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Samstag, 12.07.2014

Tag 3 - Einfach mal rueber nach Frankreich

Neben der Strasse → els Vilars → Requesens → Puig de Llobregat → el Portus → La Jonquera
Die kleine Quelle mit dem schoenen alternativen Zeltplatz kurz nach der Strasse
(image by Alain Collet)

Heute komme ich nun endlich mal dazu, ueber den vorgestrigen Tag zu schreiben. Gestern war es schon wieder so spaet geworden, dass dazu keine Zeit blieb.
Als in der Nacht der Wind aufhoerte, mein Zelt durchzuschuetteln und ich auch noch die letzte Muecke getoetet hatte, konnte ich endlich nach 2 Uhr ein bisschen einschlafen und bin dann wieder aufgewacht, als der morgendliche Wind mein Zelt durchschuettelte. Dann fing das Morgenprozedere an: Erst mal alles, was man schon im Zelt selbst zusammenpackeln konnte, wurde in den Rucksack gepackt, nebenbei kochte ich mir ein Wasser auf um mir eine heisse Schokolade zu machen. Von diesem Zeug habe ich naemlich auch einiges mit dabei. Dann noch mal richtig abspuelen. Die 5 Liter Flasche Wasser von dem edlen Spender war schon wirklich praktisch. Letztendlich wurde dann noch mein Zelt ausgeschuettelt, noch in den Rucksack gesteckt und das war's dann auch schon. Achja, den Muell (4 Dosen Bier und eine Dose mit der Sauce fuer die Nudeln) packte ich an die Seite meines Rucksacks in einer extra Tuete. So startete ich in den Tag.
Pista! Pista!
(image by Alain Collet)

Die Sonne war noch nicht wirklich aufgegangen und der Weg fuehrte mich fernab von jeder Strasse 10 Minuten nach Abmarsch erst mal an einer Quelle vorbei, die auch einen prima Campingplatz geboten haette da auch Sitzmoeglichkeiten vorhanden waren. Aber man kann nicht alles wissen... Wirklich sehr freute ich mich ueber den weiteren Weg, der endlich wieder ein richtiger, schmaler Wanderweg war, sozusagen ueber Stock und Stein. Bald kam ich bei els Vilars heraus, einem Dorf das sehr verlassen aussah. Damit musste ich mich aber nicht viel auseinandersetzen, da der Weg auf der Seite am Dorf entlangfuehrte und sehr, sehr langsam in die Hoehe stieg. Nach einiger Zeit ueberholte mich dann ein Auto. Hm... schon wieder eine Autobahn... Am Strassenrand fand ich dann noch eine Zippertuete mit Zeug drin, das tatsaechlich noch einigermassen frisch aussah. Das hat wohl irgendeiner der armen, gequaelten GR11 Gaenger verloren. Um den Verwesungsprozess zu beschleunigen oeffnete ich die Tuete mal. In der Ferne konnte ich dann schon die moeglichen Uebergaenge sehen, bei denen ich noch ueber einen davon gehen muesste. Der Weg hoch schlaengelte sich dann aber doch wo anders entlang, um einen Berg herum um dann endlich wieder in einen Wanderweg ueberzugehen. Kurz vor der Ueberschreitung machte ich dann eine Pause, um endlich zu fruehstuecken. Mittlerweile ist meine Batterie doch etwas leer. So genoss ich den mittlerweile heftigst schwitzenden Kaese aus Llanca sowie die Salami mit dem Baguette, das immer noch weich war. Zudem gab es auch noch eine Reihe von der Schokolade.
Pista! Pista!
(image by Alain Collet)

