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Freitag, 15.08.2014

Tag 37 - Ankunft am Altantik

Vera de Bidasoa → Gordolea → Restaurant Ola-Berri → Col de Urgain → San Martzial → Irun → Hondarribia → Cabo Higuer

Der heutige Tag stand unter dem Motto: Schutz vor dem Regen suchen. Es hat irgendwie immer geklappt, dass wir einen Unterstellplatz gefunden haben, sobald es geregnet hat. So liess sich das Wandern auch bei Regen ganz gut aushalten. Achja, und wir sind am Atlantik angekommen :-).
Ziel: Higer = 8 Stunden und 30 km
(image by Alain Collet)

Heute sind wir erst sehr spaet aufgestanden, naemlich 7:30. Das hatten wir schon am Abend zuvor ausgemacht mit der Ueberlegung, dass es vermutlich die ganze Nacht wieder schiffen wird und wenn wir am kommenden Tag eben nicht am Ziel ankommen, koennen wir jederzeit zwischendrin eine Unterkunft finden. Das fruehe Aufstehen hat auch mehr und mehr an unseren Kraeften gezehrt. 7:30 fuehlte sich aber trotzdem wie 5:30 Uhr an. Ich bin gespannt, wie lange der Koerper braucht, um sich von dieser Tour zu erholen. Das Fruehstueck nahmen wir dann auf der Terrasse zu uns, mit einem wunderschoenen Blick herunter auf Vera de Biadosa und dessen Kirche. Unsere Unterkunft, Casa Romano lag naemlich ca. 50 HM ueber dem Dorf. Dann packelten wir allmaehlich unsere Sachen zusammen und starteten kurz vor 9, als es endlich aufgehoert hatte zu nieseln, in die heutige, voraussichtlich letzte, Etappe.
Hier gab's immer noch Berge
(image by Alain Collet)

Den Wegmarkierungen folgend verlief unser Wanderweg erst mal ueber eine Schotterstrasse, dann eine etwas vergraste Waldstrasse weiter hoch. Es waren erst mal um die 300 HM zu schaffen. Ein Rueckblick auf die Kurve, bei der wir gestern aufgehoert hatten die Unterkunft zu suchen, zeigte auch, dass kurz nach der naechsten Kehre etwas war, das wie ein Restaurant ausgeschaut hat. Das heisst, das es nicht mal mehr sehr weit gewesen waere. Abwechselnd verlief der Wanderweg teils auf einer Waldstrasse, teils auf Wanderwegen mit viel Auf und Ab, bis ein steiler Abstieg durch ein Waldstueck kam, gefolgt von einem Restaurant das ich schon etwas vorher erwartet hatte. Dort tat ich es einem anderen Gast gleich und trank erst mal ein Radler und schon fing es draussen an zu schiffen. Perfekt! Hier waren wir immerhin im Trockenen. Etwa eine halbe Stunde spaeter und nach dem zweiten Radler kam auch Alain dazugestossen, der etwas durchnaesst aussah und wohl im Regen laufen musste. Heute hoffte ich, dass es nur dann regnete, wenn irgendeine Form von Unterstellplatz verfuegbar ist. Wegen dem Wetter und den vielen Biermoeglichkeiten zwischendurch beschloss ich dann auch mein Vorhaben, betrunken beim Ziel anzukommen. Nach einer Tasse Kaffee hoerte dann auch der Regen auf und wir liefen weiter.

Hinter dem Staudamm verlief dann eine Fahrtstrasse leicht absteigend, welche dann in sehr langgezogenen Kehren nach oben aufgestiegen. Mehr als eine Stunde liefen wir dann wohl auf dieser Strasse, bis wir vorbei an vielen Picknickplaetzen am unbewirtschafteten Refugio das nur aus einem alten, verlassenem Betonteil von vllt. 8 qm bestand, angekommen sind. Hier hielt uns aber nichts und vorbei an Grillplaetzen mit vor sich herschreienden Spaniern gelangten wir dann zu einem verschlossenem Gebaeude, bei dem ich Julie fragte, ob sie etwas sieht. Dann dauerte es nur ein paar Sekunden, bis sie auch den Atlantik sah mit kleinen weissen Punkten darauf, naemlich Segelbooten.
Der Stausee und in dessen Naehe auch das Restaurant in dem wir eingekehrt sind
(image by Alain Collet)

