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Freitag, 25.07.2014

Tag 16 - Regen, Regen und Blitze

Estaon → Collada del Clot de la Calba → Dorve → la Guingueta d'Aneu
Estaon
(image by Alain Collet)

Viel ging heute nicht mit dem Wandern, was aber heute auch gegen Mittag in meiner vollen Absicht lag. Dafuer bin ich jetzt wieder gleichauf mit Julie, die die heutige Strecke wieder gut reingewandert hat.

Bis um 12 Uhr sass ich ja noch an meinem Tagebuch und hatschte dann in mein Bettchen. Dort haette ich eigentlich erwartet, dass ich augenblicklich einschlafen wuerde. Aber nix war. Irgendwie kribbelte es mal wieder hier und dort. Dann zog wieder hier was. Dann tat wieder mal der Fuss ein bisschen weh. Dann dachte ich, dass hier ja vllt. ein paar Wanzen im Bett sein koennten, die das kribbeln verursachen, usw. und so fort. Kurz nach 2 Uhr hoerte ich dann draussen ein Donnergrollen. Ja nein, jetzt nicht auch noch Regen. So durfte ich gleich aufstehen um dann meine Waesche zu holen, welche ich draussen vor dem Haus teilweise auf Wegschildern aufgehaengt hatte. Gerade als ich aus der Haustuere trat, begann es auch hier schon zu troepfeln und ich packte schnell die Klamotten um diese in dem Gastraum ueber irgendwelche Stuehle zu haengen. Morgen bin ich sowieso der Erste, der hier herunterkommt da alle anderen viel spaeter aufstehen da sie ja nur nach Travascan wollen. Wieder zurueck im Bett stellte ich meinen Wecker auf etwas spaeter ein, schlief dann endlich gleich ein und wurde von meinem Wecker um 6:50 aus dem Bett gerissen. Meine Fresse, war ich muede. Schnell stellte ich den Alarm ab, das Lager war ja schon wach, nahm alles was hier einigermassen herumlag in die Haende und brachte die erste Haelfte runter in den Gastraum, dann auch die zweite Haelfte und schloss die Lagertuer damit die anderen in Ruhe weiterschlafen konnten. Unten im Gastraum verputzte ich dann erst mal das superleckere Fruehstueck, wohl eines der Besten, die ich bisher auf der Tour hatte. Es gab Wurst, Kaese, Schokomilch, Marmelade, Saft, etc. Dann machte ich mich noch restlich fertig, zog meine Wanderschuhe an und machte noch den letzten Vollstaendigkeitscheck bei dem mir auffiel, dass ich mein Handy nicht in der Hosentasche hatte. Mist. Wo ist das nun? Auch das teilweise Durchsuchen des Rucksacks brachte keine weiteren Erkenntnisse und so stiefelte ich mit den Wanderschuhen die Treppe hoch - ganz leise, weil man eigentlich nicht mit den Wanderschuhen hochlaufen sollte - und suchte im Lager nach meinem Handy. Schlaftrunken hatte ich es unter das Kopfkissen gesteckt. Nun war ich dann wieder fertig und konnte in die heutige Etappe starten.
(image by Alain Collet)