Gut gestaerkt machte ich mich dann an die Ueberschreitung und an den Abstieg vom Coll de la Llosarda. Der Abstieg selbst rechtfertigte das Tragen meiner Bergstiefel absolut. Ziemlich steil fuehrte mich dieser sehr schnell bergab um anschliessend durch einen wunderhuebschen Wald und schoen geschuetzt vor der jetzt herunterbrennenden Sonne bis zum Haus Mirapolis das auch schon im Verfallen ist. Meine Fuesse schmerzten sogar jetzt schon sehr stark. Die 8 Stunden Erholung waren einfach zu wenig. Ich wunderte mich auch, wie ich die letzten Jahre laengere Touren gemacht habe, weil ich mich nicht an so schmerzende Fuesse erinnern konnte. Vllt. liegt das wirklich an dem ganzen Autobahngehatsche. Um den Fussschmerz etwas zu lindern, beschloss ich wieder die Sandalen anzuziehen. Die werde ich bis zum Ende der Tour wohl komplett heruntergelaufen haben. Ueber einen Weg, der immer wieder mit groesseren Steinen ausgelegt war was das Laufen mit Sandalen nicht gerade angenehm macht, zog der Weg eine Wende nach der Anderen. Hoert das denn nicht mehr auf? Bald muss ich doch angekommen sein. Schon vom Uebergang konnte ich die Burg sehen und nach einer weiteren Stunde Autobahnhatsch stand ich dann nicht wirklich vor ihr, aber so nah wie ich ihr nicht mehr kommen werde. Die Burg war aber noch nicht das Endziel der heutigen Etappe, sondern der Ort Requesens selbst. Der Weg dorthin fuehrte - wie sollte es auch anders sein - in sehr vielen Schlangenlinien den Bergzuegen entlang , sodass die geschaetzten 20 Minuten zu 40 Minuten wurden. Auf dem ganzen Weg seit dem Uebergang ist mir eines besonders aufgefallen: Die Baeche fuehren hier alle wieder Wasser! D.h., dass es hier wohl deutlich mehr Quellen geben wird als auf den vorherigen Touren. Auch die Landschaft veraenderte sich von sehr karg hin zu Waeldern mit Laubbaeumen, was wiederum mehr Schatten fuer mich waehrend dem Wandern bedeutet.
Immerhin ein paar schoene Ausblicke...
(image by Alain Collet)

In Requesens angekommen war ich dann vom dem Restaurant ueberrascht. Unter Kastanienbaeumen stehende Baenke, die gerade gedeckt wurden, ein aelteres Gebaeude, welches als Gastraum und Kueche diente. Einfach huebsch. Sogleich bestellte ich mir was zu Essen und eine grosse Flasche spritziges Wasser, die bald leer war. Zum Essen bestellte ich mir auch ein ganzes Menu, weil ich wirklich viel Hunger hatte. Das bestand dann erst mal aus einer kalten Vorspeise mit verschiedenen Wurstsorten und in einer Menge, dass ich davon schon haette alleine satt werden koennen. Zum Hauptgang wurde mir ein Hase serviert und als Nachspeise gab es dann wieder den katalanischen Pudding. Da ich den ersten Liter Wasser schon geleert hatte, folgte nun die zweite Flasche die ich auch noch leerte. Ja, mein Wasserkonsum ist wirklich sehr hoch. Nach der guten Verkoestigung ging ich dann nach 2 Tagen auch endlich mal wieder auf eine Toilette und die war im Gegensatz zu dem Hauptgebaeude komplett renoviert. Das ist auf einmal richtiger Luxus. Waschbecken, Toilette, etc. Dann musste ich mich schon an den Aufbruch machen, schliesslich hatte ich noch mind. 2,5 h zum Laufen.
... in viele Richtungen
(image by Alain Collet)

