ich das Wasser aber in den extra dafuer vorgesehenen Wasserhalter an meinem Rucksack. Hatte ich diesen jemals fuer Wasser genutzt? Ich kann mich nur an die Verwendung als Nussstauraum erinnern.
St. Aniol
(image by Julie Baudouin)

Der darauf folgende Wanderweg verlief dann steil weiter nach oben ueber einen richtigen Wanderweg. Viele Steine und keine Strasse. Mit den Wanderstoecken in den Haenden und wieder mit den Wanderschuhen an den Fuessen stieg ich so hoeher und hoeher. Viel aenderte sich am Wanderweg nicht, allerdings konnte ich diesen ganz gemuetlich hochsteigen. Hier und dort machte ich mal eine kurze Trinkpause oder schoss ein paar Fotos, aber sonst war das doch recht gemuetlich. So waren die ueber 800 HM doch bald hinter mir und ich gelangte endlich zum Coll de Bassegoda, dem Zielpunkt fuer die Bierpause! Ich nahm mir naemlich extra eine Dose Bier mit, um zu feiern, dass ich das erste mal ueber 1000 HM gekommen bin. Das Joch liegt naemlich knapp ueber 1100 HM. So riss ich mir die Dose Bier gleich auf, die mir richtig entgegenspritzte. Naja, macht ja keinen Unterschied ob ich nach Bier oder Schweiss stinke. Das Bier ist voraussichtlich den Meisten angenehmer.
Frisches Quellwasser bei St. Aniol
(image by Julie Baudouin)

Nach vllt. 10 weiteren Minuten Pause - ich habe wohl immer noch nicht erwaehnt, dass ich zwei Etappen zusammenlegen wollte - machte ich mich dann an den Abstieg. Ab sofort ging's richtig steil runter, nachdem der Weg sogleich vom Schotterweg abzweigte. Mich stoeren ja steile Absteige nicht, allerdings war dieser teilweise auch noch mit feuchtem Lehm versetzt. Ja, es ist wirklich keine wahre Wandertour, wenn es mich nicht einmal hinhaut und heute war es soweit. Mein Fuss schlitterte auf dem Lehm herum und mein Ellbogen knallte auf einen Stein. Dabei hatte ich auch wirklich Glueck, dass ich nicht auf einen spitzen Stein aufgekommen bin. Schon bevor ich diesen Bereich entlang lief, schluepfte ich aus den Schlaufen meiner Wanderstecken um mich besser abfangen zu koenne. Viel half das aber nicht, da ich irgendwann nur noch befuerchtete, dass ich irgendwann mit meinem Allerwertesten die Lehmschicht herunterschlitterte. Zum Glueck ist es aber nicht soweit gekommen und ich konnte diese 3 Meter Problemstelle sicher ueberwinden.
Der sehr interessante Weg nahe der steil aufsteigenden Felswand
(image by Julie Baudouin)

Nach ein paar weiteren hunderten Metern von Abstieg mit ein bisschen Auf dazwischen, kam ich dann endlich durch den Laubwald an dem Zielort dieser Etappe an: Sant Aniol d'Aguja. OK. Soweit, sogut. Bei der Kapelle machte ich mich als erstes auf die Suche nach der Quelle, die frischstes Quellwasser hatte. Wunderbar kuehl und erfrischend. Meinen Wanderschlapphut durchnaesste ich damit und fuellte auch meine 1,5 Liter Wasserflasche auf und leerte das vllt. 4 Tage alte Wasser bei meiner Notwasserflasche aus, um dies mit dem frischen Quellwasser zu fuellen. Bei der Kapelle hoerte ich dann die Glocken klingen, was mich dazu anspornte, nochmal die 30 Meter zur Kapelle zu laufen. Vor der Tuer befand sich ein Metallseil, das ich auch ziehen konnte, um die Glocke erlaeuten zu lassen. Das ist an sich eine wunderschoene Idee, da so auch die anderen Wanderer hoeren, wo die Kapelle ist. Nach einem kurzen Gespraech mit ein paar Grattlern (die liefen von der Hauptstrasse im Sueden zur Kapelle hoch) und nachdem ich das andere Viertel bereits belegte Baguette verdrueckt habe, startete ich dann zur naechsten Etappe, bei der mich wunderschoenste Wanderwege erwarteten.
Wieder verlassene Haeuser
(image by Julie Baudouin)