Der Abstieg erfolgte dann ueber Wald und weitere Fahrtstrassen und wir machten bei einem Spielplatz eine kurze, etwas verspaetete Lunchpause um das Baguette mit Omlette zu essen, das Julie gestern Abend noch gekauft hatte. Dann erfolgte nochmal ein kurzer Aufstieg von vllt. 50 HM um dann bei einem weiteren Restaurant anzukommen. Mein Vorhaben, betrunken anzukommen, versuchte ich Nachdruck zu verleihen, indem ich ein weiteres Bier trank, naemlich eine Presshalbe, um keine Zeit zu verlieren. Der weitere Wegverlauf der hinter der Kirche entlang von Bunkern abstieg, schien uns etwas seltsam zu sein. Hier gab es keine einzigen Markierungen und der Weg sah an sich sehr duerftig und zugewuchert aus. So liefen wir wieder mal zurueck und fanden letztendlich auch den richtigen Weg, ueber den wir nach Iruns abgestiegen sind. Die Autobahn war hierbei schon laut hoerbar und es war das erste mal seit 37 Tagen, dass ich so etwas wieder hoerte.

Nachdem uns die Markierungen unter der Autobahn durchlaufen liessen, wechselte ich dann das letzte Mal fuer diese Wanderung zu meinen Sandalen. Das war's von nun an mit den Wanderschuhen die mir treue Dienste geleistet hatten. Die Markierungen verliefen dann noch etwas nach Iruns rein, hoerten dann aber auch schon bald auf. So liefen wir die Hauptstrasse von Iruns weiter entlang und ich besorgte mir 2 Bier im Supermarkt. So ein Ende mit Autos und Menschentrubel muss man sich schoensaufen. Julie nippte auch immer mehr von dem Bier. Die Hauptstrasse weiter entlang laufend, kamen wir bald aus Iruns raus, vorbei an einem Truckerparkplatz bei dem wir 2 Ratten gesehen hatten, dann wieder weiter auf der rechten Seite der Hauptstrasse bei der unzaehlige Autos jeden Gedanken an einen Wanderweg aus dem Kopf strichen.
Blick zum Meer
(image by Alain Collet)

Es dauerte nicht lange, dann fing es auch schon wieder das leichte Nieseln an und wir liefen gerade direkt neben einer Tankstelle. Perfekt! Meine 2 Dosen Bier waren sowieso leer und so gab es bei der Tankstelle eine weitere Dose sowie ein Sandwich. Der Regen hoerte nach wohl einer dreiviertel Stunde endlich auf und weiter ging's Richtung Atlantik. Uns konnte nichts mehr aufhalten. Bald beschlossen wir auch nicht mehr den GR11 lt. Karte zu folgen sondern stattdessen der Strandpromenade. So gelangten wir auch zum Strand bei dem wir beide nur eines im Kopf hatten: Ab in's Wasser! Bevor ich allerdings in meiner Unterhose in das Meer sprang, lief ich nochmal zu meinen Wanderschuhen zurueck um diese symbolisch in's Wasser einzutauchen. Immerhin hatte ich mit Diesen auch das Mittelmeer in Candachu ganz am Anfang beruehrt. Das Schwimmen im Meer war eine Erfahrung wie ich sie bisher nur selten gemacht habe. Alles fuehlte sich ganz anders an. Statt einen Fuss vor den anderen zu setzen, musste man ploetzlich Schwimmbewegungen machen die ich gar nicht mehr gewohnt war. Der Koerper war schwerelos und das Wasser lauwarm.
Irun, dem Ende der Wanderwege und dem Anfang der Zivilisation
(image by Alain Collet)

