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Dienstag, 16.09.2014

Tag 25 - Tag des Marathon

Merens-les-Vals → Refuge des Besines → Coll de Coma d'Anyell → Portella de la Grava > REfuge des Bouillouses → Bolquere → Planes

Der heutige Tag war zuerst ein richtig schoener. Dann aber wurde er von Grattlern kaputt gemacht, weshalb ich es heute mal wieder gehoerig uebertrieben habe.
Der Wanderweg verlief erst mal das Tal weiter hoch.

Nachdem ich mit Julie noch etwas laenger ueber Skype telefonierte, brauchte ich doch bis nach Mitternacht, um das Geschreibsel hier fertig zu bekommen. Als ich in's Schlaflager ging und mich hinlegte, schlief ich sogleich ein. Dann wachte ich morgens weit vor 7 Uhr auf und sah zur Fensterscheibe hoch. Das sah mir doch ganz nach Nebel aus, da alles grau war. Als ich dann um 7 Uhr aufstand und aus dem anderen Fenster blickte, war ich erleichtert, da die Scheibe wohl eine Milchglasscheibe war. Draussen war ein herrlich klarer Himmel, genau richtig um in den Tag zu starten. Nach dem Zusammenpackeln war ich um 7:20 Uhr beim Fruehstueckstisch und es stand auch schon alles bereit sodass ich losmampfen und meine heisse Schokomilch trinken konnte. Nach 15 Minuten Stopferei war ich dann fertig, besuchte nochmal die Toilette, u.a. zum Zaehneputzen und dann startete ich in den Tag um kurz vor 8 Uhr.
Der See beim weiteren Aufstieg

Die Sonne war wie ueblich noch hinter dem Berg versteckt und es war immer noch relativ kuehl. Ich lief erst mal die Strecke hoch, welche ich gestern schon auf der Suche nach einer anderen Gite d'Etape abgelaufen bin. Dann bog der Weg rechts ueber eine Bruecke ab und kurz danach auf einen Wanderweg. Dieser fuehrte ganz gemuetlich durch einen Wald weiter hoch. Irgendeinen stoerte ich auch noch beim Kacktus pflanzen. Ha! Den hat's auch mal erwischt :-). Ich legte mal wieder ein gutes Tempo vor, denn die 1100 HM Anstieg wollte ich so schnell wie moeglich hinter mich bringen um das noch gute Wetter fuer die darauf folgende Etappe ausnutzen zu koennen. Manchmal ging's ueber ein paar Felsen dahin, aber alles in allem war der Weg angenehm zu gehen. Dieser folgte zuerst dem Fluss zu seiner Linken bergaufwaerts und ueberquerte diesen dann. Nach den ersten 600 HM gab's dann ein Wegschild um auf den nach rechts abzweigenden GR10 hinzuweisen. Dieser verlief anfangs etwas steiler einem Bach entlang, aber eigentlich nicht so heftig. Ich dachte oefters mal daran, dass ich diesen Weg gestern schon noch haette gehen koennen. Aber der Wirt von der anderen Huette meinte, dass das hier ein sehr, sehr steiler Weg sei. Naja, ich habe schon deutlich Steileres gesehen. Schon am Anfang von dem Wanderweg fuehlte ich mich irgendwie wieder in den richtigen Bergen. Das Gehatsche von vor ein paar Tagen hat mich ja schon ziemlich genervt aber das hier ist genau das, was ich mir als richtige Wanderung vorstelle. Weiter oben konnte ich in der Ferne dann so etwas wie den Uebergang sehen. Hm... sollte es das jetzt schon gewesen sein? Dann waere ich ja richtig schnell gewesen.
Gut praeparierter Wanderweg ueber die Blockfelsen