Zuerst verlief der Wanderweg zwischen schoene Laubbaeume, bei denen ich immer gut vor der Sonne geschuetzt war. Dann wurde der Weg knackiger und steiniger. Letztendlich ueberraschte mich dann der Weg sehr, da es teilweise so war, dass recht von mir eine Wand 100 Meter nach oben stieg und wenn ich einen Satz nach links gesprungen waere, ich 100 Meter weiter unten liegen wuerde :-). Die Aussicht war wahnsinnig schoen, da auch die Laubbaeume an diesen Stellen weniger vorhanden waren. Wieder mal zog es sich deutlich laenger hin, als erwartet. Die 300 HM brachte ich dann doch endlich hinter mir und kam bei Talaixa heraus, wo ich eigentlich Pause machen wollte. Aber so recht einladend war das doch nicht. Lediglich eine Jugendgruppe fand ich an dem Uebergang vor. So machte ich mich sofort wieder an den Abstieg, da meine Fuesse sich immer noch gut anfuehlten und ein weiterer Aufstieg fehlt ja immer noch.
(image by Julie Baudouin)

Dieser Abstieg fuehrte mich wieder entlang von sehr schoenen Wanderwegen bergab, vorbei an ein paar verfallenen Haeusern und immer wieder stellte ich mir die Frage, ob das auch der richtige Wanderweg war, da dieser immer wieder kurz andere Wege kreuzte. Da schien aber alles soweit zu passen, sonst waere ich jetzt wohl nicht dort, wo ich gerade herumsitze. Alsbald gelangte ich dann unten im Tal heraus, bei dem mich eine Bruecke ueber den Fluss fuehrte. Nun stand noch ein bisschen Schotterhatsch an, sowie ein weiterer ca. 300 HM Anstieg, der ueber eine langsam ansteigende Strasse verlief. In etwa 2 bis 3 Pausen habe ich benoetigt, um diese eigentliche Laecherlichkeit zu schaffen, aber ich war ja auch schon seit der Frueh auf den Beinen. Irgendwie packte ich auch das und bald ging der GR10 wieder in einen Wanderweg ueber, der teils ueber enge Wege die vom Wasser ausgespuelt waren. Sobald ich unten angekommen war, wechselte ich an der naechstbesten Stelle auch von meinen Wanderschuhen auf die Sandalen, welche nach der Tour wohl komplett kaputtgelaufen sein duerften. Nun brauchte ich auch eine deutliche Motivation um die letzten KM nach Beget laufen zu koennen: Chimaira hiess die Metal Band mit gleichnamigem Album, welche mit dann gut motivierte weiter durchzuhalten. Ein Junge der irgendwo herumstand, schaute mich etwas seltsam an, als ich mit der Metalmusik neben ihm vorbeigelaufen bin, aber was soll's.
Beget
(image by Julie Baudouin)

Ueber einen Wanderweg, welcher von der Hauptstrasse auf der ich bald lief abzweigte, gelangte ich dann an den Zielort Beget. Dieser Ort scheint wie vor 100 Jahren zu sein. Immer noch alte Haeuser mit steinerner Fassade und mit einen urtypischen Look. Nur wohnt hier tatsaechlich noch jemand. In der Tat scheint das ganze Dorf noch bewohnt zu sein. Zu meinem hoechsten Erfreuen war es auch kein Problem, eine Unterkunft zu finden, wobei mir heute der Preis auch egal gewesen waere. Den einen Spanier, den ich gestern schon auf dem Campingplatz kennengelernt habe, sah ich hier auch an der Bar. Leider klappte mit Toni (so sein Name) das gemeinsame Abendessen nicht, da er wg. irgendwelchen Problemen die Tour abbrechen musste. Das Zimmer ist ueberraschend schoen und ich hatte sogar eine Badewanne, von der ich aber immer noch keine Nutzen machte. Was mich heute an der Blase an den Fersen (die dritte im Bunde) wunderte war, dass das Tape, welches ich eigentlich zum Stabilisieren angebracht habe, von dem Blasenpflaster abgerutscht war und runter zur Unterseite der Ferse gerutscht ist. Aber was soll's. Ist ja alles gut gelaufen. Die anderen beiden Blasen scheinen auszutrocknen und von dem blauen kleinen Zehernagel spritzte eine Fontaene heraus, als ich unter das Teil des Nagelbetts reingepieckst habe. Das heisst fuer mich damit auch wieder, dass der Zeher sicher in den kommenden paar Tagen abgehen wird

