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Freitag, 18.07.2014

Tag 9 - Viel Sonne und wenig Baeume

Nuria → Queralbs → Collet de les Barraques → Refugi Corral Blanc → Planoles.
Morgenstimmung
(image by Julie Baudouin)

Viel gab's heute ja nicht zu laufen, weder bedeutend viele Hoehenmeter, noch bedeutend viel Strecke. Trotzdem war es teilweise sehr anstrengend, da durch das Kaiserwetter die Sonne wieder voll auf mich herunterbrannte.

Die Nacht war mehr oder weniger grauenhaft. Nicht nur, dass ich allgemein schlechter einschlafen kann, wenn ich auf dem harten Boden liege, auch die scheiss Kinder neben uns haben die ganze Nacht ueber durchgeschrieen. Gefuehlt habe ich kein Auge zubekommen. Bald klingelte mein Wecker, den ich einfach abstellte und wieder hinlegte. Die beiden Franzosen hoerte ich dann noch irgendetwas reden und als ich dann aufstehen wollte, hatten diese schon die Zelte abgebaut und sind losgelaufen. Das Zelt baute ich dann auch sehr fix ab. Zum Fruehstuecken gab's sowieso nichts und nach dem Zaehneputzen und einem Hallo zum weissen Haus startete ich in die heutige Etappe.
Tschuess du Grattlerhaus!
(image by Julie Baudouin)

Die herrliche Ruhe hier oben war das genaue Gegenteil von dem, was ich gestern bei meiner Ankunft miterleben durfte. Die Sonne schien nur auf weit entfernte Gipfel und das Kloster selbst war noch in ein wenig Dunkelheit und Kuehle gelagert. Uebrigens ist es gestern Nacht ueberhaupt nicht so kalt wie angenommen geworden. Sicherlich war es etwas kalt, aber aussergewoehnlich kalt war das nicht. An dem See vorbei holte ich mir noch schnell frisches Quellwasser, welches ich in meine Flasche in den externen Flaschenhalter an meinem Rucksack fuellte. So kann ich bei jeder Quelle Wasser holen, ohne die Trinkblase herauszunehmen. Nur das Trinken selbst ist pfriemelig und das Wasser wird sehr schnell von der Sonne erwaermt. Nach etwa 20 HM nach oben fiel der Weg dann sehr steil ab. Links von mir donnerte das Wasser aus dem Stausee herunter und noch weiter links daneben sah ich die Schienen von der Zahnradbahn, die zum Glueck noch keine Touristen hier hochgekarrt hat. Eine Strassenverbindung gibt es hier naemlich nicht und der naechste Parkplatz ist hunderte von HM weiter unten, was den Ort abends so wunderbar ruhig macht - wenn die Kinder nicht gewesen waeren. Ueber viele Steine ging's dann weiter bergab und die Zeit und KM Angaben auf den Wegweisern schaute ich nur noch spasshalber an um einen Wegweiser spaeter noch mehr KM und Zeit fuer meinen Zielort zu sehen. Diese Wegweiser kann man hier wirklich in die Tonne treten. Sehr bald fuehrte dann auch schon eine Bruecke auf die linke Seite des Flusses und weiter bergab. Die Bahn verlief dann auch zu meiner rechten und schon bald sah ich den ersten Zug mit Touristen hochfahren. Zum Glueck bin ich jetzt schon weg von da oben. Viele Baeume gibt es hier auch nicht was aber nicht viel ausmachte, da die Sonne noch nicht hoch genug war, um auf mich herab zu scheinen. Sonnencreme hatte ich naemlich auch noch nicht aufgetragen.
Unterstellplatz bei Regen
(image by Julie Baudouin)

Dann kam ich bei einem seltsamen Weg an, der den Wanderweg kreuzte. Dieser fuehrte anscheinend mitten in den Berg hinein und war mit Steinen als "kein Wanderweg" markiert. Hm.. Interessant! Da muss ich hinschauen. Dieser Weg, der mit Holzplatten zugedeckt war, stellte sich dann als eine Art Suone heraus. Diese kannte ich bereits aus der Schweiz. Hierbei wird von einer weit entfernten Bergseite ein Kanalsystem gebaut, um damit irgendein anderes Feld zu bewaessern, welches normalerweise nicht bewaessert waere. Nach weniger als 1 Stunde Abstieg holte ich dann auch die zwei Franzosen ein. Das sind uebrigens Geschwister. Mit einem Paerchen bilden sieht's da schlecht aus. Der Weg fuehrte ueber eine alte Steinbruecke mit Bogenbauweise dann wieder das letzte Mal ueber den Fluss. Immer wieder kam ich an natuerlichen Unterstaenden vorbei die auch als Refugi bezeichnet werden. Diese boten einen natuerlichen Schutz vor Regen was aber zu meinem Erfreuen bisher nie noetig war.
Grattlerbus
(image by Julie Baudouin)