An einem kleinen See vorbei und ueber ein paar Felsbrocken hinweg gelangte ich so zur Porteille des Besines, dem Uebergang. Tja, das war's dann wohl wirklich schon. Ein paar Schritte nach dem Uebergang konnte ich die Huette schon sehen. Allerdings verlief der Weg nicht direkt zu dieser hin. Erst musste ich ueber eine weitere versumpfte Graslandschaft, dann sah ich aber auch schon den Stausee weiter unten. Ja, der war wirklich huebsch anzuschauen und von enormer Groesse. Dann bog der Weg nach links ab und zog sich irgendwie ueber Gestein und zwischen kleinen Baeumchen hoch zur Huette "Refuge des Besines". Ja, das war dann die erste Etappe, welche ich in 3,5 Stunden statt der 5 Stunden 20 Minuten lief. Bei der Huette angekommen holte ich mir die uebliche Cola+Bier Mischung. Es war zwar erst 11 Uhr, aber das war mir auch relativ egal. Dazu gab's ein bisschen Baguette mit irgendeiner anderen Dose aus meinem Vorrat. In der Dose versteckte sich ein bisschen Streichwurst. Den einen Teil vom uebrigen Baguette ass ich gleich, den anderen bestreichte ich auch, hob mir diesen Bissen aber fuer eine weitere Pause etwas spaeter auf. Von der Huettenwirtin oder -angestellten erfuhr ich, dass es am Nachmittag ein bisschen regnen sollte. Hm... da wird's Zeit, dass ich es weiter packe.
Blick nach dem Uebergang...

Und schon ging's weiter mit der naechsten Etappe. Diese war etwas laenger und ich hatte es auch eilig, da ich ueber 2 weitere Uebergaenge musste. Sollte das Wetter zwischendurch umschlagen, muesste ich vllt. biwakieren. Deshalb war keine Zeit zu verlieren. Die Wegweiser zeigten in etwa die Richtung des naechsten Uebergangs "Coll de Coma d'Anyell" an zu dem ca. 350 HM zu schaffen waren. Also nicht gerade die Welt. Der Weg dorthin war aber herrlich. Erst mal ging's ueber einen Weg der ueber einen Hang an Blockfelsen gebaut wurde. Hier gab's auch keine Markierungen und ich stellte mir schon hier und da die Frage, ob ich denn hier richtig bin. Als dieser Felsenhatsch nach ein paar Minuten vorbei war, fand ich auch wieder Markierungen.

Ich bin sowas von kaputt vom heutigen Tag, dass es mir schwer faellt, weiterzuschreiben. Meine Augen fallen immer mal wieder zu und vor allem zieht mein Ruecken heftig. Es ist mir sogar etwas schwindelig. Also ist es wirklich Zeit, jetzt um halb 11 einen Schlussstrich zu ziehen um meinem Koerper Erholung fuer morgen zu geben.
... mit Blick zum See

So, nun ist es mitten in der Nacht um 1:42 Uhr. Da ich nicht mehr schlafen kann und meine Fuesse schmerzen, habe ich mir eben mal ein Paracetamol reingeschmissen. Das war heute doch etwas viel. Also nach diesem Felsenhatsch wurde der Weg wieder etwas gruener und besser zu gehen. Man bemerkte richtig, dass ich mich auf ueber 2000 HM befinde, da alles felsiger und schroffer ist. Als es dann kurz vor dem Uebergang weiter bergauf ging, waren erneut einige Blockfelsen zu ueberwinden, teilweise mal mit ein bisschen Kraxelei. Ja, das hier ist ein richtig schoener Wanderweg! Oben am Coll de Coma d'Anyell angekommen, sah ich auch schon bald den riessen grossen See, inmitten einer relativ flachen Landschaft. Ich konnte kilometerweit in diesem relativ flachen Bereich in den Pyrenaeen auf ueber 2000 HM sehen.Ein bisschen umstaendlich fuehrte der Weg teils ueber ein paar steinige Passagen, zumeist jedoch ueber Wiesenhaengen herunter. Hier oben gab's auch diesen bloeden Farn nicht, der mir aber evtl. nochmal spaeter begegnen wird wenn der GR10 auf weit unter 2000 HM verlaeuft. Vorbei an einem kleineren See stand ich bald vor diesem riessengrossen Etwas das hier oben einen sehr gewaltigen Eindruck machte. Ich stellte mir auch die Frage, wieso es hier oben keine Huette gibt. Hier ist auch die Kreuzung zweier GR's, naemlich des GR10 und GR7. Der HRP fuehrt auch ganz in der Naehe vorbei und ich haette auch schon einen schoenen, lawinensicheren Platz ausgemacht. Hier oben gab es auch noch eine nicht in der Karte verzeichnete Nothuette "Cabane de Rouzet", welche einen etwas durchwachsenen Eindruck machte.
Kurz vor dem Uebergang wurde es nochmal richtig felsig