Das Abendessen war soweit auch prima. Nur habe ich momentan das Problem, dass ich mir erst ein Bier bestellte, dann noch einen Sangria welcher wohl der erste in meinem Leben ist und dann gab es noch einen Wein zum Essen mit dazu. Genau bei diesem Wein stellte es sich heraus, dass es eine ganze Flasche war. Deshalb kann es gut sein, dass hier ein paar Saetze keinen Sinn ergeben :-). Als Vorspeise gab's wieder mal Canelloni, aber dieses mal mit Fleisch statt Pilzen. Super lecker. Die Hauptspeise bestand dann aus einem Rindfleisch sowie Pommes, was aehnlich wie gestern eher spaerlich ausgefallen ist. Als Nachspeise bestellte ich mir dann noch einen Apfelkuchen, der mir mit Vanillesosse und Obstdekoration geliefert wurde. Ja, so kann man's aushalten, alles prima :-).
Kirche in Beget
(image by Julie Baudouin)

Morgen steht nochmals eine Doppeletappe an, allerdings eine Etappe die insgesamt 2 Stunden kuerzer dauern wird, dafuer aber mehr HM beinhaltet. Mal schaun, wie's laeuft... Dieses Dorf ist auf jeden Fall sehr schoen und erinnert mich an einen Aussteigerort. Alles ist sehr ruhig. Die Salbe die meinem Ausschlag am Ruecken durch die Traegergurte entgegenwirken sollte, scheint auch ein bisschen zu wirken und die Schuerfwunde am meinem unteren Rueckenteil heilt auch allmaehlich ab. Ich hatte heute auch das Gefuehl, fitter als sonst zu sein. In ca. 2 Wochen moechte ja auch ein Kollege mit dazu stossen und ich moechte ja nicht, dass err auf mich warten muss. Ich vermute, dass ich meinen Koerper in ca. 1 Woche gebrochen habe, sodass er einfach nur noch das macht, z. B. irgendwo hirnlos wie ein Zombie aufzusteigen, was ich von ihm erwarte. Ca. 2 Wochen habe ich dafuer angesetzt und hoffentlich klappt das auch, sodass ich noch schneller vorankomme. Das einzig wirklich beschissene ist immer noch, dass mir waehrend dem Laufen immer noch der Scheiss der letzten 2 Jahre von der Arbeit in meinem Kopf vor mir her geht und einer der Hauptgruende fuer die Wanderung war genau derjenige, diesen Mist aus dem Kopf zu bekommen. Hoffentlich klappt das noch...

So, noch ein Glas, dann ist die Flasche leer. Die Sprache hier wechselt auch irgendwie zwischen Katalanisch, Spanisch und Franzoesisch Schon seltsam, dass auf so kleinem Raum 3 Sprachen gesprochen werden. Eigentlich aehnlich wie in bestimmten Bereichen wie in der Schweiz, aber trotzdem seltsam. Die Wanderkarte hat sich auch durch meinen Schweiss und evtl. auch durch die durch das Waschen noch etwas nasse Wanderhose etwas zersetzt, weshalb ich hier bald eine bessere Loesung finden muss. Die Wanderkarte von der heutigen Etappe schaut etwas ueber die Austauschplastikumhuellung heraus. Mittlerweile bin ich auch bei der vierten Wanderkarte angekommen. Die dritte Wanderkarte bin ich heute auf einmal komplett fertig gelaufen.

Der Laden hier schliesst bald und ich glaube, dass ich wirklich genug Wein intus habe, um heute mal gut durchzuschlafen. Die Betten sind jedenfalls, im Vergleich zu meiner Thermorestmatte, verdammt weich. Damit verabscheue ich mich und werde mich bald auf's Ohr hauen.