Leider hatten wir nicht ewig Zeit und so duschte ich mich noch mit Suesswasser ab und als ich gerade mal meinen Rucksack wieder aufgenommen hatte, fing es auch schon das Regnen an. Julie musste noch weiter zusammenpackeln und wir machten aus, dass wir uns am Ende vom Strand bei einer Treppe treffen wuerden. Dort lief ich dann eilig hin, stieg die Rollstuhlfahrerfuehrung hoch und stellte mich dann sogleich bei einem Wohnhaus unter. Julie kam auch schon bald nach und ich schrie ueber die Strasse rueber, da sie mich nicht gleich sah. Nun hiess es abwarten und das herumstehend. Im Erdgeschoss des Wohnhauses waren hinter der Glassscheibe huebsche Sitzmoeglichkeiten zu sehen und ich fing an, unterschiedliche Wohnungen durchzuklingeln, allerdings ohne etwas zu sagen falls jemand an die Sprechanlage ging. Ich war der Hoffnung, dass irgendjemand einfach auf den Tueroeffner druecken wuerde und wir eine Sitzmoeglichkeit haetten. Leider klappte das nicht und eine halbe Stunde spaeter hoerte der Regen auch schon auf und wir konnten weiter im Trockenen laufen. Unterwegs meinte Julie dann, dass es dort wieder Bier zu kaufen gaebe und ehe ich mich versah, liefen wir beide mit je einer Bier in der Hand weiter in Richtung Cabo Higuer. Julie trinkt nun eben fleissig mit und fuer diesen Strassenhatsch war das auch einfach gesagt prima.
Der Strand bei dem wir baden gegangen sind
(image by Alain Collet)

Jetzt waren es noch vllt. 2 km zum Ziel und wir liefen weiter die Strasse entlang. Das letzte mal, dass wir Wegmarkierungen gesehen hatten war eine halbe Ewigkeit her und die ersten rot-weiss Markierungen waren schoen anzuschauen, nur waren die fuer den GR121, den ich nicht kannte. Also weiter auf der Strasse etwas aufsteigend, dann vorbei an bellenden Hunden, dann rechts auf die Hauptstrasse und schon stand der Leuchtturm vor uns: Cabo Higuer. Damit ist der GR11 geschafft. 37 Tage langes Gequaele, neue Freundschaft, Literweise Schweiss, genau 1 Tube Zahnpasta, etwas Herumgeblute wg. Dornen, 2 Zehernaegel wobei das bisher nachgewachsene Zeug immer noch bescheiden aussieht, vermutlich um die 100 Bier wenn es 2.5 Bier durchschnittlich am Tag waren und so ungefaehr 1/2 Flasche Wein am Abend wg. dem Wein, der normalerweise beim Essen inklusive ist. Dann ging noch ein Fuss drauf, ein T-Shirt, 1 Paar Socken, 1 Hose und evtl. sollte ich mir allmaehlich mal einen neuen Rucksack kaufen. Der ist jetzt schon 7 Jahre alt und hat schon zig Ueberquerungen hinter sich. Aber er hat noch durchgehalten und diese Zuverlaessigkeit sowie, dass ich den Rucksack in- und auswendig kenne, macht ihn zu einem geliebten Gefaehrten. Alles in allem war der GR11 kein Vergleich zu den vorherigen Touren (bis auf Muenchen-Venedig), die deutlich anstrengender bzw. extremer am Ende waren. Evtl. liegt das auch daran, dass ich es bei den vorherigen Touren uebertrieben habe. Auf jeden Fall gehoert dieser GR11 zu den eher kuerzeren Weitwanderungen nach Muenchen-Triest und Muenchen-Monaco. Der GR10 faellt wohl wg. meinem linken Fuss flach aber vllt. aendert sich das die kommenden Tage ja auch noch!
Morgenstimmung: Alains Zelt mit dem Leuchtturm Cabo Higuer
(image by Alain Collet)

Der Leuchtturm selbst war abgeschlossen und wir liefen gleich weiter zum benachbarten Campingplatz. Dort konnten wir auch schon ein sehr kleines Zelt erkennen, das eigentlich nur einem gehoeren konnte, naemlich Alain. Allerdings war in diesem Zelt niemand. Wir haben unsere beiden Zelte etwas weiter unten aufgeschlagen, bei dem wir auch einen wunderbaren Blick zum Meer hatten. Ist das das Ende der Geschichte? Nein, es war schon 8 Uhr und wir beschlossen einfach, nicht mehr zu duschen sondern einfach so zum Essen zu gehen, und zwar nicht beim Restaurant beim Campingplatz sondern beim Restaurant neben dem Campingplatz und wen trafen wir dort? Richtig! Alain! Das Zelt gehoert also tatsaechlich ihm und so konnten wir auch noch gemeinsam zu Abend essen und nach dem vielen Bier gleich noch mehr Bier und Wein nachschuetten. Sehr spaet in der Nacht ging's dann in's Zelt bei dem wir dem vom Wind angetriebenen, tosendem Meer lauschen durften, welches uns in den Schlaf begleitete.