Von der Nothuette aus liefen vor mir ca. 4 weitere, vermutliche GR10 Gaenger, die ich allesamt innerhalb weniger Minuten ueberholt hatte und dann auch, entgegen meiner Erwartung diese bei der naechsten Huette zu treffen, nie mehr wieder sah. Ich machte mir heute auch immer wieder Gedanken darueber, dass es nach dem heutigen Tag nur noch 7 Wandertage sein werden. D.h., nur noch 6 mal aufstehen. Ich fange die gleichen Zahlenspiele an wie von auf der Muenchen-Monaco Tour um mir die Restzeit kurzzureden. Der Himmel war mittlerweile sehr stark bewoelkt, teils auch mit etwas dunkleren Wolken aber nicht in der Form, dass ich von einem Gewitter ausgegangen waere. Die 250 HM zum naechsten Uebergang bin ich ziemlich hochgerannt, da mir diese Hoehendistanz nicht viel ausmacht und der Weg gemuetlich nach oben stieg.
Der riessengrosse See war schon bald beim Uebergang zu sehen

Oben angekommen gab's nicht viel zu sehen und als ich weiter abstieg, traf ich auf einen See. Ein See?!? Den gibt's hier in der Karte doch gar nicht! Einen See gibt's nur auf dem GR7. Etwas unsicher versuchte ich aus der Karte und meinem Kompass schlauer zu werden. Alles deutete schon auf den GR10 hin, aber in der Karte war einfach kein See. So beschloss ich eben, weiter zu dem See abzusteigen um zu sehen, ob links daneben eine Huette ist. Wenn ja, befinde ich mich auf dem GR7. Sehr erleichtert stellte ich dann fest, dass dort keine Huette war und dann bog der Weg auch in das sehr lange Tal, dessen Ausrichtung sehr mit der Himmelsrichtung von dem GR10 in der Karte uebereinstimmte. Das haette mir ja jetzt noch gefehlt... Dann lief ich den sehr langsam absteigenden Weg weiter bergab dem Tal folgend entlang. Irgendwann machte ich auch mal eine Pause, um meinen Fuessen nach den paar Stunden weiteren Hatsch seit der Huette auch mal Erholung zu geben und futterte das restliche Baguette weg. Dann musste ich den kilometerlangen Hatsch durch das Tal auch schon fortsetzen. Insgesamt waren das wohl um die 6 km, die ich hier den Fluss entlang laufen musste. Da gibt's wirklich spannenderes.
Die Huette beim See

Dann bog der GR10 nach rechts ab und auf einer Anhoehe konnte ich ueber den naechsten See blicken, der in etwa aehnliche Ausmasse (ca. 3 km) wie der vorherige See hatte. Das Wasser war atemberaubend schoen und teilweise gab es kleine Inseln auf dem See auf denen kleine Baeume wuchsen. Der Weg verlief dann entlang eines Waldgebietes rechts um den See herum. Immer mal wieder waren kleinere und groessere Bachlaeufe zu ueberqueren und immer mehr Grattler kamen mir entgegen. Ich ahne Boeses...
Blick zurueck zum riessen See

Als ich dann bei dem Staudamm vorne ankam, wimmelte es hier nur von Grattlern. Es gab einen Parkplatz, ein Hotel, ein Cafe das ueberfuellt war und noch vieles mehr. Als ich das Refuge aufsuchte, war dies komplett leer. Das ist echt traurig, dass das Refuge leer ist und die anderen Grattlerbuden voll. Als Belohnung fuer den heutigen erfolgreichen Tag holte ich mir wieder Cola+Bier. Aber will ich hier denn wirklich bleiben? Da bleibt mir eigentlich nichts anderes uebrig, da die naechste Etappe mit 5,5 Stunden und ueber 15 km angegeben ist. Allerdings geht der Weg anscheinend nur 500 HM bergab. Zwischendrin wuerde es ein Hotel geben. Dort habe ich dann auch angerufen und die hatten auch noch ein Zimmer frei. Dort wuerde ich also zur Not unterkommen, wenn ich nicht bei ungefaehr der Haelfte weiterlaufen koennte. Es war bereits nach 16 Uhr und mir war auch klar, dass ich viel zu spaet zum Abendessen kommen wuerde, wenn ich komplett durchlaufen wuerde. Aber es gab bei der Halbzeit auch einen Supermarkt, bei dem ich mir etwas besorgen koennte und auch Selbstversorgerkuechen am Ende der Etappe wenn ich das durchlaufen wuerde. Ja, wuerde hier und wuerde da. Also beschloss ich in die naechste Etappe aufzubrechen. An diesem grattlerverseuchten Ort wollte ich auf keinen Fall bleiben.
Der lange Weg das Tal entlang