Desto weiter ich aus der Schlucht herauskam, desto mehr Sonne bekam ich ab. Das ist wirklich gemein, weil ich noch keine Sonnencreme draufgetan hatte. Die von gestern wusch ich ja in der eiskalten Dusche herunter. brrrrbrrrrr..... war das kalt...... So freute ich mich auch ueber jeden kleinen Busch, der mir Schatten gab, da jeder Sonnenstrahl der auf die rote Haut traf, sofort etwas brannte. Ueber teils zugewucherte Wege auf denen mittlerweile mehr und mehr Wanderer entgegenkamen gelangte ich dann endlich nach Queralbs, der heutigen Zwischenstation nach dem Abstieg.

Das kleine Dorf ist an sich auch wieder so huebsch alt gehalten, allerdings auf Hochglanz poliert wie ich es auch schon von ein paar vorherigen Doerfern kannte. In Queralbs machte ich mich gleich auf die Suche nach einem Supermarkt in dem ich ein paar Sachen einkaufen konnte. So gab's 1,5 Liter Sprudelwasser, eine Dose Bier, eine Dose Cola, ein duennes Baguette und 2 unterschiedliche langgezogene Wuerste. Die Unterhaltung mit der Verkaeuferin verlief ganz amuesant. Sie sprach weder Deutsch noch Englisch und ich kein Spanisch und Katalanisch. Wir wuerden ein perfektes Paar abgeben! So aber lief wieder alles ueber eine Kommunikation mit Haenden, Fuessen und Geraeuschen aus meinem Mund. Z. B. machte ich fuer die Bestellung des spritzigen Wassers das Zischgeraeusch nach. Kurzum habe ich aber alles erhalten, was ich wollte, nur waren die Getraenke nicht gekuehlt. Auf einer Bank vor dem Markt machte ich es mir dann bequem und verputzte das halbe Baguette sowie eine der Wuerste. Mei is des fein! Leider stellte sich das spritzige Wasser als irgendein Wasser mit Limonadengeschmack heraus, was aber trotzdem spritzig war.
Weg durch die Schlucht
(image by Julie Baudouin)

Gut gestaerkt startete ich in die zweite Haelfte des heutigen Tages. Gut 600 HM erwarteten mich noch und ich hoffte auf viel, sehr viel Schatten da seit dem Morgen schon wieder Kaiserwetter herrscht. Irgendwie schaffe ich es doch fast immer, gleich den direkten Weg durch ein Dorf zum GR11 zu finden. So heute auch in diesem Dorf, als es mal wieder keine Markierungen zu sehen gab. Die eine Quelle, welche sich direkt im Dorf befand, liess ich links liegen. Bisher brauchte ich noch kein weiteres Wasser und das Wasser in meinem Trinkbeutel war noch kuehl genug. Das fuellte ich schon gestern Abend mit dem Wasser bei dem Kloster auf. Schneller als erwartet zog sich der Weg weiter nach oben, aber immerhin noch ganz gemuetlich. Teilweise stieg er gar nicht an sondern verlief auf gleicher Hoehe weiter, teilweise war er wie ein ganz leichter Steig, bei dem man steil nach oben musste. Bald musste ich feststellen, dass die Baeume schon wieder sehr rar wurden. Immerhin habe ich nicht vergessen, mich kurz nach dem Supermarktbesuch mit Sonnencreme einzuschmieren. Dieses mal wurde mit der Creme auch geklotzt und nicht gekleckert. Gestern habe ich bei der Huette wohl einfach zu wenig Creme aufgetragen, weshalb es zu dem Sonnenbrand kam. Trotzdem machte mir die Sonne sehr zu schaffen, wie ich es bisher nur sehr sehr selten erlebt habe. Sie brannte regelrecht auf mich ein. Jeder Schritt schien zur Qual zu werden. Solange es auf gleicher Hoehe blieb, war das ja noch kein Problem. Sobald es aber nach oben ging, war ich sehr schnell am Ende und brauchte immer wieder eine Trinkpause. Die Atemtechnik, dass ich bewusst tiefer einatme, half nur gestern etwas. Heute konnte ich gegen die blanke Hitze einfach nichts ausrichten. Immerhin gab es eine Quelle auf dem Weg, bei der ich frisches kuehles Quellwasser tanken konnte und wie ueblich traenkte ich auch meinen Wanderhut mit dem Quellwasser, was mir immerhin fuer die kommenden 5 Minuten etwas Erleichterung verschaffen wuerde. Dann ging das Spiel mit der Hitze schon wieder von vorne los.
Ankunft im Dorf
(image by Julie Baudouin)