Der erste Teil des Weges zog sich sehr steil durch den Wald nach oben. Immer wieder suchte ich die Wegmarkierungen und jedes mal, wenn ich eine nicht gefunden habe, zaehlte ich jeden 2-ten Schritt und wenn ich bei der Zahl 50 ankomme, schaute ich sehr sehr genau nach Wegmarkierungen. So hangelte ich mich von einer rot-weissen Markierung zur anderen und kam nach ca. 100 Metern ohne weiteren rot-weissen Markierungen irgendwo oben raus, bei dem ich auch einen Wegweiser fand. Hm... lt. diesem waere geradeaus Requesens, also das Dorf, wo ich gerade herkomme und nach rechts und geradeaus geht's weiter nach La Jonquera. OK, passt ja irgendwie dachte ich mir. Einfach geradeaus, da ich mich ja auch etwas links halten musste und 3 Meter in die Vorwaertsrichtung fand ich auch eine rot-weisse Markierung. Dem Weg folgend wunderte ich mich doch bald, warum dieser so steil abstieg. Irgendwas kann hier doch nicht stimmen, eigentlich sollte dieser auf gleicher Hoehe zum naechsten Uebergang mit wunderschoenem Ausblick rueberfuehren. Allerdings fand ich ja immer wieder die weiss-roten Markierungen. Ratlos schaute ich immer wieder auf die Karte. Ich tat mich schon wirklich sehr schwer, meinen gelaufenen Weg auf irgendetwas in der Karte abzubilden, aber das musste doch stimmen, etwas anderes ergibt doch keinen Sinn. Nach 30 Minuten Herumgeirre sah ich dann auch noch eine Strasse vor mir. Das kann doch nicht sein! Hier gibt's keine Strasse lt. Karte, ...., ...., nur auf der franzoesischen Seite. Aber das konnte nicht sein. Lt. Karte ist auch kein Weg dort rueber eingezeichnet. Als mir dann zwei Wanderer begegneten, fragte ich diese, ob hier der GR11 verlaeuft und diese meinten dann nur, dass dies hier der GR10 ist und sie keinen GR11 kennen wuerden. Dann boten sie mir noch an, dass sie mich mit dem Auto ja ein Stueckchen mitnehmen koennten. Ach ist das gemein, wenn man seine Prinzipien hat, dass ich alle Verkehrsmittel meide, auch Aufzuege. Zurueckgehen machte jetzt auch wenig Sinn, da ich ja den tatsaechlichen GR11 auch nicht auf Anhieb gefunden hatte.
Oben in der Naehe des Grates
(image by Alain Collet)

So entschloss ich mich, nach el Portus abzusteigen, und zwar die ersten paar HM querfeld ein um eine grosse Schleife der Strasse abzukuerzen, was vllt. nicht das Geschickteste war. Durch irgendwelche Straeucher durch und sonstiges Gestruepp wollte ich mich schnell durchwinden und blieb sogleich in Dornen stecken. Viel spuerte ich tatsaechlich nicht davon, nur waren wieder mal meine Beine blutig gekratzt. Irgendwie kommt mir das von der Muenchen-Monaco Tour gegen Ende bekannt vor. Ist das hier vllt. die Fortsetzung der Qualen? :-) Irgendein Weg war dann mit rot-weissen Zeichen markiert. Diese Markierung ist naemlich die Standardmarkierung fuer franzoesische Wanderwege und hat hier nichts mit dem GR11 zu tun. In der Hoffnung, dass das der richtige Weg ist, lief ich diesen weiter und weiter runter, bis ich zum Glueck endlich bei der Strasse herauskam und dieser folgte, nachdem ich wieder zu den Sandalen wechselte. Mit den Bergstiefeln waere dieser Autobahnhatsch nicht lange auszuhalten gewesen.
Der Wanderweg nach Requesens: Pista! Pista!
(image by Alain Collet)

Vermutlich bin ich 1,5 h auf der Strasse gelaufen. Immer wieder dachte ich an die Idee mit den Zombie-Knockout Tabletten, die man einwirft und man laeuft einfach so vor sich her und kommt erst wieder zu sich, wenn man den Zielort erreicht hat. Zum Zeitvertreib spielte ich dann auch noch etwas Musik vom Handy ab. Ein bisschen Jamie Cullum half zur Entspannung und tat meinem Gemuet auch ganz gut. Irgendwann war ich dann endlich in el Portus und suchte sogleich den naechsten Supermarkt auf. Es standen naemlich noch ueber 5 km Hauptstrasse vor mir, die ich ganz sicher nicht nuechtern miterleben wollte. So kaufte ich mir eine grosse Flasche Wasser um meinen Trinkbeutel aufzufuellen sowie 3 0,5 Liter Dosen Bier um meine Beine zu betaeuben. Eine Dose wurde gleich vernichtet, die anderen beiden steckte ich in die Wanderschuhe, die ich um eine Schulter baumeln liess. Nach 20 Minuten Aufenthalt machte ich mich dann auf den Weg raus aus der Touristenhochburg el Portus, bei der es von kleinen modernen Verkaufslaeden die eigentlich nur Schrott verkauften, nur so wimmelte.