Der Strasse folgend bog der GR11 nach rechts ab. Eigentlich haette ich nicht der Strasse folgen muessen, da der GR11 auch irgendwo darueber verlief, allerdings wollte ich keine Minute mit dem Suchen des Abzweiges von dem GR11 [Natuerlich handelt es sich hier um den GR10] verschwenden, da es sich nur um ein paar Minuten Autobahnhatsch gehandelt hat. So, nun isses Zeit fuer's Bett. Es ist 2:10 und ich sollte doch noch etwas schlafen. Der morgige Tag wird wieder anstrengend, aber hoffentlich nicht so wie heute :-).
Tztztz

Nun bin ich am Zielort des naechsten Tages angekommen. Nachdem der GR11 also von der Strasse abgebogen ist, verlief dieser ueber Wiesen und natuerlich gehoerte wieder eine gehoerige Portion Schlamm dazu. Was waere der GR10 auch ohne Schlamm. Nun faellt mir sogar auf, dass ich GR11 schreibe, obwohl das hier ja der GR10 ist. Ich war gestern wohl wirklich fertig. Dieser Wiesenhatsch an sich war eigentlich ganz schoen. Ich legte auch die richtige Musik ein um schnell voranzukommen, naemlich "Lamb of God". Diese Dresche gab mir vllt. einen Ticken mehr Geschwindigkeit. Den Markierungen ueber die Wiese folgend gelangte ich so nach einem leichten Abstieg zu einer Nothuette, welche allerdings nicht wirklich nutzbar war. Bis hierhin war der Weg ja noch ganz schoen und haette mir morgens auch noch gefallen. Dieser verlief naemlich an einem weiteren kleinen See entlang, der sehr, sehr idyllisch war. Danach aber stieg der Weg bergab und zwar ueber einen so mistigen, ausgewaschenen Weg der entweder aus runden Steinen bestand oder aus Schotter und glatten anderen Steinen. So ging's einige Zeit lang weiter und ich verlor einiges an HM, was auch ganz gut war.
Der weitere, sehr grosse See

Spaeter ging's dann auf einer normalen Fahrtstrasse weiter, die ab und zu auch ein paar Skipisten querte. Das war wirklich alles andere als ein angenehmer Hatsch und ich war froh, dass ich den Mist heute gelaufen bin, da dies morgen meine einzige Etappe gewesen waere und das einfach kein Wandertag wie ich ihn mir vorgestellt haette gewesen waere. Als ob das noch nicht gereicht hat, stieg der Weg dann auch noch leicht bergauf. Ja was soll denn dieser Mist? Im Fuehrer ist nur ein absteigender Weg beim Hoehenprofil angegeben. Irgendein Jogger kam mir auch noch entgegen, der wissen wollte, ob es spaeter einen Weg zurueck geben wuerde. Na klar meinte ich und zeigte ihm die Karte. Es gibt hier ueberall Mountainbikestrecken. Ich war uebrigens gerade auch auf einer unterwegs. Nach einer halben Ewigkeit in der meine Fuesse vor sich hinschmorten konnte ich dann Haeuser von der Ortschaft "Pyrenees 2000" sehen, musste dann aber wieder ueber einen so mistigen, ausgewaschenen Wanderweg weiter absteigen.
Das waere ein perfekter Zeltplatz bei einem wunderschoenen See