Vor mir auf dem Wanderweg sah ich dann einen Wanderer im Schatten sitzen. Ja der macht's genau richtig. Einfach sitzen bleiben wenn man Lust hat. Mit ihm hielt ich dann einen kurzen Plausch darueber, was er macht. Er ist auch bei Cap de Creuz gestartet, hat allerdings kein Zelt dabei und ist immer auf Uebernachtungen angewiesen. Er hat bei der 41 km Etappe genau die Abweichung von dem Wanderweg gemacht, die ich mir auch schon ueberlegt habe. Er hat sicher schoener geschlafen als ich beim Strassenrand... Heute hat er in Queralbs uebernachtet und hofft, eine weitere Uebernachtungsmoeglichkeit am Ende der Etappe zu finden. Es wuerde mich wundern, wenn er nicht mind. 1x im Freien schlafen muss. Viel hat er auch nicht dabei. Vermutlich nicht einmal Regenschutzzeug und auch kein Kartenset sondern nur die Karten in dem Fuehrer. Bald hatte ich dann endlich den Punkt erreicht, an dem ich ueber den Fluss muss. Dort pausierte ich erst einmal wie geplant, um die Dosen Cola und Bier in dem Fluss zu kuehlen. In dem Supermarkt gab's naemlich keinen Kuehlschrank. Das Kuehlen funktioniert erstaunlich schnell mit eiskaltem fliessendem Wasser. Die Cola trank ich nach 5 Minuten und nach insgesamt 15 Minuten korrigierte ich dann noch den Wanderer der vorhin im Schatten gelegen war, welcher doch tatsaechlich den falschen Weg weitergelaufen waere, da er nur nach seinem Fuehrer ging. Kurz nachdem er aus meinen Augen verschwunden bin [ist], machte ich mich auch an die letzten 100 HM Aufstieg, welche mit der leichten Steigung auch bald geschafft waren und kaum war ich oben auf der Forststrasse angekommen welche auf mich den Eindruck erweckte, dass diese nicht mehr weiter nach oben stieg, griff ich hinter mich in mein Rucksackseitenfach um mir das wohlverdiente Bier herauszuholen und zu trinken. Waehrenddessen lief ich weiter die Fortstrasse entlang und gelangte letztendlich ueber eine Asphaltstrasse rueber zur anderen Bergseite, an deren Ende sich das heutige Ziel Planoles befand.
Der Supermarkt mit dem leckeren Zeug
(image by Julie Baudouin)

Leider musste ich jetzt erst einmal fuer etwa 20 Minuten die asphaltierte Strasse entlang herunter laufen. Irgendwann fand ich auch seltsame Schmierereien auf dem Asphalt, welche ich mal ignorierte. Dort vorne soll naemlich eine Huette sein, bei der ich sicherlich etwas kuehles zu trinken bekomme. So hatschte ich weiter die Strasse entlang, bis ich zu meiner linken die Huette sah und ich platzierte mich auf einer Bank unter einem Sonnensegel, sicher vor der Sonne und holte mir ein spritziges Wasser. Leider gab's das nur in der kleinen Flasche. Den anderen Schattensitzer fand ich dann auch in der Huette sitzend, der sich bald auch nach aussen begab. Nach viel hin und her mit dem Wirt, machte sich dieser dann auf den Weg, zu irgendeiner Nothuette weiterzulaufen, bei der der Wanderweg nicht einmal in den Wanderkarten eingezeichnet war. Naja. Das kann ja was werden. Er begruendete es damit, dass er so am kommenden Tag nicht die ganzen HM die ich heute noch heruntersteigen werde (ca. 600 HM) morgen wieder nach oben muesse. OK, das ist auch ein Argument. So startete er mit Proviant vom Wirt ausgestattet zu der Nothuette. Ich bin ja gespannt, ob ich den Wanderer morgen nochmal auf dem Weg begegnen werde.
Der relativ unspektakulaere Wanderweg, ein Blick zurueck
(image by Julie Baudouin)