Erfreulicherweise gab es neben der Strasse einen kleinen Seitenstreifen, den ich als sicheren Gehweg nutzen konnte. Wieder mal war ich erstaunt darueber, wieviel Muell hier neben der Strasse herumliegt. Sogar ganze Einkaufswaegen wurden irgendwo heruntergeschoben. Stueck fuer Stueck quaelte ich mich vorwaerts nach La Jonquera und die zweite Dose Bier war bald geoeffnet. Prima, so kann ich's tatsaechlich aushalten. Dann zweigte nach links ploetzlich ein Weg ab, der anscheinend als Jacobsweg nach la Jonquera fuehrte. Diesen nahm ich dann dankend an, um ferner ab von der Hauptstrasse nach La Jonquera zu laufen, mit der dritten geoeffneten Dose Bier im Anschlag. Der erste Teil von der Stadt war absolut zu meiden. Nur Hotels, Pubs und die Hauptstrasse und nach dieser gleich die Autobahn daneben. So fragte ich mich nach dem Hostel Marfil durch, das im Fuehrer empfohlen wurde. Die wunderten sich anscheinend auch nicht, dass mein schwarzes T-Shirt voll mit weissen Schweissflecken war. Das sieht ziemlich fies aus. Zum Glueck hatten die auch gleich ein Zimmer frei. Sonst haette ich immer noch weiterlaufen muessen und es war sicher schon nach 19 Uhr.
Die alte Burg Requesens
(image by Alain Collet)

Uebergluecklich ueber das Zimmer bezog ich das dann auch gleich, ich wusch die Waesche, duschte mich und suchte mein zweites Paar Socken und es traf mich wie ein Schlag: Anscheinend hatte ich mein zweites Paar Socken zuhause nicht mit eingepackt oder diese irgendwo, z. B. im Hostel in Barcelona, verloren. Ja wie schlimm kann's denn noch kommen? Also lief ich nach dem Duschen mit meinen schmerzenden Fuessen gleich wieder weiter um irgendwelche Socken aufzutreiben. In irgendeinem Chinashop fand ich dann 3 Paar Laufsocken, die zwar nur knapp ueber die Knoechel reichten, aber nur 2 EUR kosteten. OK, besser als nichts. Ich kann ja wie ueblich 2 Paar uebereinander anziehen, dann wird das schon passen. Nun begab ich mich noch auf die Suche nach einem weiteren Shop in die entgegengesetzte Richtung und als ich jemanden nach einem moeglichen Wandershop fragte, meinte der nur, dass es hier nichts mehr gibt. Allerdings war er sehr an den Socken in meinen Haenden interessiert. Nur 2 EUR haben die gekostet meinte ich, was er anscheinend missverstand und ein aelterer Herr daneben diese fuer 2 EUR kaufen wollte. Ne, nix da! Das sind meine! Das Missverstaendnis war schnell aus dem Weg geraeumt und ich machte mich an's Abendessen, welches wieder aus einen Menu mit Nudeln bestand. Ich stellte dann auch noch ueberraschend fest, dass ich zwischen zwei Fingern einen schoenen grossen Dornen hatte. Komplett uebermuedet fiel ich dann in's Bett um am naechsten Tag etwas spaeter aufzustehen um meinen Beinen etwas mehr Erholung zu geben. Das war ein unerwartet harter Tag, hoffentlich laeuft es die kommenden Tage besser.