Mit besorgtem Blick schaute ich in den Himmel. Dort oben waren immer noch dunkle Wolken, die sich hoffentlich bald verziehen oder weiss werden wuerden. Auf den Regenschutz verzichtete ich wieder einmal. So lief ich los durch's Dorf um dann gleich auf einem Wanderweg weiter aufzusteigen. Dieser verlief wieder etwas in das Tal zurueck, aus dem ich gestern wie John Wayne hierhergelaufen bin, aber stieg staendig weiter den Berg hoch. Teilweise war der Weg wieder mit Steinen gut vorpraepariert worden. Dann aber wurde der Weg immer schmaler und schmaler, sowie auch zugewucherter. Immer wieder streifte ich mein T-Shirt, meine Wandersocken und meinen Rucksack an irgendwelchen Blaettern oder Nadeln, die noch pitschnass vom Regen waren. So wurde ich immer nasser und nasser. Nicht gerade eine schoene Sache, wenn ich eigentlich von viel Sonne in Spanien ausgegangen bin. Einigermassen Abhilfe schaffte ich mir dadurch, dass ich mit den Wanderstecken immer wieder auf in den Weg haengende Aeste draufschlug, sodass das Wasser herunterfiel. Das verhalf wenigstens, dass nicht das ganze Regenwasser an mir haengen blieb sondern nur ein Bruchteil davon. Immer weiter verlief der gut markierte Weg nach oben. Ich koennte mich an keine einzige Stelle erinnern, an der der Weg auch nur mal wieder 10 HM nach unten fuehrte. Wieder mal versuchte ich meine aktuelle Hoehe zu schaetzen. Die 1000 HM die zu schaffen waren, waren fuer die erste Haelfte auch noch angenehm zu gehen. Die Wege waren relativ leicht ansteigend und man hatte immer noch das Gefuehl, dass dort in der Ferne ja bald der Uebergang kommen wird. Denkste! Mind. 3 mal hatte ich das Gefuehl, dass dort der Uebergang kommen wuerde. Der Weg wurde auch teils immer steiler und war vom Regen auch noch nass und glitschig. Dann sah ich, dass doch noch ein Uebergang kommen musste. Nachdem ich dann dort fast oben angekommen bin, ging es doch noch weiter nach oben, und so weiter, und so fort. Immer wieder fing es auch wieder das Nieseln an, sodass ich zwischendurch auch den Regenschutz fuer Kameratasche und Rucksack anlag. Ich selbst war von dem abgestreiften Regenwasser ja sowieso schon komplett durchnaesst, da haette ein Regenschutz fuer mich nicht mehr viel gebracht.
Dorve weiter unten
(image by Alain Collet)

Dann endlich erreichte ich Collada del Clot de la Calba, dem Uebergang in's naechste Tal. Nun war Schluss mit Aufsteigen und da ich auch keine Lust auf eine Pause hatte, da es nicht einmal ein trockenes Plaetzchen zum Hinsetzen gegeben haette, ging ich gleich weiter den rot-weissen Markierungen folgend. Bei den ersten Metern Abstieg suchte ich noch nach einem kleinen einigermassen trockenem Plaetzchen bei dem ich meine Schuhe fester binden konnte. Mittlerweile schwamm ich auch mehr in den Schuhen als fest darin zu sitzen. Als ich nichts gefunden hatte, zog ich eben irgendwo den linken Schuh mit der Blase vorne am grossen Zeh aus, zog dann auch noch meinen Socken aus und wrang den Socken erst mal aus. Da kam einiges an Suppe Deluxe heraus. Wieder den Socken angezogen verschnuerte ich dieses mal den Schuh fester, sodass mit der Blase vorne dran nicht viel passieren kann. Das gleiche Spiel machte ich dann noch mit dem rechten Schuh und Socken und konnte nun sorgloser absteigen. Anfangs war der Weg noch prima markiert, dann wurden die Markierungen immer seltener. Durch irgendeinen Waldweg und meist irgendwelchen Steinmaennchen folgend lief ich so weiter herunter. Irgendwann kam mir ein anderer GR11 Gaenger entgegen, der am Atlantik gestartet ist. Nach einem kurzen Plausch wusste ich nun u.a. auch, dass es wirklich nur noch bergab ging und ich immer noch auf dem richtigen Weg war. Rot-weisse Markierungen fanden sich hier naemlich nicht mehr. Wenig spaeter lief ich auch noch in eine Pfadfindergruppe, welche es sich gerade am Weg gemuetlich gemacht hatte. Spasshalber verscheuchte ich diese mit Gesten wie ich diese auch bei Kuehen machen wuerde :-). Das Dorf Dorve konnte ich nun auch schon sehen, durch das mich der Wanderweg fuehren wuerde. Nur was ist denn hier der Weg herunter?!? Ueber viel Fels, teilweise 10 Meter lange Teilstrecken von Wanderwegen die aber kreuz und quer zu verlaufen schienen und irgendwelche halb verblassten Markierungen lief ich so weiter heruntern. Manchmal verlor ich den Wanderweg wieder, dann fand ich doch wieder eine weiss-rote Markierung. Wo hier genau ein Wanderweg zu verlaufen scheint, war mir schleierhaft. Das machte aber nichts, da hier keine Baeume wuchsen und das Dorf eine gute Orientierung vorgab. Weiter unten gab es dann mehr Wiesen und wieder musste ich mir die Frage stellen, wo denn hier ueberhaupt der Weg war. Immer wieder suchte ich nach Markierungen, Wegen, etc., bis ich es einfach aufgab und direkt den Hang hinunter nach Dorve abstieg. Vor mir auf einer Wiese sah ich dann auch ein paar Schafe und hoerte dann auf einmal Hundegebell sowie einen Menschen, der etwas zu dem Hund schrie. Dieser Hirte sah schon sehr seltsam aus. Er sass mit seiner Regenkutte direkt auf dem Feld, hatte einen 2 handbreit langen schwarzen Bart und sass da in aller Seelenruhe herum. Tja, so kann man auch ein chilliges Leben haben. Der Weg durch Dorve war relativ unspektakulaer, da das Dorf verlassen war und die Haeuser allmaehlich am Verfallen waren. Und das, obwohl hier eine asphaltierte Strasse hochfuehrt.
In dem Dorf Dorve
(image by Julie Baudouin)