Dann erwarteten mich noch 700 HM Abstieg, der allerdings zumeist ueber den Wald nach unten auf ein bisschen Steinen oder Waldboden verlief. Perfekt, da ich diesen so einfach herunterscheppern konnte und bald bei dem Campingplatz herauskam und nach weiteren 100 HM in dem Dorf Planoles selbst. Zwar war dieses Dorf auch schoen hergeputzt wie die vorherigen Doerfer von denen ich schon sehr angetan war, allerdings fehlt es diesem Dorf an dem gewissen Etwas. Hier reizt mich nichts, hier laenger zu verweilen. Auf der Suche nach einem Supermarkt bin ich so weiter und weiter abgestiegen, bis ich unter der Kirche war und das Gefuehl hatte, aus dem Dorf raus zu sein. So stieg ich wieder hoeher und machte bei einer Wirtschaft Einkehr. Dort fragte ich noch nach dem Supermarkt, wo mir dann gesagt wurde, dass dieser erst um 5 Uhr wieder aufmacht, was immerhin noch 1,5 Stunden waren. OK, dann mache ich es mir halt hier bequem und ich fing an, an meinem Tagebuch zu schreiben. Dann kam auch noch der Huettenwirt von oben mit seinem Sohn vorbei. Schon seltsam, dass dieser so schnell hier heruntergefahren kommt. Aber eine echte Huette ist diese halt auch nicht, da dort eine asphaltierte Strasse vorbeifuehrte. Kurz nach 5 bin ich dann zum Supermarkt losmarschiert, um mir die Zutaten fuer's heutige Abendessen zu holen sowie fuer eine weitere Notration. Ich glaube mittlerweile, dass ich es an diesen Notrationen etwas uebertreibe. Vllt. ist weniger auch mehr. Ich trage teilweise 500 Gramm Essenszeug mit mir herum, was ich nicht wirklich benoetige, nicht einmal fuer Notfaelle. In dem Supermarkt kaufte ich dann 2 Dosen Tomatenmark mit Gemuese, 2 250g Packungen Nudeln, Kaese, 4 Dosen Bier (eine fuer Morgen), eine Dose Aquarius, da ich das noch nicht kannte, sowie O-Saft und Milchbroetchen zum Fruehstueck. Mit 2 Tueten bestueckt welche sich ganz schoen schwer anfuehlten, machte ich mich so wieder die 100 HM nach oben zum Campingplatz. Diese Tueten zogen schon ganz schoen schwer an meinen Armen und die Sonne tat auch noch ihren Rest - wie ueblich. Am Campingplatz angekommen bestellte ich mir dann gleich meinen Platz auf dem Campingplatz und traf auch wieder Julie und Benjamin, mit denen ich gleich wieder ausmachte, zu Abend zu essen.
Prost!
(image by Julie Baudouin)

Dann lief das uebliche Prozedere ab: Zelt aufbauen, duschen, waschen, kochen. Das Kochen gestaltete sich dieses mal als sehr besonders, da es zu den Nudeln mit Tomaten und Gemuese auch noch Kaese gab, den ich dann auch nicht nur unterhob sondern die zweite Haelfte darueberstreute und mit dem Gaskocher etwas flammbierte. Fuer 3 Essen hat die Gaskartusche jetzt schon gehalten, mal schaun, ob die kleine auch noch fuer ein Viertes haelt. Beim Waschen meiner Hose ist mir noch aufgefallen, dass diese am Hintern einen riessen Riss (vllt. 6 cm) an der Naht hat. So laufe ich also schon seit 3 Tagen herum :-). Naja, mich kennt hier ja auch niemand, kann mir also auch egal sein. Wenn ich einen Flicken haette um das zu flicken koennte ich ja etwas dagegen tun, aber so sieht's schlecht aus. Vllt. finde ich morgen in der Zielstadt etwas passendes. Heute war auch das erste mal, dass ich ohne meine Anti-Wolf Strumpfhose gelaufen bin. Soweit hat das ganz prima gepasst. Fuer den morgigen langen und wasserlosen Weg werde ich aber doch wieder auf die Strumpfhose setzen. Die Socken von Nuria haben sich heute auch schon etwas bewaehrt. Leider sind diese nicht dick genug, sodass ich die harte Schaale der Schuhe immer noch spuere. Aber soweit haben diese bereits einen guten Dienst erwiesen und ich habe jetzt auf jeden Fall wieder 2 Richtige Paar Wandersocken. Gut, das eine hat halt ueberall Loecher, aber es ist immerhin noch ein Paar Wandersocken. Von dem heutigen Essen musste ich leider 1/4 wegschmeissen, weil in mich nicht mehr reingepasst hat.
Happa Happa
(image by Julie Baudouin)

Da morgen ein sehr kraeftezehrender Aufstieg ansteht, der sich sehr lange hinzieht und ich unbedingt so wenig Sonne wie moeglich abbekommen moechte, muss ich heute auch frueher in's Bett. Es ist jetzt sogar schon viertel nach 11 und ich pack's dann. Dann gn8.