Dieser fuehrte mich zu der Strasse. Perfekt! Jetzt kommt der geplante Reifenwechsel, da es nun laengere Zeit ueber die Strasse weitergeht. Eine schoene Sitzgarnitur gab mir auch die entsprechende angenehme Moeglichkeit, die Reifen zu wechseln. Die ersten Schritte in meinen Sandalen waren mal wieder die Hoelle. Das ist so wie wenn man irgendetwas in eine Form fuer lange Zeit presst, dieses Etwas dann irgendwann diese Form annimmt und es dann wieder in eine andere Form gepresst wird. Allerdings hielten diese anfaenglichen Schmerzen nur ein paar Minuten an und waren dann auch verschwunden. Von der Strasse zweigte der Wanderweg dann kurz ab, um eine Serpentine abzukuerzen. Nur war dort auch ein Elektrozaun ohne eine Wandereroeffnung. So nahm ich eben eine Eisenstange die in der Naehe herumstand und lies diese auf den Elektrozaun, also dessen Schnur, fallen. Mit den Wanderschuhen schlug ich dann gegen die Eisenstange, sodass der Zaun wieder nach oben sprang. Das ist wirklich eine Sauerei. Nach ein bisschen Waldhatsch begann das Spielchen erneut mit dem darunterliegenden Weidezaun. Dort verwendete ich aber gleich meine Wanderschuhe als Werkzeug um den Zaun herunterzudruecken.
Weitere Nothuette, allerdings etwas ungemuetlich

So gelangte ich nach Bolquere. Hier gaebe es ja auch eine Moeglichkeit zu uebernachten, aber ich fuehlte mich noch gut genug, um weiterzulaufen und meinen Plan mit Shoppen und dem 'late-arrival' bei der Gite d'Etape durchzuziehen. Mit 30 Metern Umweg konnte ich auch einen Pitstop beim Supermarkt einlegen. Dort kaufte ich allerlei Zeugs: Mit Bergkaese, Wurst und Baguette war ich wieder prima mit Essen ausstaffiert. Dann noch Shampoo, 1 Flasche spritziges Wasser, wobei ich eine andere Wasserflasche an meinem Rucksack dafuer wegwarf, 3 Dosen Bier mit je 1/2 Liter, 250g Nudeln, 1 grosses Glas Bolognesesosse. Das war's denke ich alles in allem. Damit waere ich fuer den Abend versorgt. Achja. Als sofortigen Durststiller gab es eine Dose Panache, das ist eine Art Radler. Der Rucksack wurde dadurch sehr, sehr schwer und ich spuerte gleich in meinem Genick, dass das heute noch zum Problem werden wird. Ein solches Gewicht kann ich problemlos mal fuer ein paar Stunden mit mir schleppen, aber nicht, wenn ich schon seit Laengerem einen schweren Rucksack schleppe.
Der See bei der Nothuette

Mit den Sandalen an den Fuessen ging's dann weiter. Allerdings ignorierte ich eine Abzweigung des GR10, da dieser wohl etwas verlegt wurde und das wohl 1 km mehr bedeutet haette. So lief ich lieber der Strasse entlang weiter und meine Vermutung wurde dann auch bestaetigt. Der GR10 kam spaeter wieder auf der Strasse heraus, allerdings mit einem ordentlichen "Hakenschlag" mehr als Gehweg. So erreichte ich Col de la Perche, einem typischen kleinen Dorf, das nur davon lebt, dass es an einer Strasse ist die ueber diesen Uebergang fuehrt. Davon bemerkt man aber fast nichts, da es hier auf ca. 1600 HM fast eben ist. Hm... ich bin hier gerade neben der Kueche von der Unterkunft des naechsten Tages und es kommt mir ein wunderbarer Duft von einem Kuchen entgegen. Ich habe schon richtigen Heisshunger. Zurueck zum Megahatsch: Der GR10 fuehrte mich dann bald weg von der Strasse und ich lief ueber einen Feldweg fast immer geradeaus nach la Cabanasse, womit weiter 3 km totgeschlagen waren. Meinem Ruecken ging's immer schlechter. Ich spuerte wie schon so oft ein heftiges Ziehen etwas unterhalb meines Nackens, wobei jede schnelle Bewegung in einem Stechen resultierte. Mit dem Hueftgurt versuchte ich das Gewicht mehr auf die Huefte zu verteilen, was aber nur bedingt half.
Der steinige Abstieg