Von Dorve aus war es nur noch eine gute Stunde bis zu meinem Zielort und der Weg herunter verlief wieder ueber einen huebschen Wanderweg, welcher frueher sicher mal der Hauptweg zu Dorve war, da er gut befestigt und praepariert war. An einer bestimmten Stelle hier stand auch ein Kreuz herum, das wohl einen besonders markanten Aussichtspunkt markieren sollte. Leider zog genau in diesem Moment eine der Wolken auf, die ich von ganz weit oben schon im Tal herumfliegen sah. So blieb mir ein weiterer Ausblick erspart, was aber wenn ich mich recht erinnere, das erste Mal auf dieser gesamten Tour war. In la Guingueta angekommen, kehrte ich dann in ein Restaurant ein, welches mir am Besten zusagte (Cases) und bestellte mir dann erst mal wieder 1,5 Liter Wasser die ich mal wieder verschwinden liess. Dieses mal aber in einer halben Stunde. Kurz nach der Wasserbestellung gab es dann noch ein Bier und ich ueberlegte mir, ob ich heute noch weiterlaufen sollte oder nicht. Auf der einen Seite waere ich dann morgen gleich wieder weiter, auf der anderen Seite sind mir meine Fuesse ganz sicher dankbar, wenn sie mal ein bisschen mehr Erholung bekommen werden. Ausserdem war Julie sicher schon auf dem Weg hierher und mit ihr ist es beim Wandern nicht mehr ganz so langweilig. Ein Zimmer kostet hier auch nur 25 EUR. Die tatsaechliche Entscheidung wurde mir dann vom ploetzlich einsetzenden Regen und Gewitter abgenommen. Waere ich 20 Minuten vorher losmarschiert, waere ich jetzt diesem Hundewetter ausgesetzt gewesen. So aber sass ich jetzt hier und bestellte mir aus Trotz einfach noch ein Bier und schon als ich dieses trank, uebermannte mich die Muedigkeit. Ich bestellte gleich das Zimmer welches natuerlich mal wieder ganz oben im 3-ten Stock war, brachte meine Sachen hoch, platzierte noch meine nassen Schuhe und die anderen zu trocknenden Sachen am geoeffneten Fenster, fiel auf's Bett und schlief relativ schnell ein.
Kreuz vor la Guinguetta
(image by Julie Baudouin)

Kurz nach 16 Uhr antwortete Julie dann auf meine SMS und schlug vor, dass wir uns unten zum Biertrinken treffen. Na gut, hilft ja nix. Also auf zum Bier nach dem Aufstehen. Sie war wohl genau oben am Uebergang, als es so heftig geregnet und gewittert hat und sie ist zum Glueck sicher hier unten angekommen. Heute verzichtet sogar sie auf ein Zelt, obwohl sie so gerne zeltet. Ich bin der Hoffnung, dass die naechsten Tage das Wetter wieder besser wird. Es stehen naemlich ein paar sehr naturbelassene Wanderwege an bei denen ein Unwetter schnell gefaehrlich werden kann.