Dann galt es nur noch in's naechste Dorf, naemlich Planes zu laufen. Dieser Weg war aber dann doch eher mehr etwas in Richtung Wanderpfad. Dieser bog von der Strasse ab und war sogleich ein kleiner schmaler Pfad. Wegweiser verrieten mir oefters die verbleibenden km, wobei ich immer dachte, dass ich schon mehr km abgelaufen haben muesste. Nachdem der Weg erst mal etwas aufgestiegen ist, naemlich auf einen Grasbuckelhang, querte dieser den Hang einfach. Ich hoffte wirklich, dass ich mich jetzt am Schluss nicht noch verlaufen werde. Die Wolken hingen auch schon sehr tief und von einem Nachbardorf sah ich nur noch die Strassenlaternen durch die Wolken durch. Bei mir war aber zum Glueck die Sicht noch frei. Nach dem Wiesenhatsch stieg der Weg dann nochmal steil bergab um dann nochmals aufzusteigen. Markierungen waren hier Mangelware und es wurde auch dunkler und dunkler. Es war wohl schon kurz vor 20 Uhr und es war hier auch noch sehr bewaldet. Der weitere Aufstieg war aber schnell geschafft, dann bog der Weg nochmals von der mittlerweile kleinen Fahrtstrasse ab und verlief nochmals etwas hoeher.
Was? Immer noch 155 km?!?

Dann war ich endlich in Planes. Jawoll, geschafft. Jetzt brauche ich nur noch eine Unterkunft. Bei der ersten Gite schien niemand zu sein. Dann lief ich im Dorf herum, suchte nach einer bestimmten die mir dann aber zu weit weg erschien und folgte den Schildern zur anderen Gite de l'Orri. Dort angekommen schien aber alles wie ausgestorben zu sein. Ja Mist. Das ist wirklich aergerlich. Die untere Tuere zum Gite war aber offen und die obere Terrassentuere war verschlossen, hinter der sich die Selbstversorgerkueche befand. Allerdings fuehrte von unten eine Treppe nach oben und ich legte erst mal meine Sachen ab. Es ist mir wirklich egal, ob ich hier illegal bin oder nicht, hier bekommt mich niemand mehr weg. So riss ich mir erst mal eine Dose Bier auf. Ich rief dann per Handy den Besitzer an, der zum Glueck Englisch sprach und sagte, dass ich eben hier bin und ob das OK ist. Klar, kein Problem. Die sind nur nicht vor Ort, da niemand am Abend gekommen ist und sie deshalb ausgegangen sind.
Tief haengende Wolken

Dann ging das Kochen los. Da das Gas abgestellt war, holte ich mein Kochzeug heraus. In dem Gite stand aber noch eine fast leere Gaskartusche mit Schraubverschluss herum. Prima! So muss ich nicht mein eigenes Gas verschwenden. Vorher duschte ich mich noch und machte dann das Wasser heiss. Es gab jetzt die ganzen 250g Nudeln mit Bolognesesosse. Genau! So eine Nachmache von Fruchtzwergen kaufte ich auch noch als Vor- und Nachspeise. Nachdem ich die ganze Ladung Nudeln verputzt hatte schrieb ich an diesem Tagebuch und hatte ploetzlich Probleme mit dem Kreislauf. Heute hatte ich es wohl wirklich uebertrieben. Nach einem weiteren Schluck Bier legte ich mich dann fuer ein paar Minuten auf die Sitzbank und richtete mich dann wieder auf. Mein Nacken schmerzte auch noch immer. Dann kam das Schwindelgefuehl wieder zurueck und irgendwann beschloss ich, dass es wenig Sinn hat noch laenger wach zu bleiben, da ich auch hundemuede war. Eigentlich sagte ich zu den Wirtsleuten, dass ich noch bis Mitternacht wach bleibe, aber dann ging ich doch schon in's Lager.
Planes bei Nachteinbruch

Das interessante fuer heute war wohl, dass ich keine Schmerzen mit den Sandalen beim Laufen hatte. Ich haette so wohl noch ein paar km weiter laufen koennen, wenn der Rucksack nicht gewesen waere. Das Fazit des heutigen Tages ist auch, dass es ein Wandertag voller wunderschoener Seen war, mit herrlichen Wanderwegen. Leider wurde mir der Wanderabschluss dann durch die ganzen Grattler vermasselt.